Unternehmer zieht Busse ab


Die Stadtbusse von Arzt-Reisen gehören noch zum Stadtbild –
am 31. Dezember verschwinden sie (oder sie werden von den
Stadtwerken käuflich erworben?).
Archivfoto: Erich Zwick
NEUMARKT. Ein rauschendes Jubiläum wäre es ohnehin nicht geworden, aber die Breze für jeden Fahrgast wird trotz der Hiobsbotschaft nicht gestrichen.

An diesem schon seit Jahresanfang angekündigten Geschenk zum 15. Geburtstag der Stadtbusse dürfen sich am 1. September die Fahrgäste ihre Zähne ausbeißen, wozu sie allen Grund haben – denn die Zukunft der Stadtbusse steht ausgerechnet im Jubiläumsjahr in den Sternen. Am 31. Dezember ist nämlich mit den Stadtbussen von Arzt-Reisen "Feierabend" (neumarktonline berichtete am Dienstag).

Wie's dann mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Neumarkt weitergeht, darüber wird gegenwärtig kräftig orakelt: die Regierung der Oberpfalz als Aufsichtsbehörde wurde alarmiert und der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), der die heraufdämmernde Dramatik mit einer gewissen Gelassenheit sieht: "Dann bleiben eben ein paar Seiten im kommenden Fahrplan unbedruckt." Und auch der Oberbürgermeister beweist Galgenhumor: "Dann müssen wir’s halt selber machen." Da fällt Thomas Thumann aber auf die Schnelle ein, dass er dazu noch den Omnibusführerschein braucht.

So weit wird es sicherlich nicht kommen; denn die Stadtwerke haben bereits ihre Fühler ausgestreckt. Für sie gibt es zwei Möglichkeiten: die Stadtbusse in Eigenregie zu betreiben oder europaweit auszuschreiben. Gegenwärtig tendiert man dazu, den Betrieb selbst in die Hand zu nehmen, fünf neue und fünf gebrauchte Busse zu dem einen eigenen "Pferd im Stall" anzuschaffen. Dies würde eine Investition im Millionenbereich erfordern und die anderen Stadtwerke-Kunden zu einer "Querfinanzierung" heranziehen. Auf gut Deutsch: die Stromverbraucher müssten das Defizit der Stadtbusse mit tragen, was denen verständlicherweise nicht besonders schmecken wird.

Dass das gesunde Busunternehmen Arzt so plötzlich "hinschmiss", hat einzig und allein wirtschaftliche Gründe. Helga Glas, die Chefin von Arzt-Reisen in Seligenporten, beklagte gegenüber neumarktonline, dass ihr Unternehmen seit Jahren mit dem Stadtbus-Betrieb in Neumarkt draufzahle, und es nun die letzte Gelegenheit gewesen sei, die "Reißleine" zu ziehen. Aufgrund einer Vertragsklausel hätte man jetzt handeln müssen, um nicht die volle Laufzeit erfüllen zu müssen.

Seitens der Stadtwerke Neumarkt hätte es an Kooperationsbereitschaft gemangelt. Gesprächstermine seien entweder immer wieder hinausgeschoben worden oder ganz geplatzt. Bei einem der letzten Versuche, zu einer Einigung zu kommen, sei der Bescheid gewesen: "Wir überlegen's uns noch."

Jetzt müssen die Stadtwerke wirklich überlegen, aber eben in eine andere Richtung. "Wir wollen, dass die Qualität des Stadtbusnetzes aufrecht erhalten bleibt", kommentierte am Mittwoch Oberbürgermeister Thomas Thumann die Situation, die mit Stadtwerkedirektor Manfred Tylla und den Mitgliedern des Werksenats "abgesprochen" sei. "Deswegen bin ich erstaunt, dass die Angelegenheit an die Öffentlichkeit gelangte", zeigte sich das Stadtoberhaupt verwundert.

Gleichzeitig betonte Thomas Thumann, dass es nun erst recht das Ziel sei, noch mehr Fahrgäste für die Stadtbusse zu motivieren. Wo die allerdings herkommen sollen, konkretisierte er nicht. Vielleicht sollte man doch auch einmal an die vernachlässigten Pendler denken. Hier gäbe es sicherlich noch ein unausgeschöpftes Potential.
Erich Zwick
27.08.08
Neumarkt: Unternehmer zieht Busse ab
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