Wärme aus Abwasser
NEUMARKT. Die Stadt überlegt, nach der Verlegung des Hauptsammlers am Unteren Tor aus Abwasser Wärmeenergie zu gewinnen.
Diese Pläne wurden am Montagabend bei der Stadtratssitzung vorgestellt und ernteten überwiegend positive Kommentare von allen Fraktionen. CSU-Stadtrat Helmut Lahner begrüßt die Pläne "außerordentlich". Dies sei eine einmalige Chance, eine "gute Sache" voranzutreiben - und wenn es entsprechende Förderungen gäbe, wäre es sogar eine "überaus gute Sache".
SPD-Sprecherin Gertrud Heßlinger sagte, es sei an der Zeit, "daß wir in diesem Bereich mehr machen".
UPW-Fraktions-Chef Dr. Werner Mümmler wollte ein Kompliment an die Verwaltung loswerden, "die von sich aus innovativ tätig geworden ist".
Auch Sprecher von FLitZ und Grünen begrüßten die Pläne, wollten sie aber in ein "Gesamtenergiekonzept da unten" (am Unteren Tor) eingebunden wissen.
Das Prinzip der Energiegewinnung ist eigentlich ganz simpel: Im städtischen Abwasser ist Wärmeenergie enthalten, die derzeit noch ungenutzt über die Kläranlage läuft und allerhöchstens noch die Schwarzach ein bißchen erwärmt.
Durch Wärmepumpen könnte ein Teil dieser Wärme aus dem Abwasser zur Beheizung von größeren Gebäuden oder aber im Sommer auch zur Kühlung genutzt werden. Unter "bestimmten Voraussetzungen" sahen die Fachleute im Rathaus "bei den derzeitigen Energiepreisen" die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage. Auf jeden Fall aber könnte mit dem Betrieb der Wärmerückgewinnungsanlage ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.
Durch die steigenden Energiepreise entwickele sich derzeit ein Markt für die Abwasserwärmenutzung - und prompt würden auch verschiedene technische Lösungen für die Wärmegewinnung aus dem Abwasser angeboten.
Für die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage sind allerdings einige Randbedingungen nötig:
- Der Wärmeverbraucher sollte an einem Hauptsammler liegen und sowohl Wärmeleistung wie auch Kälteleistung benötigen.
- Das Wärmetauschersystem sollte beim Bau des Abwassersammlers bereits berücksichtigt werden.
- Der Kanal sollte einen Durchfluß von maximal 15 Liter pro Sekunde haben, bei einer Abwassertemperatur von 15 Grad.
- Die Kanalisation überhalb des Wärmetauschers darf nicht von Grundwasserfluß umgeben sein.
- Die Steuerung für den Wärmeentzug muß optimal in die Heiz- und Klimatechnik des Gebäudes integriert werden
- und der Betriebsstrom für die Wärmepumpe wird nicht aus dem Netz geholt, sondern selbst gewonnen.
Bei der Errichtung des Fachmarktzentrums am Unteren Tor wäre ein großer Teil dieser Bedingungen erfüllt, hieß es. Zwei Spezialfirmen aus Deutschland und der Schweiz haben die Problem-Stellung am Unteren Tor jedenfalls schon einmal unter die Lupe genommen.
24.07.07
Neumarkt: Wärme aus Abwasser