„Killer Bambi Trail“ ?


Mountainbiker im Wald - die Pläne des Alpenvereins erhalten immer mehr Gegenwind
Foto: Pixabay
NEUMARKT. Der Gegenwind bei den Plänen des Neumarkter Alpenvereins zu einem „Mountainbike-Park“ an den Berghängen rund um Neumarkt wird heftiger.

Nach einer ablehnenden Stellungnahme des Bundes Naturschutz haben sich nun auch die Jäger zu Wort gemeldet und dem Oberbürgermeister einen Fragenkatalog zugeschickt. Entsetzt zeigen sie sich auch von kursierenden Namen wie „Killer Bambi Trail“.

Als Vorsitzender der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes wandte sich jetzt Lothar J. Sagerer in einem Offenen Brief an das Neumarkter Rathaus. Er bittet dabei Oberbürgermeister Thomas Thumann um Antwort auf eine ganze Reihe von Fragen zu der „Umwandlung der rechtswidrigen Trails in legale Freizeiteinrichtungen“.

Nach eher zaghaften Nachfragen im Stadtrat (wir berichteten) gab es bereits eine Stellungnahme des Bundes Naturschutz (wir berichteten) und Leserbriefe zu den Plänen.


Wir veröffentlichen den Brief des Jagdverbandes im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Thomas Thumann,

als Vorsitzender der BJV Kreisgruppe Neumarkt im Jagdverband Bayern e.V., einer der ältesten jagdlichen Vereinigungen Bayerns mit mehr als 500 Mitgliedern, wende ich mich heute mit einem dringenden Anliegen, das nicht nur die Neumarkter Jäger sehr aufwühlt, direkt an Sie.

Erlauben Sie mir, Sie um die Beantwortung der unten aufgeführten Fragen meiner Vereinsmitglieder und Jägerkameraden höflich und formell im Zusammenhang mit den "wilden und illegalen" Biker Trails zu bitten:

  1. Der DAV und die Vertreter der Stadt Neumarkt bekunden öffentlich mit den Vertretern der Jäger im Vorfeld der Stadtratsentscheidung über die Umwandlung der rechtswidrigen Trails in legale Freizeiteinrichtungen, gesprochen zu haben und diese umfassend informiert zu haben.

    Erlauben Sie mir nachzufragen, wer mit wem hier gesprochen hat?

    Gibt es eine behördliche oder politische Begründung hierfür falls nichts dergleichen getan wurde?

    Es wurde nicht das Gespräch mit den Mitgliedern der BJV Kreisgruppe Neumarkt im Jagdverband Bayern gesucht. Es wurden die Vorsitzenden der Jägervereine Hubertus Neumarkt, der Jägervereine Berching-Dietfurt oder Parsberg, die letztendlich zukünftig ebenso betroffen sein werden, nicht über das Vorhaben der Stadt Neumarkt informiert.

    Wo ist die viel gerühmte Bürgernähe?

    Warum wurde der Informationspflicht nicht nachgekommen?
  2. Nichts ist für "Adreanalin-Junkies" langweiliger, als immer wieder die selben Trails hinabzufahren. Also wird man irgendwann neben den Trails fahren, diese von allen Seiten queren und das "Sportgebiet, die Sportanlagen" notwendigerweise ausweiten, vergrößern müssen. Und wenn all das nicht mehr genügend Spannung und Kick verspricht, werden weitere Gebiete gesucht und schnell umfunktioniert in illegale Trails; denn die jeweiligen Stadträte und Bürgermeister werden sich doch zusammen mit dem DAV für eine Umwidmung der illegalen Strecken in legale Sportanlagen kümmern?

    Mit welcher Begründung wollen Sie, Herr Oberbürgermeister den Führern des DAV die Erbauung von weiteren Trails verbieten lassen?
  3. Es wurden keine Einwände von Vertretern/Mitarbeitern aus den Naturschutzabteilungen erhoben. Wenn man die öffentlich in YouTube einfachst zu findenden und öffentlich aufzurufenden Filme der Biker in den Neumarkter Trails betrachtet, das rasante Fahren, die Ein- und Umbauten in fremden Wäldern an und neben der Trails, dann darf doch die Frage erlaubt sein:

    Wo bleibt der so häufig angesprochene Naturschutz?
    Wo bleiben die Rechte und Interessen der Grundeigentümer, wenn Behörden und politische Vertreter einfach nicht hinsehen?
    Erlauben Sie doch Ihren Naturschutzmitarbeitern eine Ortsbesichtigung oder wenigstens das Anschauen der Filme während der Dienstzeiten.
    Gibt es eine behördliche oder politische Begründung für die schnelle Zustimmung ohne jegliche Auflagen?
    Sind etwa Mitarbeiter dieser betroffenen Abteilungen unter Umständen auch Mitglieder im DAV und wirken dort in der Umwidmung der illegalen Einrichtungen ehrenamtlich mit?

    Das ist keine Anschuldigung, sondern ein Auskunftsersuchen!
  4. Es befinden sich in schützenswerten (sind das nicht überwiegend alle) Waldgebieten massive, illegale Bauwerke zum widerrechtlichen Betrieb von Biker Trails. Warum wurde hier nicht von Ihrer Behörde wesentlich früher, d.h. nach Bekanntwerden, eingeschritten? Wurde wissentlich "weggesehen"?

    Wer ist baurechtlich zuständig für "Schwarzbauten" dieser Art", welche Dienststelle?
  5. In Videoclips auf YouTube können Sie sich ein Bild der "rasenden" Biker machen. Außerdem zeigen doch die Namen der Trails wie: Killer Bambi Trail Neumarkt, mehr als deutlich, dass hier auf Wild, Vögel ... keine Rücksicht genommen werden wird.
    Wo bleibt der Tierschutz?
    Wie werden freilebende Wildtiere vor "Berg-ab-Rasern" zu schützen sein?
    Wie stellen Sie sich und Ihre Mitarbeiter als auch die Mitglieder des DAV diese Schutzmaßnahmen vor?
    Werden diese Trails gleich Autobahnen beidseitig eingezäunt?
    Wer zahlt diese enorm hohen Kosten?
    Wer wird für den Unterhalt verantwortlich sein?

    Killer Bambi Trail?
    Wie unverfroren muss jemand sein, um hier diese Wortwahl zu treffen oder sollte man darüber nachdenken, wie dieser Name entstanden ist? Killer Bambi? Ein Schelm der Böses denkt!
    Wieviel Rehkitze wurden schon Opfer der Downhill-Driver?
    Werden wir die Wahrheit jemals erfahren?
  6. Das "Rathaus" und der DAV bekunden öffentlich, mit den Waldbesitzern sei alles besprochen und abgestimmt. Es wird der Eindruck erweckt, als wären alle betroffenen Waldbesitzer mit Ihrem Vorhaben einverstanden und hätten schon zugestimmt.
    Sind alle Grundeigentümer über die Auswirkungen einer Zustimmung, über die auch zukünftigen Folgen der baurechtlichen Veränderungen und Einbringungen in ihren Wäldern informiert und belehrt worden?
    Haben alle Waldeigentümer schriftlich Ihrem Umgestaltungsvorhaben zugestimmt?


  7. Eine Vertreterin der SPD spricht in einem YouTube-Auftritt vom "Gewährleisten der schnellen Hilfe durch Rettungsdienste" an den Strecken der Trails. Wenn man die Filme sieht, ist es nicht auszuschließen, dass auch sehr schwere, lebensbedrohliche Folgen von Unfällen eintreten können und werden. Schwerste Kopfverletzungen und Todesfälle werden nicht auszuschließen sein.

    Wie stellen Sie sich und der DAV diese Rettungsmaßnahmen vor und welche weiteren Veränderungen der Wälder werden notwendig sein, um Rettungseinsätze gewährleisten zu können?
    Werden Sie entlang der Trails für Geländefahrzeuge und Rettungswagen befahrbare Wege im Wald anlegen lassen?
    Werden Sie Hubschrauberlandeplätze für den Abtransport von Schwerstverletzten errichten lassen?
  8. Sie werden doch Sorge dafür tragen, dass nicht nur für diese Ausnahme-Sportler, sondern auch für normale und etwas ältere Spaziergänger, für Waldwanderer oder für die Mutter mit Ihren kleinen Kindern, bei einem Zusammenstoß mit diesen Bikern, alles unternommen werden kann, um diese in den Genuss einer schnellen Versorung und Rettung gelangen zu lassen.

    Planen Sie und der DAV zum Schutz der Bevölkerung, die betroffenen Gebiete der Trails, für alle nicht Downhill-Biker sperren zu lassen, all denen den Zutritt zu verwehren, um Leib und Leben dieser anderen Naturnutzer zu schützen?
  9. Die moderne Technik lässt Nachtfahren mit Bikes zu, Fahrradscheinwerfer mit Werten von bis zu 5000 Lumen und mit Auf- und Abblendlicht in LED-Ausführung, sind längst Stand der Technik und für die meisten Biker bezahlbar.

    Wie wollen Sie und der DAV gewährleisten, dass die Biker sich an die ausgewiesenen Empfehlungen und Vorschriften halten werden?
    Wie wollen Sie und/oder der DAV das angedachte Nachtfahrverbot durchsetzen?
    Wie wollen Sie und der DAV Verstöße feststellen und welche Restriktionen hat die Stadt für Verstöße vorgesehen?
    Wird der DAV kostenpflichtige Belehrungen und Verwarnungen aussprechen und Gelder kassieren dürfen?
  10. Haftpflichtversicherung: Denken Sie, dass für eine Summe von 1050 Euro (ausgewiesen vom DAV) sich ein Versicherungsträger finden wird, der eine Police für diese enorm hohen Risiken beim Betrieb der talführenden Bikerstrecken ausstellen und dauerhaft anbieten wird?
    Haben Sie die Angaben des DAV im Bezug für die Erlangung einer Betriebshaftpflichtversicherung, die sicher für den offiziellen, öffentlichen Betrieb dieser Sportanlagen notwendig sein wird, überprüfen lassen?
    Ist es richtig, dass auch nur für Mitglieder des DAV Versicherungsschutz beim Downhill-Driven bestehen soll?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Für eine zeitnahe Beantwortung der Fragen danken wir im voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Lothar J. Sagerer

Vorsitzender
BJV KREISGRUPPE NEUMARKT i.d.OPf. im Jagdverband Bayern e.V.
05.08.21
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