27 Millionen für Feuerwache ?

NEUMARKT. Die „Kostenexplosion“ der neuen Neumarkter Feuerwache auf bis zu 27 Millionen Euro wird auch vom Neumarkter SPD-Ortsverband heftig kritisiert.

Man unterstütze „unsere ehrenamtlichen Feuerwehrleute gern und in jeder Hinsicht“, heißt es in einer Stellungnahme des SPD-Ortsvorsitzenden Matthias Sander. Man dürfe jedoch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit die Baukosten „nicht noch weiter explodieren“ lassen.

Das Thema beschäftigt den Stadtrat schon seit Jahren. Erst vor knapp einem Jahr war eine Kampfabstimmung notwendig, bei dem sich eine denkbar knappe Mehrheit mit 20:19 Stimmen für eine Weiterentwicklung der Pläne aussprach (wir berichteten).

Sander verwies darauf, daß die Stadt in den vergangenen Jahren beinahe 100 Millionen Euro in den Bau neuer Gebäude investiert habe und bei all diesen Bauvorhaben die Kosten letztendlich in die Höhe geschossen seien. „Schulen und Turnhallen, in die dringend investiert werden müsste, um deren Funktionalität zu gewährleisten, werden im Haushalt hingegen nicht berücksichtigt und die notwendigen Sanierungen Jahr für Jahr aufs Neue verschoben“. Stattdessen würde man sich in Neumarkt „Luxusbauten“ leisten, die gewiss günstiger - „ausdrücklich nicht billig“ - hätten gebaut werden können.


Bei der Gestaltung der Feuerwache würden bei jeder neuen Schätzung die Kosten steigen. Aktuell stehen wir bei 24 Millionen Euro zuzüglich der Umbaukosten für die Straßenkreuzung, „die ich auf etwa 2,5 bis 3 Millionen Euro schätze“.

Wir veröffentlichen die Stellungnahme des SPD-Ortsvorsitzenden auszugsweise:

Gegen die geplante Bauweise des Hybrid-Baus – Erdgeschoss aus Stahlbeton und Obergeschoss in Holzbauweise – ist nichts einzuwenden. Die begrünte Fassade sieht jedoch bloß auf den ersten Blick gut aus, ist aber ein Kostentreiber. Viel sinnvoller wäre stattdessen eine kräftigere Bepflanzung vor dem Gebäude mit Bäumen und Sträuchern. Diese bringen denselben Nutzen, sind aber wesentlich günstiger.

Die Fassade könnte wiederum mit Holzlamellen gestaltet werden. Aus der geplanten offenen Muldenentwässerung vor dem Gebäude ließe sich ein Feuchtbiotop entwickeln, um so ein Kleinklima zu entwickeln und Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten. Das vorgesehene 2. Obergeschoss finde ich im Hinblick auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht sinnvoll, die geplanten Räume könnten sicherlich auf das 1.Obergeschoss verteilt und somit immense Kosten eingespart werden.

Die Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge durch ein Tor hindurch wäre ebenfalls zu überdenken: Man könnte die Ausfahrt neben dem Gebäude positionieren und so das Gebäude kompakter und geschlossener gestalten. Eine Ausfahrt durch ein Tor behindert immer eine rasche Einsatzfahrt und birgt Risiken eines Unfalls.

Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach steht außer Frage und muss umgesetzt werden.

Überdacht werden sollte hingegen die interne Einsatzführung im Brandfall: Wenn die Einsatzkräfte ihre Autos an der Feuerwache abstellen und durch das Gebäude zu den Einsatzfahrzeuge laufen, sollte dieser Weg so kurz wie möglich sein, mit wenigen Türen und Ecken. Dies bringt den größten Zeitgewinn und sichert das schnelle Ausrücken der Wehren im Brandfall.

Zurück zum Thema Kosten: Wie kann es sein, dass die Stadt Fürth eine neue Feuerwache gebaut hat, die 30 Stellplätze für Einsatzfahrzeuge bietet und für 85 Einsatzkräfte ausgelegt ist, die Schlaf- und Aufenthaltsräume aufweist, die für eine Berufsfeuerwehr zwingend erforderlich sind? Die Planungskosten beliefen sich auf etwa 20 Millionen Euro, geschätzt gekostet hat der Neubau dieser Wache etwa 29 Millionen Euro, Stand November 2021.

Unser Neubau ist ausgelegt auf 20 Stellplätzen und wir sind bereits bei 24 Millionen Euro Planungskosten plus dem Ausbau der Kreuzung. Auch in der Fürther Feuerwache sind eine Atemschutzstrecke und eine Sauna integriert. Obendrein gibt es dort eine eigene Sporthalle. Diese wird stundenweise auch an örtliche Sportvereine vermietet. Die Wache ist erst im Ende 2021 in den Probebetrieb übergegangen und spiegelt somit die aktuellen Baukosten wider. Wir sollten uns auch in Neumarkt das Ziel setzen, pro Stellplatz eine Million Euro als Kostendeckel festzulegen. Zumal jeder weiß, dass zu geplanten Kosten immer noch ungeplante Mehrausgaben dazukommen werden.
12.02.22
Neumarkt: 27 Millionen für Feuerwache ?
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang