„Weiterhin angespannt“

Die Bauunternehmen sind nach Angaben der IHK einigermaßen positiv gestimmt
Foto: IG Bau
NEUMARKT. Die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen in der Region bleibt nach Meinung der Industrie- und Handelskammer angespannt.
„Die Hoffnung auf konjunkturelle Besserung nach der Bundestagswahl ist in der regionalen Wirtschaft verflogen“, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes angesichts der neuen Konjunkturumfrage.
Nach einem Frühlingserwachen sinkt der IHK-Klimaindikator zum Herbst auf das niedrige Niveau des Jahresbeginns und beträgt derzeit 105 Punkte. Einzig der Tourismus meldet aus den Sommermonaten eine bessere Geschäftslage.
Die expansiven Ausgaben auf Bundesebene zur Stützung der Konjunktur kommen bei den Unternehmen vor Ort bislang nicht an. Die Wirtschaft brauche schnellstmöglich innenpolitische Impulse, da die geopolitische Lage kaum Hoffnung auf gute Auslandsgeschäfte mache, hieß es. Vom versprochenen „Herbst der Reformen“ fehle jede Spur.
Den stärksten Rückgang verzeichnet derzeit die Industrie: Nur jedes fünfte Unternehmen konnte seinen Auftragsbestand steigern. Besonders die Zulieferbetriebe schwächeln, was die angespannte Lage im Verarbeitenden Gewerbe wiederum spiegelt. Zudem melden 18,2 Prozent der Industrieunternehmen einen schlechten Liquiditätsstatus.
Während der Einzelhandel deutlich hinter den Erwartungen aus dem Frühjahr zurückbleibt, sind Dienstleister und Bauunternehmen einigermaßen positiv gestimmt.
Bei 45,9 Prozent der exportorientierten Industriebetriebe sank in den vergangenen Monaten die Order aus dem Ausland. 41 Prozent berichten von Rückgängen bei der Nachfrage aus Nordamerika. Die Bedeutung der Märkte China sowie Süd- und Mittelamerika nimmt weiter ab. Gleichzeitig verliert die Eurozone ihre bislang stützende Funktion im Auslandsgeschäft. Vier von zehn Industrieunternehmen verzeichnen hier Rückgänge.
Immerhin rechnen 66,3 Prozent der Betriebe mit gleichbleibenden Exportgeschäften in den kommenden Monaten. Als Reaktion auf die US-Zollpolitik planen 28,6 Prozent der Industrieunternehmen mehr Diversifizierung ihrer Absatzmärkte. Ein Viertel will Produktionsstandorte in den USA eröffnen oder ausbauen, beispielsweise über Joint Ventures. 85,7 Prozent der Unternehmen reichen die zusätzlichen Zollkosten an ihre US-Kunden weiter. 28 Prozent der Befragten rechnen mit einem weiter sinkenden Auftragsvolumen aus Nordamerika, die Hälfte erwartet keine Veränderungen.
Die anhaltende Rezession schlägt auf den regionalen Arbeitsmarkt durch. Neben einem Anstieg der Arbeitslosenquote erreichen die Beschäftigungspläne der Betriebe einen Tiefststand seit 2020. Mit Ausnahme des Baugewerbes sind die Personalplanungen in allen Branchen überwiegend negativ.
Die gesetzlich vorgesehene Anhebung des Mindestlohns ab 2026 führt bei fast zwei Dritteln der Befragten zu Lohnerhöhungen auch in weiteren Gehaltsgruppen, um das Lohnabstandsgebot einzuhalten. Für 56,5 Prozent seien in der Folge Preiserhöhungen „unausweichlich“. Fast jedes dritte Unternehmen plant Stellenabbau oder Nicht-Nachbesetzung.
Nach Einschätzung der befragten Unternehmen wird sich das Geschäftsklima in den kommenden Monaten nicht verbessern. Während sich in der Industrie Optimisten und Pessimisten die Waage halten, erwartet die Mehrheit in den übrigen Branchen eine Verschlechterung. Die Inlandsnachfrage rangiert mit 64,0 Prozent der Antworten auf Platz eins der Risikofaktoren für die weitere Geschäftsentwicklung, dicht gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Ohne Wachstumsimpulse zeigt sich aktuell auch bei den Investitionsabsichten eine Seitwärtsbewegung im Keller.
22.10.25
Neumarkt: „Weiterhin angespannt“