NEUMARKT. Die Skandale, die im Jahr 2018 die Kirche erschüttert haben, müssen nach Auffassung des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke als Auftrag verstanden werden, für die Zukunft zu lernen.
In seiner Silvesteransprache im Eichstätter Dom forderte der Bischof mit Blick auf die Fälle sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche, aber auch unter Verweis auf den Finanzskandal im Bistum Eichstätt, Bereitschaft zur bedingungslosen Aufklärung.
Im Falle des sexuellen Missbrauchs habe die Kirche lernen müssen, die Perspektive der Missbrauchsopfer einzunehmen. „Zu lange hatten die Opfer kein Gehör gefunden und noch weniger Gerechtigkeit und Solidarität angesichts des ihnen zugefügten Leids“. Derzeit sehe sich die Kirche mit dem Vorwurf konfrontiert, in der Vergangenheit beim Umgang mit Missbrauchsfällen die Staatsanwaltschaften nicht oder nicht konsequent einbezogen zu haben. Gerade deshalb sei er dem Generalvikariat seiner Diözese dankbar, dass bei der Aufarbeitung der Personalakten im Kontext der Missbrauchsvorwürfe von Anfang an mit einem Staatsanwalt zusammengearbeitet wurde und die Staatsanwaltschaft zur Beurteilung von Fällen einbezogen war. Was die Vorsorge gegen sexuellen Missbrauch betrifft, setze das Bistum weiterhin auf Präventionsarbeit, die künftig personell gestärkt wird. „Sie soll beitragen zu einer Atmosphäre der Offenheit und des Respekts voreinander, in welcher Dunkelkammern des Schweigens und des Verdrängens möglicher Untaten keinen Platz haben.“
Im Falle des im Februar bekannt gewordenen Finanzskandals im Bistum Eichstätt (wir berichteten vielfach) setze er auf die Untersuchung durch die Justiz, so Bischof Hanke. Deshalb habe er die Aufklärung und Aufarbeitung der Vorgänge um den Finanzskandal komplett der Staatsanwaltschaft und der staatlichen Gerichtsbarkeit übergeben. Auch wenn manch „selbsternannte Richter auf der Straße“ bereits ihr Urteil zum Finanzskandal gefällt hätten, solle man nun die Justiz und die Juristen ihre Arbeit tun lassen. "Wir wollen aus dem, was sich zugetragen hat, für die Zukunft lernen und uns vor allem wieder mit voller Hingabe der Pastoral widmen". Im Rahmen der Transparenzoffensive war entdeckt worden, dass aus dem Rücklagevermögen des Bistums Gelder in hochriskanter Weise für Immobilienprojekte in den USA ausgegeben worden waren.
Wie fruchtbar das Zusammenwirken von Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen sein und wie „glaubensfroh“ es machen könne, habe er bei der internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom erfahren dürfen. Knapp 600 Ministranten aus dem Bistum mit den hauptberuflichen Begleitern aus dem Jugendamt, mit Jugendseelsorgern sowie einer großen Schar ehrenamtlicher Betreuer waren im August nach Rom aufgebrochen.