Gedanken zum Kirchenweihfest

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Schöne Kirchen ziehen auch heute viele Menschen an. Wenn manche auch seltener einen Gottesdienst besuchen, aber zumindest im Urlaub oder beim Besuch einer fremden Stadt gehen viele an den dortigen Kirchen nicht vorbei. Manche haben ein Bedürfnis, dort eine Kerze anzuzünden, andere interessieren sich für das Kunstvolle oder für einen altehrwürdigen Baustil. Es stimmt ja auch: Unsere Kirchen sind Stätten hoher Kultur, sie bergen oft Schätze einer langen Geschichte und manche atmen gar die Aura von Jahrhunderten.

Wieder andere zieht es in die Kirchen, weil sie ein geistlicher Ort sind, ein Ort der Stille, der Sammlung und des Gebets, oft auch der Ort, wo sie getauft und gefirmt wurden oder ihre Hochzeit gefeiert haben. An solchen Orten muss man sich immer wieder sammeln, verweilen, sich erinnern und wohl auch danken.

Um das Kirchweihfest haben sich seit Jahrhunderten auch viele weltliche Bräuche entwickelt wie Kirchweihtanz, Kirchweihbaum oder Kirchweihessen. Aber diese schönen Bräuche stehen auf tönernen Füßen, wenn sie nicht wieder verbunden werden mit dem geistlichen Sinn unserer Kirchen.
Warum also wurden Kirchen überhaupt gebaut?

Zunächst trafen sich die frühen Christen nur in Privathäusern oder in Rom während der langen Zeit der Verfolgung in den Katakomben. Wenn es auch da und dort schon ganz kleine Kirchen gab, so hatte der richtige Kirchenbau in Form von Achtecken oder der frühen Basiliken erst ab dem 4.Jahrhundert eine Chance.

Man nahm zwar auch Anleihe an der Gestalt des jüdischen Tempels als dem "Ort, wo Gott wohnt", dennoch sahen die Christen in Christus selbst den "Tempel des Neuen Bundes", den Ort, wo in der Eucharistie der "Leib des Herrn" angebetet, empfangen und verherrlicht wird. Daran erinnert heute noch in den katholischen Kirchen der Tabernakel, also der Ort der Gegenwart Christi. Der Tabernakel aber gehört zum Altar. Dieser ist nichts anderes als die Mitte der Kirche. Kirchen werden also immer um den Tabernakel und den Altar gebaut, um den sich wieder die Gläubigen zur Feier des Gottesdienstes versammeln, zum Gebet, zur Eucharistie und zum Lobpreis. So bekommt eine Kirche ihre Würde und Weihe von Christus selbst her, vom geweihten Altar und von der Würde des sich versammelnden Volkes Gottes.

Diese Würde wird in der Kirchweihliturgie so besungen: "Voll Schauer ist dieser Ort, der von Gott geschaffen ist, Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels". Kirchen und Altäre sind also so etwas wie der Schnittpunkt zwischen Himmel und Erde, ein Fenster zur Ewigkeit mitten in der Zeit, ein Ort der Gnade, der stillen inneren Freude, ein Ort der Gemeinschaft und des Friedens. Um diese tiefe Sinnhaftigkeit unserer Kirchen zu erhalten und sie würdig und schön auszuschmücken, ist es vielen Gläubigen ein Herzensanliegen, für ihre Stadt-, Pfarr- oder Dorfkirchen eine Spende zu geben, sei es am Kirchweihfest oder sonst das Jahr über.
14.10.10
Neumarkt: Gedanken zum Kirchenweihfest
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