Wohneigentumsquote bei 66,2 Prozent


Um Wohneigentum zu erwerben solle man im Landkreis mindestens 3100 Euro netto verdienen

NEUMARKT. Wer sich im Landkreis Neumarkt Wohneigentum leisten will sollte über ein Familien-Nettoeinkommen von mindestens 3100 Euro verfügen.

Das hat das Pestel-Institut in seiner Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt im Landkreis in einem „Machbarkeits-Check Wohneigentum“ errechnet. Geforderte staatliche Hilfen sind dabei schon berücksichtigt.

Ohne Unterstützung vom Staat wäre nach den Berechnungen ein Einkommen von mindestens 4900 und 38.000 Euro Eigenkapital nötig, heißt es weiter.

Die Wissenschaftler haben dabei den Fokus auf den Neubau eines Reihenhauses mit 95 Quadratmetern Wohnfläche gelegt – also auf das Zuhause für eine vierköpfige Familie. Ökonom Matthias Günther erklärt, warum: „Das Reihenhaus punktet bei den Baukosten. Außerdem ist das Verhältnis von der Wohnfläche zur Grundstücksgröße erheblich besser als beim freistehenden Einfamilienhaus. Es ist damit eine attraktive Variante fürs Wohnen im Eigentum.“

Bei seinen Berechnungen zum Wohneigentum im Landkreis Neumarkt hat das Pestel-Institut unterschiedliche Kriterien herangezogen. Entscheidende Faktoren waren dabei die Zinsen, die lokalen Baulandpreise sowie die aktuellen Baukosten. Bei der Bewertung der Haushalte, die sich einen Reihenhaus-Neubau leisten können, ist die Zahl der Verdiener nicht entscheidend. Es kommt nur auf die Höhe des Nettoeinkommens an – egal, ob als Lohn, Gehalt, Rente oder Pension. „Dabei liegt die angesetzte Grenze der monatlichen Belastung für die Finanzierung von Wohneigentum bei 40 Prozent vom Haushaltseinkommen“, sagte Matthias Günther.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass für einen privaten Haushalt im Landkreis Neumarkt die Grenze bei einem Nettoeinkommen von 4900 Euro pro Monat liegt: Wer ein Einkommen in dieser Höhe hat oder darüber liegt und außerdem noch über ein Eigenkapital von mindestens 38.000 Euro verfügt, der sollte sich auch unter den aktuellen Bedingungen den Neubau des eigenen Reihenhauses leisten können.

Hier gehe es allerdings um eine „Verdiener-Elite“. „Wirklich viele sind das nicht“, hieß es vom Pestel-Institut. Für alle anderen Haushalte sei Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat den Menschen dabei unter die Arme greift – Familien genauso wie Partnerschaften, Singles oder Wohngemeinschaften, die sich die eigenen vier Wände bauen und darin wohnen wollen.


Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu „Bauhilfen fürs Wohneigentum“, für die vor allem der Bund jetzt die Weichen stellen müsse: „Es geht in erster Linie um die nötige finanzielle Starthilfe. Also um ein staatliches Baudarlehen, das nicht nur fehlendes Eigenkapital ersetzt, sondern den Haushalten durch einen langfristigen Niedrigzins auch Sicherheit bietet.“

Konkret: Bei einem Bundes-Baudarlehen mit einem 1,5-Prozent-Zins würde sich das notwendige Einkommen für den Neubau eines Reihenhauses im Landkreis Neumarkt nach Berechnungen des Pestel-Instituts auf 3.100 Euro netto im Monat reduzieren. „Außerdem muss politisch dringend dafür gesorgt werden, dass überzogene Bauvorschriften abgeschafft und Klimaschutz-Auflagen bezahlbar bleiben, also wieder gezielt gefördert oder zurückgeschraubt werden“, so Günther.

Das Pestel-Institut nimmt in seiner Untersuchung vor allem die 25- bis 40jährigen Bürger ins Visier: Sie gingen beim Wohneigentum seit Jahren mehr oder weniger leer aus. Dabei wäre es dringend notwendig, gerade der „Nestbauer-Generation“ wieder eine Chance auf die eigenen vier Wände zu geben. Denn das eigene Haus oder die eigene Wohnung sei eine wichtige Altersvorsorge. „Altersarmut ist in erster Linie Mieterarmut – also Armut durch Miete“, so der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther. Es sei höchste Zeit für den Staat, „beim Wohnen politisch wieder in den ‚Eigentums-Modus‘ zu schalten“.

Im Landkreis Neumarkt gibt es rund 39.700 Wohnungen, die von den Eigentümern selbst genutzt werden. Die Wohneigentumsquote liegt damit bei rund 66,2 Prozent, heißt es in der aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt, die das Pestel-Institut erstellt hat.

Darin geben die Wissenschaftler eine eher düstere Prognose, wenn es um das Wohneigentum im Landkreis Neumarkt geht: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es im gesamten Landkreis lediglich 119 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 258 Baugenehmigungen.

„Damit ist der Eigenheimbau innerhalb von nur einem Jahr um 54 Prozent zurückgegangen“, sagt Matthias Günther.
19.09.23
Neumarkt: Wohneigentumsquote bei 66,2 Prozent
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