Gegen Schweine demonstriert

Nachbarn des geplanten Schweinemastbetriebs demonstrieren gegen eine Verschlechterung ihrer Wohnqualität.
Fotos: Susanne Weigl

Erregte Diskussionen vor der Metzgerei von Richard Iberl in
Woffenbach.

Die Mitarbeiter der nahegelegenen Kunststofffabrik fürchten um
ihre Arbeitsplätze.
NEUMARKT. Müssen die Bürger von Woffenbach ständig ihre Lebens- und Wohnqualität durch Bürgerinitiativen erkämpfen? Nachdem sie einen umstrittenen S-Bahn-Halt abgeschmettert haben, drohen ihnen neue Unannehmlichkeiten, gegen die sie sich vehement zur Wehr setzen.
Metzger Richard Iberl beabsichtigt -
wie mehrmals berichtet - einen Mastbetrieb für 200 Schweine zu errichten. Dagegen laufen die Anwohner Sturm und vor allem der Inhaber und die Mitarbeiter des angrenzenden Kunststoff herstellenden Unternehmens fürchten um ihre Existenz und ihren Arbeitsplatz. Der Grund: die Fliegen aus den Schweineställen könnten heuschreckenartig in den Betrieb einfallen und die Folien-Produkte verunreinigen. "Wer will schon eine tote Fliege in seiner Toastbrotverpackung eingeschweißt bekommen?", empört sich der 75 Jahre alte Firmenchef von PE, Siegfried Schneider. Seine Abnehmer würden das nicht hinnehmen und sich andere Lieferanten suchen.
Deshalb fürchten auch die Mitarbeiter des kunststoffverarbeitenden Betriebs um ihre Arbeitsplätze, zumal ihr Chef unmissverständlich damit gedroht hat, das Werk zu schließen, wenn er - ihrer Meinung nach - "diesen missliebigen Schweinemäster" als Nachbarn hineingedrückt bekommt.
Aus diesem Grunde formierte sich eine Bürgerinitiative, die am Samstag vor der Metzgerei Iberl in Woffenbach ihren Unmut mit Plakaten und Spruchbändern zum Ausdruck brachte. Kurioserweise richtete sich die Kritik nicht nur gegen den angeprangerten Metzgermeister, sondern auch gegen die anwesenden SPD-Stadträtinnen.
Vor allem Ursula Plankermann wurde heftig attackiert und ihr vorgeworfen, sie sei von Iberl "gekauft". Diese wiederum konterte damit, dass hier gegen Iberl eine "Hexenjagd" veranstaltet werden würde.
Die Wogen versuchte Stadträtin Gertrud Heßlinger zu glätten, indem sie auf die nächste Bausenatsitzung am Montag verwies, in der dieses Thema auf die Tagesordnung gesetzt werden muss, nachdem vorher ein "runder Tisch" mit allen Beteiligten nicht zustande gekommen war.
Auch Richard Iberl ("Ich halte das nicht mehr aus") ist an einer gütlichen Einigung gelegen, was er im Gespräch mit den Demonstranten durchblicken ließ. An dem Mastbetrieb werde er allerdings festhalten und einer ortsferneren Errichtung nur dann zustimmen, wenn die Erschließung gesichert sei.
Noch sind also die Fronten nicht so verhärtet, dass nicht doch noch eine Einigung oder ein Kompromiss erzielt werden kann. Nach der Bausenatsitzung am Montag sollten sich in den nächsten Tagen alle Betroffenen doch noch zu einem "runden Tisch" durchringen, meint Stadträtin Gertrud Heßlinger, dass am Ende ein gutes Ergebnis heraus kommt, das alle Beteiligten aufatmen und sagen lässt: "Schwein gehabt!"
Erich Zwick

Eine große Zahl von Demonstranten hatten sich vor der Metzgerei eingefunden
13.10.07
Neumarkt: Gegen Schweine demonstriert