Offizielles Zertifikat

NEUMARKT. Als 29. Zentrum bundesweit und 8. in Bayern kann das Darmzentrum Neumarkt, eine Kooperation von niedergelassenen Ärzten und dem Klinikum Neumarkt, das offizielle Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft entgegennehmen. Landrat Albert Löhner wird die Überreichung am Mittwoch um 17 Uhr in der Aula des Landratsamtes vornehmen.

Die Behandlung bösartiger Tumoren wird immer komplexer, unterliegt einem raschen Wandel und erzielt inzwischen meist deutliche Verbesserungen für den Patienten. Allerdings ist die vorherige Diagnostik wie auch die spätere Behandlung in der Regel an ein gut eingespieltes Team ärztlicher wie nichtärztlicher Helfer gebunden. Die Verzahnung aller im Verlauf der Behandlung Beteiligten erfordert eine klare Struktur untereinander und einen verständlichen und geführten Weg für den Patienten. Er darf sich in der Weitergabe von Diagnostik zu Operation und Nachsorge nie verloren oder zwischen unterschiedlichen Meinungen hin- und hergeschoben vorkommen. Für die Qualität der medizinischen Leistungen und die Zuverlässigkeit der aufgebauten Strukturen gibt es anerkannte Maßstäbe. Der Zusammenschluss von Ärzten aus dem niedergelassenen Bereich und dem Klinikum mit nichtärztlich unterstützenden Einrichtungen zum Darmzentrum Neumarkt erfüllt diese Anforderungen.

Die Regeln setzten sich aus zwei Blöcken zusammen:
  1. Anforderungen an Krankenhäuser, Praxen oder andere Einrichtungen, die vor allem ihre Organisations- und Ablaufstruktur und Sicherheit nach einem vorgeschriebenem Standard, der DIN-ISO 9001:2000, nachweisen müssen. Dies wird vom TÜV geprüft und ist unabhängig von der Erkrankung Darmkrebs. Viele nichtmedizinische Einrichtungen sind vom TÜV zertifiziert, nun zunehmend auch Krankenhäuser.
  2. Eine Leitlinie, wie sie fachübergreifend als "S-3 Leitlinie für die Behandlung Kolorektaler Karzinome" festgelegt ist, bündelt die wissenschaftlichen Empfehlungen und Standards der Fachgesellschaften. Medizinische Abläufe, wie sie aus Sicht der Deutschen Krebsgesellschaft, speziell für die jeweilige Erkrankung - hier den Darmkrebs - sinnvoll sind, wurden zusätzlich als Regelwerk zusammengefasst. Hier sind auch Qualifikationen und Mindestzahlen der Ärzte bzw. der Institutionen sowie auch Zahlen über die anzustrebenden Behandlungsergebnisse festgeschrieben.
Die Einhaltung der Qualitätskriterien wurde in Neumarkt vor Ort von Vertretern des TÜV und der Deutschen Krebsgesellschaft in einem mehrtägigen Audit geprüft. Das Darmzentrum Neumarkt hat diese Prüfung bestanden und ist daher nun offiziell zertifiziert. Als 29. von derzeit 40 Zentren in Deutschland (davon acht in Bayern) hat das Darmzentrum Neumarkt hier eine Vorreiterrolle übernommen.

Die Übergabe der Zertifikatsurkunden durch Landrat Löhner findet in einer kleinen Feierstunde am Mittwoch in der Aula des Landratsamtes statt. Hierzu ist die Öffentlichkeit eingeladen. Anschließend (18 bis 19 Uhr) ist für Interessierte, Patienten und Angehörige eine Informationsveranstaltung vorgesehen: "Darmkrebs vorbeugen und behandeln - eine Erkrankung die man ausrotten könnte."

Das Darmzentrum lebt von der Verzahnung des außerklinischen mit dem klinischen Bereich. Es beginnt bei der Prävention und Beratung im hausärztlichen Bereich. Die notwendige Diagnostik im Erkrankungsfall wird durch niedergelassene Fachärzte durchgeführt. Erst dann wird mit den Fachdisziplinen am Klinikum die Therapie abgesprochen und der Patient gegebenenfalls in die klinische Behandlung - zum Beispiel zu einer Operation - eingeschleust. Eine zentrale Rolle spielt hier die wöchentlich stattfindende, interdisziplinäre Tumorkonferenz. Die weitere Behandlung und Nachsorge wird in dieser Konferenz abgesprochen und, wenn möglich, wieder weitgehend im außerklinischen Bereich geleistet. Im Verlauf der Betreuung kann es sein, dass ein Patient in dieser Konferenz mehrfach besprochen wird, bis sein individuelles, dem Krankheitsverlauf angepasstes Regime festgelegt wird.

Die beteiligten ärztlichen Disziplinen sind in der Klinik vor allem Chirurgie, Gastroenterologie und Onkologie, Röntgendiagnostik und die angeschlossene Strahlentherapie und Pathologie Fürth. Im außerklinischen Sektor die Hausärzte (Allgemeinärzte und hausärztlich tätige Internisten), Gastroenterologen und Onkologen.

Die Pflege spielt eine entscheidende Rolle in der Patientenversorgung - sowohl auf den Stationen wie auch in den Funktionsbereichen von Aufnahme über Endoskopie bis zum OP und der Intensivstation. Stomatherapie, Überleitungsmanagement mit Sozialdienst, ambulante Pflegedienste, ambulante Hospizbetreuung, und viele andere Einrichtungen ergänzen die Betreuung von Patienten mit Darmkrebs.

Die Beteiligten haben sich für den internen Umgang ein Regelwerk (Gründungsvertrag und Geschäftsordnung) gegeben, Kooperationsverträge formulieren die Teilaufgaben der Mitglieder aus. Es wurde aus dem Kreis der Beteiligten ein Führungszirkel bestimmt:
Leiter des Darmzentrums ist Dr. Manfred Kästel, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, sein Stellvertreter Prof. Dr. Tympner, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des Klinikums.
Die organisatorische Koordination, insbesondere auch der wöchentlichen Tumorkonferenz übernimmt ab 1.November Dr. Oliver Bolte, Onkologe und Oberarzt in der Medizinischen Klinik II.
Paritätische Vertreter der niedergelassenen Ärzte sind Dr. Ekkehart Ladda als Onkologe, Dr. Christian Grohmann als Vertreter der Magendarmspezialisten, die die ambulanten Darmspiegelungen durchführen, und Dr. Rudolf Kluge als Vertreter der Hausärzte.

Das Darmzentrum nimmt an wissenschaftlichen Studien unter Einbeziehung aller, auch der niedergelassenen Partner teil. Die Dokumentation aller Patientenverlaufsdaten wird im Studiensekretariat zusammengeführt, aber parallel auch weiter an das Tumorzentrum Regensburg gesandt. Hierdurch soll auch die Anbindung an weitere Darmzentren über die Region Neumarkt hinaus gewährleistet werden.

Das Darmzentrum stellt eine große Chance dar, die schon sehr gute Behandlung dieser Erkrankung sowie die Behandlungsabläufe in der Region für den Patienten zu optimieren, die Beteiligten im außerklinischen und im klinischen Bereich besser auf einander abzustimmen. Ein wichtiger Teil der gemeinsamen Arbeit ist jedoch auch die Aufklärung und Vorbeugung.

In Deutschland erkranken jährlich etwa 70.000 Patienten neu an Darmkrebs. Rechtzeitig entdeckt ist nahezu die Hälfte aller Darmkrebserkrankungen komplett heilbar, hieß es. Diese Rate könne durch noch frühere Diagnosestellung noch deutlich erhöht werden. Deshalb sei eine wichtige Aufgabe des Darmzentrums die Aufklärung, Forcierung der Testung auf Blut im Stuhl und der vorsorglichen Darmspiegelung.
23.10.07
Neumarkt: Offizielles Zertifikat
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