Eichstätter Bischof erklärt überraschend den Rücktritt


Bischof Gregor Maria Hanke geht auf eigenen Wunsch in den vorzeitigen Ruhestand
Foto: Konrad Fleckenstein/pde
NEUMARKT. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke legte am Pfingstsonntag sein Amt nieder, um in den frühzeitigen Ruhestand zu treten.

Noch Papst Franziskus habe den Rücktritt bereits kurz vor Ostern „nunc pro tunc“ – also auf einen noch festzulegenden Termin – angenommen. Dieser Termin ist nun der Pfingstsonntag, hieß es aus Eichstätt.

neumarktonline berichtete bereits in einer Eil-Meldung.

Gesuch angenommen

NEUMARKT. Nach Papst Franziskus („nunc pro tunc“) hat nun auch Papst Leo XIV. zum 8. Juni das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Eichstätt angenommen.

Hanke war der 82. Bischof von Eichstätt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat Bischof Hankes langjähriges Wirken gewürdigt. In einem Brief erinnerte Bätzing an die Arbeit von fast zwei Jahrzehnten in der Bischofskonferenz.
Der Rücktritt folgt einer längeren inneren Auseinandersetzung: „Meine Entscheidung hat eine längere Vorgeschichte, die von einem geistlichen Ringen begleitet war“, sagte der 70jährige Bischof. Nach über 30 Jahren in Leitungsverantwortung – 13 Jahre als Abt von Plankstetten und fast 19 Jahre als Bischof – sei nun der Moment gekommen, „loszulassen“ und in die Seelsorge zurückzukehren. Dieser Schritt, der aus einem tiefen geistlichen Ringen hervorging, sei getragen von der Sehnsucht, wieder unmittelbarer für die Menschen da zu sein – als Priester und geistlicher Begleiter, nicht mehr als Entscheidungsträger im Vordergrund.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter des Bistums schildert Hanke die Beweggründe für seinen Rückzug: Die Herausforderungen und Krisen seiner Amtszeit – darunter Missbrauchsfälle, Konflikte in der Universitätsleitung sowie der Finanzskandal – haben ihn geprägt und nicht zuletzt zu einer ehrlichen Standortbestimmung geführt. „Ich will nicht verhehlen, dass ich nach den vielen Herausforderungen, Skandalen und ungelösten Konflikten eine innere Ermüdung spüre.“ Besonders erschütternd seien für ihn die Gespräche mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs gewesen: „Manches in mir hat sich dadurch verändert.“

Zugleich ist seine Entscheidung stark von der Frage nach der geistlichen Fruchtbarkeit der Kirche in Deutschland motiviert. „Erneuerung bedeutet laut Papst Franziskus aus der Frische des Evangeliums zu leben. Er sprach vom Biss des Evangeliums, der spürbar sein soll“, schreibt Bischof Hanke. Angeregt durch Impulse von Papst Franziskus, betont er den Wunsch, selbst wieder tiefer am „Herzschlag der Kirche“ teilzuhaben.


„Bischof em. Hanke“ will nun in die Seelsorge zurückkehren – als einfacher „Pater Gregor“. In einem Pastoralraum außerhalb des Bistums möchte er künftig wieder direkt mit Menschen arbeiten, sie in Glaubensfragen begleiten und auf die Sakramente vorbereiten: „Als Seelsorger den Menschen nahe zu sein, – das möchte ich in den verbleibenden, hoffentlich rüstigen Jahren meines Lebens als Pater Gregor verwirklichen, ehe ich später in meine klösterliche Gemeinschaft zurückkehre.“

Stationen


Suchbild: Klasse 12a, Sommer 1973, Willibald-Gymnasium,
Eichstätt


Diakonatsweihe durch den damaligen Eichstätter Bischof Alois
Brems in der Abteikirche Plankstetten, 21. März 1983


Primiz in Elbersroth, 11. September 1983


Bei Papst Johannes Paul II.
Fotos-Archiv
Seine bischöflichen Insignien wird er ablegen: „Unbeschadet meiner Bischofsweihe möchte ich in Zukunft keine Pontifikalien und Insignien mehr tragen noch Pontifikalfunktionen wahrnehmen, es sei denn, mein Nachfolger bittet mich ausdrücklich darum“.

Der scheidende Bischof blickt in dem Schreiben mit großer Wertschätzung auf seine Jahre in Eichstätt zurück. „Ich bin dankbar, dass ich im Bistum den Herzschlag der Kirche erfahren durfte: in Gesprächen und Begegnungen, in denen ich Anteil nehmen konnte am Glaubensweg und an der Gottsuche, an den Sorgen, Nöten und Freuden, in der gemeinsamen Fürsorge um die Weggemeinschaft des Glaubens als Bistum.“ Er spricht auch allen Mitarbeitern in Haupt- und Ehrenamt seinen tief empfundenen Dank aus. „Ohne die immer wieder erfahrene Unterstützung vieler um mich herum und im Bistum hätte ich diesen Dienst nicht tun können“, schreibt er. Zugleich bittet er um Verzeihung, wo er Erwartungen nicht erfüllt oder Menschen verletzt haben könnte.

Die offizielle Verabschiedung erfolgt im Rahmen des Festgottesdienst und der Vesper am Willibaldssonntag, 6. Juli, mit einer Begegnung nach den liturgischen Feiern. Eine große Verabschiedung wird es auf Wunsch Hankes nicht geben. „Angesichts der gegenwärtigen Lage der Kirche erachte ich einen schlichten Abschied als angemessene Form“, sagte er.

Mit der Annahme des Amtsverzichts von Bischof Gregor Maria Hanke ist die sogenannte „Vakanz“ des bischöflichen Stuhls eingetreten – also die vorübergehende Leere des Bischofsstuhls. Nach dem Eintritt des Bischofs in den Ruhestand endet auch automatisch das Amt des Generalvikars. Das ist im Kirchenrecht klar geregelt. Innerhalb von acht Tagen nach Beginn dieser Phase wählt das Konsultorenkollegium – im Bistum Eichstätt das Domkapitel – einen Diözesanadministrator. Dieser übernimmt die Leitung der Diözese mit nahezu allen Rechten und Pflichten eines Diözesanbischofs.

Das Domkapitel wirkt nun an der Vorbereitung der Ernennung eines neuen Diözesanbischofs mit. Die erfolgt durch den Heiligen Stuhl nach sorgfältiger interner Prüfung durch die Römische Kurie. Für die Dauer dieses Prozesses ist keine feste zeitliche Frist vorgesehen.
pde
08.06.25
Neumarkt: Eichstätter Bischof erklärt überraschend den Rücktritt
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