"Respekt und Toleranz"

NEUMARKT. Großen Anklang fand eine gemeinsame Veranstaltung des CSU-Stadtverbandes Neumarkt und der türkischen Gemeinden in Neumarkt und Roth im Neumarkter Johanneszentrum-Kolpinghaus. Umrahmt wurde die Veranstaltung von den fünf Mitgliedern der "Tastenklopfer" der Musikschule Neumarkt.

In seiner Einführung ging Stadtverbandvorsitzender Helmut Jawurek auf die Thematik ein. Pfarrer i.R. Ernst Herbert habe sich stark um die Organisation des Abends verdient gemacht. Helmut Jawurek nutzte die Begrüßung um einen geschichtlichen Rückblick auf die Integration vorzunehmen.

Häufig würden die Zuwanderer zunächst sehr kritisch betrachtet und seien mit der Ankunft der "fremden" auch immer Ängste verbunden. Bereits mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals hätte es in Neumarkt Ängste gegenüber den fremden Kanalbauern, damals vor allem aus Italien, gegeben, berichtet er aus Unterlagen aus dem Stadtarchiv. Dennoch sei es nach einiger Zeit durch guten Willen auf beiden Seiten möglich gewesen, diese Zuwanderer zu integrieren. "Integration ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Hier muss offen miteinander gesprochen, aber auch entsprechend gehandelt werden, denn Integration kann man nicht nur herbeireden", sagte der Stadtverbandsvorsitzende.

Mesud Kahir von der türkischen Gemeinde ging darauf ein, dass religiös motivierte Taten der letzten Jahre das Verhältnis und die Integration belastet hätten. Es habe den an der Integration in Beteiligten in Deutschland die Chance gefehlt, sich rechtzeitig auf diese Veränderungen einzustellen. Dennoch müsse man nun vorsichtig nach Wegen suchen, sich auf diese Veränderungen einzustellen, und diese beschreiten.

Dabei forderte er alle Beteiligten auf, sich mit dem jeweils anderen vorurteilsfrei zu befassen und sich selbst eine Meinung aufgrund eigener Kenntnisse und überprüfbaren Fakten zu bilden. Zugleich forderte er Respekt und Toleranz gegenüber allen und allen Religionen.

In seinem Impulsreferat ging Alois Karl auf die Entstehung des Grundgesetzes mit seinen 146 Artikeln ein. Besonders ausführlich erläuterte er die 19 ersten Artikel, die die besonderen Grundrechte der Bürger festlegten. Diese Grundrechte sind Abwehrrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat, die den Staat auch gegenüber den Einzeln in sein Handeln binden.

Zugleich zeigte er auf den Unterschied zwischen deutschen Rechten und den Menschenrechten auf. Während sich diese deutsche Rechte nur auf die Inhaber dieser Nationalität erstreckten und im Laufe der Zeit auch andere Nationalitäten einbezogen wurden, hätten die Menschenrechten an sich einen universellen Anspruch. Mit Hinweis auf die eingeschränkte Religionsfreiheit in vielen islamischen Staaten sagte der Bundestagsabgeordnete, dass auch die Missachtung der Menschenrechten in anderen Ländern es nicht rechtfertige, Menschen aus diesen Ländern diese Menschenrechte bei uns vorzuenthalten.

Deutliche Worte fand Alois Karl auch zur Notwendigkeit des Beherrschens der Deutschen Sprache als Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration: "Das Beherrschen der Deutschen Sprache ist der Schlüssel zum Verstehen der Grundrechte in der Bundesrepublik. Nur wenn jemand diese Grundrechte in seiner ganzen Breite versteht, so kann er sie auch bejahen und danach leben." Deshalb sei es auch die richtige Entscheidung gewesen, dass man auf Bundesebene die Haushaltsansätze für Deutschkurse von Ausländern von 2007 auf 2008 nahezu verfünffacht habe.Vor diesem Hintergrund sei er auch zuversichtlich, dass auf einer immer breiteren Sprachbasis eine Integration gelingen werde, wenn sich alle Beteiligten hier weiterhin einbringen werden.

Beyhan Biyiklioglu, Vorstandsmitglied der Türkischen Gemeinde in der Metropolregion, ging in ihrem Referat auf ihre Erfahrungen aus ihrer anwaltliche Praxis und sah durchaus noch Probleme - so dass Ausländern nicht die gleichen Rechte zugebilligt würden wie deutschen Staatsangehörigen.

In der anschließenden Diskussion unter Leitung von Michael Husarek, dem stellvertretenden Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, standen MdB Alois Karl, Beyhan Biyiklioglu, Bürgermeisterin Ruth Dorner, Mehmet Altug und Celal Gögercin den Besuchern Rede und Antwort.

Mehmet Altug führte Integrationsprobleme bei den Migranten auf fehlendes Selbstbewusstsein zurück. Zu häufig hätten diese Menschen das Gefühl, dass ihnen nicht das gleiche Maß an Menschenwürde zugebilligt werde. Zudem bestünden oft noch sprachliche Defizite um sich entsprechend einbringen zu können.

Bürgermeisterin Dorner berichtete über die praktischen Erfahrungen im Neumarkter Bürgerhaus mit tatsächlicher Integration.

Alois Karl forderte diese und weitere positiven Ansätze für eine praktische Integration konsequent fortzusetzen.

Diesen Weg will auch Celal Gögercin fortgesetzt sehen. Nur wenn man sich bewusst auf die positiven Entwicklung und Projekte konzentriere, könne man die nötige Kraft finden, um den Integrationsprozess erfolgreich fortzusetzen.
16.01.09
Neumarkt: "Respekt und Toleranz"
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