Kneipenbühne Oberweiling
"Authentische Musik"

"Natural Blues"
NEUMARKT. "Blues zur Weihnachtszeit" heißt es am Samstag in Oberweiling, wenn "Natural Blues" das Kneipenbühnen-Kalenderjahr abschließt.
NB ist eine furiose Band, die noch weiß, was die Begriffe bedeuten, die sie im Namen trägt: das Quintett lebt seine Vorliebe für handgemachte, ursprüngliche und authentische amerikanische Musik aus.
Ein "Natural Blues"-Konzert will die Zuhörer mit einem Gang durch die Geschichte der letzten hundert Jahre amerikanischer Folk- und Popmusik verzaubern: Blues, Country, Tex-Mex, Zydeco, Hillbilly, Rock'n'Roll und Soul von Mississippi John Hurt über Elvis Presley bis zu Wilson Pickett stehen auf dem Programm der fünf Vollblutmusiker. Jedes Stück der gewöhnlich über drei Stunden dauernden Mammutkonzerte ist ein sorgfältig ausgewählter Ohrenschmaus, heißt es in der Einladung.
15.12.09
"Besser geht's nimmer"

Das "Titus Waldenfels Trio"
NEUMARKT. Jeder Song bot eine Überraschung - und es standen nicht wenige auf dem Programm des phantastischen "Titus Waldenfels Trios", das am Samstag in der Kneipenbühne sein Publikum zum Wippen und Schmunzeln brachte oder in Erstaunen versetzte, und das den andächtig lauschenden Zuhörern hin und wieder wohlige Gänsehaut ob des schönen, tiefen Gefühls verpasste.
Da war die geschmackvoll in den Gesamtablauf geworfene "deutsche" Abteilung mit Kompositionen der Comedian Harmonists (Die Liebe kommt, die Liebe geht) und Rio Reisers (Übers Meer), die ohne Umwege ans Herz gingen; da gab es in der Country-Ecke eine überragend sarkastische Willie-Nelson-Nummer (Sad songs and Waltzes aren't selling this year) und einen rührenden Hank-Williams-Walzer (I'm so lonesome I could cry), da verbeugte man sich vor den Beatles mit "I'm happy just to dance with you", da wurde das sauber gestimmte Kneipenklavier mit einem Jerry-Lee-Lewis-Rock'nÄRoll fast in Brand gesetzt (High School Confidential), da verlegten die drei überirdisch guten Musiker J.J.Cales "They call me the breeze" auf eine komplett neue (Hochgeschwindigkeits)-Blues-Schiene.
So weit zum musikalischen Variantenreichtum, dem obige Aufzählung nur bedingt gerecht werden kann. Was auf der Bühne an Instrumenten stand, spottet nämlich geradezu jedem Versuch einer adäquaten Beschreibung - Nun ja, es lässt sich immerhin aufzählen, was die drei Musikzauberer alles mitgebracht hatten: Autoharp, Singende Säge, Schlagzeug, Akkordeon, Fußbass-Keyboard, Bassmundharmonika, Mundharmonika, Taschencello, Orgelgitarre, Lap Steel Guitar, E-Gitarre, Strohgeige, Banjo, siebensaitige Akustikgitarre, eine Ukulele - und dann stand auch noch das Kneipenklavier herum. Etwas viel für drei Musiker? Eigentlich nein, denn Titus Waldenfels spielte schon einmal auch drei Instrumente auf einmal (Fußbass, Harmonika, Gitarre), Michael Reisinger sang und bediente gleichzeitig Schlagzeug und Akkordeon oder brillierte an der Säge, und die wunderbare Vokalistin Lucie Cerveny erwies sich als routinierte Pianistin und ebensolche Quetschenspielerin.
Wer jetzt denkt, der Titus könne zwar viele Instrumente bedienen, aber keines "gescheit" - hat weit gefehlt. Was der sympathische Münchner auf Gitarre und Geige hinlegte, kann man getrost als virtuos bezeichnen: es war schnell, präzise, und gleichzeitig gefühlvoll.
Ob sich "Red river valley" auf tschechisch - Lucies Muttersprache - gut anhörte? Klar! Selbst der deutsche Schlager "Tränen lügen nicht" (Michael Holm) oder McCartney Speisekarten-Song "Vanilla Sky" erreichten eine ganz spezielle Größe, indem sie an die geniale Instrumentierung so mancher Tom-Waits-Songs erinnerte.
Selbst die drei Zugaben glänzten noch in ihrem Variantenreichtum: eine beachtliche Eigenkomposition Lucie Cervenys, "You are my companion, my second skin" , gefolgt von einem tschechischen Song und als Krönung Amy Winehouses "Valerie", von Titus Waldenfels virtuos auf der Ukulele gespielt (Sugar Kane Kowalczyk hätte Tränen in den Augen gehabt).
Fazit: besser geht's nimmer.
13.12.09
Feuerwerk an Klängen

Zwei Drittel des "Titus Waldenfels-Trios"
NEUMARKT. Ein multiinstrumentales Musikpanorama voller Überraschungen erwartet das Publikum am Samstag in der Oberweilinger Kneipenbühne, wenn Titus Waldenfels (Gitarre, Violine, Steelguitar, Banjo, Ukulele, Bassmundharmonika, Basssynthesizer und Percussion) Lucie Cerveny (Gesang, Piano und Akkordeon) und Michael Reiserer (Schlagzeug, Akkordeon, Gesang und Singende Säge) eines ihrer sagenumwobenen Konzerte geben.
In diesem Trio verbinden sich nämlich das Improvisationstalent und die Kreativität eines Jazzensembles mit der Kraft einer Bluesband und den einfachen Mitteln einer Straßenmusikkapelle. So stellt Titus Waldenfels für sich schon eine
band en miniature dar, spielt er doch gleichzeitig verschiedene Saitenistrumente und mit den Füssen einen Basssynthesizer. Damit bildet das Titus Waldenfels Trio das kleinste Orchester Süddeutschlands.
Lucie Cerveny, geboren in Ostrava, aufgewachsen in Bayreuth, ausgebildet in Frankfurt, stellt Verbindungen her, die ihr vielleicht selber manchmal neu erscheinen. Eine klare musikalische Diagnose lässt sich hier kaum erstellen, die Gefahr, angesteckt zu werden, besteht jedoch um so mehr.
Dazu kommt schließlich Michael Reiserer, der dem Geheimnis auf der Spur ist, die Bässe des Akkordeons mit den Trommeln des Schlagzeugs zu einem Instrument zu verbinden und als Sänger das eine oder andere, in der Auswahl durchaus unerwartete, Lied beisteuert.
Die drei Vollblutmusiker zünden ein Feuerwerk an Klängen, haben unerhörte Schätze des Jazz an Bord, Perlen des Pop, Skurriles vom Schlager, Klassiker des Country - und jede Menge Blues.
Zu erwarten ist ein Abend, der ebenso spontan wie gekonnt zum Erlebnis für alle Sinne wird, da er geprägt wird von immenser Spielfreude und großer Virtuosität.
09.12.09
Zum Heulen schön

"Solly"
NEUMARKT. Sollys "einfach schöne Musik" zog zuletzt das Publikum in der Kneipenbühne in Oberweiling in ihren Bann.
Tiefe Gefühle, Charisma, eine intensive, Gänsehaut treibende Stimme, eine virtuos gespielte Gitarre - rhythmisch stets auf dem Punkt -, eine sympathische, zu Scherzen aufgelegte Entertainerin, eine Animateurin, die ihre Zuhörer locker zum Mitsingen und Mitschnippen überreden konnte: das alles repräsentierte die weitgereiste Münchnerin Solly, die schon mal mit Keb Mo durch die USA tingelte oder im Vorprogramm von John Lee Hooker Jr. zu erleben war. Den Blues, ja den Blues hatte sie auch, slidete mit ihrem Bottleneck wie der Teufel über offen gestimmte Saiten, dass es eine Lust war.
Aber nicht nur schwarze Musik liegt ihr am Herzen: das bewies sie mit Interpretationen von Kompositionen der "Wood Brothers", stellte etwa mit "Postcards from Hell" Country-Musik vor, die intensiver und ehrlicher kaum sein kann. Dann wiederum sang sie entspannte Folkjazz-Nummern von Norah Jones, als wären es ihre eigenen, und schließlich bettete sie in das so variantenreiche und vielschichtige Programm eigene Songs ein, die den übermächtig großen Vorbildern in nichts nachstanden und nicht selten zum Heulen schön waren. Sie ließ ihre Lieder atmen und sich entwickeln, ließ Pausen und ganz ruhige Momente zu und schaffte dadurch Spannungsbögen, die den Hörer mit sanfter Gewalt zu fesseln vermochten.
Und so musste sie drei Zugaben geben, darunter ein harmonisch ungemein reiches Liedchen namens "It’s only you" und "Mississippi", ein Bob-Dylan-Song, bei dem sie ganz zuletzt zeigte, dass sie auch Harmonika zu spielen vermag.
07.12.09