Pflanze des Jahres im Landkreis Neumarkt: das Kleine Knabenkraut
Foto: Ralf Bundesmann
NEUMARKT. Die Untere Naturschutzbehörde und der Landschaftspflegeverband küren das Kleine Knabenkraut aus dem jährlichen Artenhilfsprogramm für stark bedrohte Pflanzenarten zur Pflanzenart des Jahres für den Landkreis.
Diese gefährdete Orchideenart blüht noch relativ häufig auf dem Wolfsberg bei Dietfurt.
Sie mag sonnige Standorte, mageren, kalkhaltigen Boden und begeistert durch ihre wunderbaren violetten Blüten: Das kleine Knabenkraut - früher eine der häufigsten heimischen Orchideenarten - wird mittlerweile als stark gefährdet eingestuft und ist im Landkreis Neumarkt nur mehr an 18 oft sehr kleinen Standorten zu finden. Umso beeindruckender ist das Vorkommen am Wolfsberg, hieß es.
Das Kleine Knabenkraut (Orchis morio) ist eine der attraktivsten Magerrasenarten, das Landrat Willibald Gailler und Bürgermeisterin Carolin Braun mit Vertretern des Landschaftspflegeverbands, der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde und mit Artenspezialisten
vorstellen.
Auf dem südexponierten Trockenhang des Wolfsbergs mit einem herrlichen Blick in das Altmühltal und auf den Flügelsberg finden sich zahlreiche Pflanzenarten, die magere und sonnige Standorte bevorzugen. Der Südhang dieses Umlaufberges ist tatsächlich einer der wärmsten und trockensten Wuchsorte im Landkreis. Gerade an diese Extrembedingungen haben sich Pflanzen- und Tierarten spezialisiert oder angepasst, die bayernweit häufig stark gefährdet sind – darunter eben auch das Kleine Knabenkraut. Diese Pflanze ist ein typischer aber seltener Vertreter auf den kalkreichen Trocken- und Halbtrockenrasen. Es gedeiht auch auf mageren Feuchtwiesen, die allerdings kaum mehr zu finden sind.
Diese Orchidee ist ein deutlicher Magerkeitszeiger. Sie war früher eine der häufigsten Orchideen und reagiert sehr empfindlich auf organische, besonders aber mineralische Dünger. Aus den mageren Feuchtwiesen ist das Kleine Knabenkraut damit fast verschwunden. Rückzugsraum sind die Trockenrasen, die grundsätzlich nicht gedüngt werden. Allerdings muß man auf einen späten ersten Beweidungsgang achten, da die Orchidee von den Schafen nicht verschmäht wird. Zu Beginn des Vollfrühlings beginnt die Blüte der auch Salep-Knabenkraut genannten Orchidee. Die Blütenstände werden gerne und fast ausschließlich von Bienen - insbesondere auch Wildbienen - und Hummeln besucht.
Das Kleine Knabenkraut profitiert hier von den seit Jahren kontinuierlich durchgeführten Landschaftspflegemaßnahmen, bei denen Schlehenverbuschungen und die stetige Sukzession zur Freihaltung der Wacholderheide entfernt wurden. Die Stadt Dietfurt als Flächeneigentümerin ist immer ein offener Ansprechpartner für den Landschaftspflegeverband, hieß es am Montag.
Der gesamte Wolfsberg wurde 1993 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es umfasst insgesamt 119 Hektar, der Großteil davon ist Wald. Der Anteil der Weidefläche beträgt etwa 6,5 Hektar. Die gut funktionierende Beweidung des offenen Teils durch den Schäfer Thomas Graf aus Ottmaring trägt ebenfalls zur Förderung dieser typischen Magerrasenart bei.
Das kleine Knabenkraut ist in Bayern wie in ganz Deutschland als stark gefährdet bewertet. Auch im Fränkischen Jura ist die Pflanze in dieser Kategorie eingestuft. Der Standort am Wolfsberg vermittelt zwar nicht diesen Eindruck, das Naturschutzgebiet Wolfsberg ist jedoch dank des großen Engagements aller Beteiligten eine Insel des Artenschutzes, so dass hier ein beeindruckendes Vorkommen des Kleinen Knabenkrauts erlebt werden kann, hieß es.