"Öko-Rente 2006" überreicht


Im Neumarkter Landratsamt wurde die "Öko-Rente" überreicht.


Anschließend fand ein kleiner Empfang statt.
NEUMARKT. Im Rahmen eines Festaktes im Landratsamt Neumarkt zeichnete am Freitagabend die Neumarkter Lammsbräu die Preisträger der "Öko-Rente 2006" aus.

Vor rund 180 Gästen würdigte Dr. Otmar Bernhard, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz im Namen des Ministers Dr. Werner Schnappauf die Projekte der vier Preisträger als "gelebte Beispiele, wie der Begriff der Nachhaltigkeit für jeden Bürger verständlich übersetzt wird." (wir berichteten)

Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Umweltstiftung, überreichte die Urkunden an die Preisträger. Landrat Albert Löhner sowie Thomas Thumann, Oberbürgermeister der Stadt Neumarkt, hoben in ihren Ansprachen das hohe Niveau der Stadt und des Kreises Neumarkt in puncto Nachhaltigkeit hervor.

Die mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Öko-Rente wird seit 2001 jährlich an Einzelpersonen oder Organisationen verliehen, deren Projekte eine vorbildliche Verbindung zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Kriterien erreichen und so eine nachhaltige Struktur in der Gesellschaft unterstützen.

Erstmals gab es zusätzliche Preise - nicht als Bargeld, sondern in Form von Naturalien - von denen einer in der Sparte "Externe" an einen Neumarkter Betrieb ging

Mit je 2.500 Euro wurden die folgenden Projekte prämiert.

Kategorie "Externe/Konsumenten"

Ausgezeichnet wurde der Verein "Eine Welt Netzwerk Bayern e.V." für die Kampagne "bio-regional-fair". Mit dem Ziel, den ländlichen Raum und die natürlichen Lebensgrundlagen vor den Folgen der Globalisierung zu schützen, setzt die Initiative drei Schwerpunkte: Erhalt eines existenzsichernden Einkommens für Landwirte, Stärkung der regionalen Wirtschaft sowie Schonung der Umwelt.

Die Kampagne "bio-regional-fair" versucht über einen genuss- und verantwortungsbewussten Konsum von ökologischen und regionalen Erzeugnissen die heimische Region zu stärken und faire Erzeugerpreise zu erzielen. Dazu fanden im laufenden Jahr Seminare und Bildungsveranstaltungen statt. Darüber hinaus wurden die Bürger mit Informationsmaterialien sowie mit bio-regional-fairer Verpflegung versorgt. Dr. Alexander Fonari aus Augsburg, im Vorstand des Vereins aktiv, nahm den Preis für das Eine Welt Netzwerk Bayern entgegen.

Kategorie "Journalisten"

Die Preisträgerin Christine Holch aus Frankfurt ist Redakteurin des evangelischen Magazins "Chrismon". Sie wurde für ihren Beitrag "Hier wächst Fleisch" ausgezeichnet.

Auf eindringliche und gleichzeitig subtile Weise schildert die Autorin, wie Schweine in deutschen Großbetrieben gehalten werden, wie die Tiere unter dem Diktat von Höchstleistung und Gewinn nur noch Mittel zum Zweck gigantischer "Fleischerzeugungsfabriken" sind, hieß es in der Laudatio. Erschreckend nüchtern wird der Leser zur Erkenntnis gebracht - selbst bei der Beschreibung so genannter "Vorzeige-Mastbetriebe" -, dass im Umgang mit den Tieren jegliche Achtung vor der Kreatur verloren gegangen ist, artgerechte Tierhaltung zu einem Fremdwort mutiert ist. Doch geht der Blick der Autorin auch über die Tore der Mastbetriebe hinaus.

Ohne den Verbraucher explizit zu erwähnen, macht Christine Holch dem Leser deutlich, dass letztlich mit jedem Kauf von Billigfleisch dieser Entwicklung Vorschub geleistet wird.

Kategorie "Lieferanten"

Sebastian Altenthan ist Bio-Landwirt aus Breitenbrunn. Die Jury würdigt in ihm einen Bauern, der nicht nur ökologischen Landbau betreibt, sondern im gesamten Betriebsablauf Naturschutzmaßnahmen umgesetzt hat. Seine Naturschutzaktivitäten im Ackerbau, Grünland, Wald, Hof und Gebäude sowie der schonende Umgang mit Energieressourcen (z.B. Stromerzeugung durch Wasserkraft und Fotovoltaik) dienen direkt und indirekt dem Schutz der Lebensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten.

Damit gehört er zur Gruppe kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, die Artenschutz mit dem Erhalt bäuerlicher Kultur und regionaler Identität verbinden. Leider, so die Jury, führt die derzeitige Förderpolitik, die sich an Fläche, den Ertrag pro Hektar oder die Milchleistung pro Kuh orientiert, dazu, dass immer mehr kleinere landwirtschaftliche Betriebe aufgeben müssen.

Sebastian Altenthan hat einen anderen Weg eingeschlagen. Die Jury prämiert einen Betrieb, der der regionalen Wertschöpfung gegenüber der Massenproduktion den Vorrang gibt.

Kategorie "Mitarbeiter"

Seit der Umstellung auf eine ökologische Unternehmensführung haben die Mitarbeiter der Neumarkter Lammsbräu immer wieder mit intelligenten und guten Ideen den Gedanken der Nachhaltigkeit gefördert. So war es nur konsequent, die Öko-Rente auch mit einer Kategorie "Mitarbeiter" zu berücksichtigen. In diesem Jahr wurde Thomas Weiß aus Neumarkt, Beauftragter für Umwelt- und Qualitätsmanagement für die Bewusstseinsbildung der regionalen Bevölkerung zum Thema "grüne Gentechnik" sowie für die Förderung des innerbetrieblichen Umwelt- und Gesundheitsdenkens ausgezeichnet.

Thomas Weiß ist einer der maßgeblichen Initiatoren der Interessengemeinschaft "Zivilcourage", einer Initiative für einen gentechnikfreien Landkreis Neumarkt. Er hat durch Information über Hintergründe und Konsequenzen der Gentechnik dazu beigetragen, dass sich das klare Votum vieler Menschen gegen Gentechnik immer weiter verbreitet hat und auch Zivilcourage immer mehr Mitstreiter gewinnen konnte. Honoriert wird sein ehrenamtliches Engagement, das er auch durch diverse Vorträge und Veranstaltungen zum Ausdruck gebracht hat. Seinem und vieler anderer Arbeit ist es zu verdanken, dass sich Neumarkt inzwischen der "gentechnikfreien Zone" nähert.

Sonderpreisträger

Neben den Hauptpreisen in den verschiedenen Teilnehmer-Kategorien, hat die Jury dieses Jahr erstmalig zusätzliche Sonderpreise für Teilnehmer vergeben, die nur knapp die Preisträgerschaft verfehlt haben. Der Sonderpreis besteht aus einer einjährigen "Bio-Getränke-Rente" von Neumarkter Lammsbräu, welcher 52 Wochen lang jeweils einen Zehner-Kasten mit Bio-Getränken von Neumarkter Lammsbräu nach Wahl beinhaltet. in der Kategorie Externe: in der Kategorie Journalisten: Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Brauerei, erhielt 2001 den Deutschen Umweltpreis. Sein Preisgeld investierte er in den Neubau einer Flaschenwaschanlage. Hieraus ergibt sich seitdem eine jährliche Energieeinsparung in Höhe von umgerechnet rund 10.000 Euro. Dieses Geld wird mit der Öko-Rente jährlich in den Kategorien Externe/Konsumenten, Journalisten, Lieferanten und Mitarbeiter weiter gegeben.

Die Jury besteht aus Prof. Dr. Maximilian Gege, Geschäftsführender Vorstand B.A.U.M. eV, Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e.V.; Prof. (i.R.) Dr. Volker Stahlmann, Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule, Nürnberg, sowie Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbräu.

Die Neumarkter Lammsbräu ist weltweit die führende Öko-Brauerei und gilt als Pionier der ökologischen Unternehmensführung. Bereits seit über zwanzig Jahren stellt die Brauerei Bier aus ökologischen Rohstoffen her. Heute produzieren 80 Mitarbeiter rund 60.000 hl Bier pro Jahr, Mineralwasser sowie eine breite Palette von Öko-Fruchtsaftgetränken. Die Neumarkter Lammsbräu, seit 1800 im Besitz der Familie Ehrnsperger, unterhält als eine der wenigen Brauereien in Deutschland eine eigene Mälzerei. 2001 wurde Dr. Franz Ehrnsperger mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.
25.11.06
Neumarkt: "Öko-Rente 2006" überreicht
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