Die Mariahilf Straße wird in einer zweijährigen Bauphase für 2,73 Millionen Euro saniert – ohne Radweg(e). Wie kann es möglich sein, dass sich eine Stadt wie Neumarkt, die sich sehr gern auf ihre Nachhaltigkeit beruft, das Thema Verkehrswende bei ihren Planungen, provokant ausgedrückt, derart ignoriert.
Warum ist das so? Am Platz kann es nicht liegen, denn wenn wir uns als klimafreundliche Stadt an Kopenhagen und den Niederlanden orientieren, wie es schon vor Jahren von offizieller Seite hieß, sehen wir, dass dort selbst auf den schmalsten Straßen beidseitige Radwege möglich sind.
Fahren wir mit dem Rad über die Woffenbacher Straße, passieren wir das Gluck Gymnasium und die Mittelschule West. Ein Radweg wurde dort trotz monatelanger Kernsanierung von Straße und Gehwegen nicht berücksichtigt.
Bei der Erneuerung der Mühlstraße, an der zwei Schulen und ein Freizeitbad liegen, und wo wir Schüler ebenfalls stärker zum Radfahren hätten motivieren können, entstand kein Radweg, sondern ein Stückwerk von 30 auf 20 und wieder auf 30 Stundenkilometer, auf einer Länge von 100 Metern. Wir wissen von Eltern, die ihre Kinder aus Angst vor der ungesicherten Verkehrssituation nicht mit dem Rad fahren lassen. Viele Elterntaxen zu den Schulen könnten vermieden werden.
Das Ziel muss doch sein, alle Verkehrsteilnehmer gleichwertig und gleichberechtigt zu betrachten und eine Straßenplanung so zu gestalten ist, dass die Neumarkter Kinder, die Senioren und alle, die umweltbewusst, nachhaltig und mobil unterwegs sein möchten, sicher zu ihrem Ziel gelangen. Ist es nicht grotesk, dass Neumarkt für Millionen von Euro einen Radweg nach Höhenberg bauen lässt, den im Jahr vielleicht 50 Touristen nutzen werden, aber für viele hunderte Kinder und Jugendliche unserer Stadt keine Radwege zur Verfügung stehen, die täglich genutzt würden?
Unsere Geschichte hat ein Bewusstsein zur Vorfahrt für das Auto entwickelt. Das muss sich ändern hin zu einem fairen Miteinander. Dafür brauchen wir Radwege auf allen Straßen. Sie machen deutlich bzw. schaffen Rahmenbedingungen, die ein gleichberechtigtes Nutzen erkennbar machen, zu Aufmerksamkeit und Rücksicht auffordern.
Dieser Weg, mit all seinen Konsequenzen, wäre zudem ein entscheidender Schritt hin zur Verkehrswende in unserer Stadt, ein Baustein gegen den Klimawandel, der größten Herausforderung der Menschheit, besonders aber für unsere Kinder, Enkel und allen weiteren Generationen.
Eine Überarbeitung der Planung zur Sanierung der Mariahilfstraße und anderen Straßen wäre jederzeit Zeit möglich, wenn Entscheidungsträger in Neumarkt den Mut aufbringen, die Radfahrweg Situation noch einmal neu zu betrachten und zu bewerten. Sie müssen es wollen, denn wo ein Wille ist, gibt es auch einen Weg!
Ute und Günter Richlowski, „People for Future“, Neumarkt, 16.03.23