Die Gewerkschaft sieht "Altersarmut auf dem Vormarsch"
NEUMARKT. Die Zahl der Menschen, die im Landkreis Neumarkt neben ihrer Rente auf Grundsicherung angewiesen sind, ist in den vergangenen zehn Jahren um 235 Prozent gestiegen.
Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten zählt der Landkreis derzeit 1034 Bezieher von „Alters-Hartz-IV“. Die Gewerkschafter sehen hier "Altersarmut auf dem Vormarsch".
Die Gewerkschaft bezieht sich dabei auf Angaben des Statistischen Landesamts. NGG-Geschäftsführerin Regina Schleser nennt die Zahlen einen „Weckruf“ und fordert einen Kurswechsel in der Rentenpolitik.
„Zwar ist die Rentenkasse so gut gefüllt wie lange nicht, aber Geringverdiener profitieren kaum von der nächsten Erhöhung“, so Schleser. Gerade Frauen und Alleinerziehenden bleibe trotz vieler Arbeitsjahre der Gang zum Sozialamt häufig nicht erspart.
Verschärfen dürfte sich die Lage in den nächsten zwei Jahrzehnten: Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung werde das Armutsrisiko besonders für die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre ansteigen – von aktuell 15 auf 20 Prozent im Jahr 2036. Als armutsgefährdet gilt ein Rentner, dessen Netto-Einkommen unter 958 Euro monatlich liegt.
Die NGG Nürnberg-Fürth plädiert für eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung.
Immerhin gelte ab Januar: Betriebsrenten dürfen nicht mehr voll auf die Grundsicherung angerechnet werden. Ein neues Gesetz garantiere hier Freibeträge. „Damit haben etwa Beschäftigte im Fleischerhandwerk oder Bäckereien, zumal wenn sie in Teilzeit gearbeitet haben, im Ruhestand deutlich mehr in der Tasche – vorausgesetzt, der Betrieb ist an die Tarifverträge der NGG gebunden“, so Schleser.