Kneipenbühne Oberweiling
"Argile" in Oberweiling

Alexis Madokpon
NEUMARKT. Ein Wiedersehen mit der international renommierten Weltmusiktruppe "Argile" gibt es am Samstag in der Kneipenbühne Oberweiling.
Neben der Stammbesetzung mit Dieter Weberpals (flute, perc), Peter Horcher (accordion, piano, perc), Robert Hofmann (bass, saz, perc) und Charles Blackledge (drums, perc) ist der Tänzer, Sänger und Trommler Alexis Madokpon aus Westafrika (Benin) mit von der Partie.
Die Gruppe um Bandleader und Flötist Dieter Weberpals hat eine "Imaginary Folk-Music for Global-Players" entwickelt: Zwischen Trance-Grooves, Djembe-Power, Zagazougou-Akkordeon, orientalischen Balladen auf der Saz und Balkanesk-klingenden Tänzen baut Argile musikalische Brücken im kulturellen Spannungsfeld zwischen Afrika, Orient und Europa.
23.02.10
Mehr Zuhörer verdient

"Die Drogen"
NEUMARKT. Nur wenige Zuhörer kamen in die Kneipenbühne nach Oberweiling zu einem Münchner "Junkpop"-Quartett mit geschmacklosem Band-Namen.
Wer hat Angst vor "Die Drogen"? Offenbar doch zu viele unserer kulturbeflissenen Zeitgenossen, denn das Münchner "Junkpop"-Quartett hätte durchaus mehr Zuhörer in der Kneipenbühne verdient. Vielleicht hatten einige der potentiellen Gäste Furcht vor zu großer Lautstärke. Die wäre unbegründet gewesen, denn "Die Drogen" traten unplugged auf und zeigten mit viel Gefühl und Geschmack, was einer kleinen Spielstätte an Lautstärke angemessen ist. Auch die Rolling Stones bewiesen einst mit ihrer vorwiegend in kleinen Clubs aufgenommenen "akustischen" Live-Scheibe "Stripped", wie gut sie wirklich sind.
Ähnlich "Die Drogen": Losgelöst von "Sounds" und "Effects" gaben sie Kostproben ihrer Musikalität, aufs Wesentliche beschränkt. Da erlebte die erlesene Zuhörerschaft endlich einmal wieder eine Band, die den Mut hat, eigene Kompositionen in deutscher Sprache zu präsentieren - in unverwechselbarem poppig-peppigem Stil.
Dass die Postpunkband "The Cure" eines ihrer Vorbilder ist, ließen sie ihre Zuhörer charmant mit der beachtlichen Übersetzung von "Friday I’m in Love" wissen, des einzigen Covers des Abends übrigens. Angesichts der vielen eigenen Ideen kann es nicht verwundern, dass kein geringerer als Uwe Hoffmann (Casa Pepe Studio), Produzent der Ärzte und der Sportfreunde Stiller, im spanischen Javea sich der Band angenommen hat.
Eine erfolgreiche Zukunft im Popgeschäft scheint somit vorprogrammiert zu sein. Ob man das Quartett dann noch einmal in Oberweiling zu Gesicht bekommt?
21.02.10
Überirdische Technik

Gismo Graf und Jan Jankeje
NEUMARKT. Welch ein Ereignis: der jugendliche Gitarrenvirtuose Gismo Graf konnte in der letzten Veranstaltung der Kneipenbühne sein zahlreiches Publikum von der ersten bis zur letzten Minute in Bann schlagen mit einer Gitarrentechnik, die - ohne zu übertreiben - Django Reinhardts und Biréli Lagrènes schon fast ebenbürtig ist.
Ihm zur Seite stand am Kontrabass sein Mentor, ein ganz alter Hase der Gypsy-Swing-Szene, der international renommierte Jan Jankeje, der mit seinen Soli brillierte: bislang hatte in Oberweiling bestimmt kaum jemand gewusst, was auf diesem Instrument alles möglich ist.
Nicht-Eingeweihte meinen vielleicht, dass der typische Sinti-Groove sich nach ein paar Stücken abnutze; aber nein: das Konzert war vom ersten bis zum letzten Moment spannend und abwechslungsreich, nicht nur wegen der witzigen Conférence des slowakischen Bassisten (er stammt aus Bratislava), nicht nur wegen des samtweichen unvergleichlichen Gesangs von Gismos Vater Joschi.
Die Eigenkompositionen des 17jährigen - etwa ein Walzer für seine Schwester - zeigten, wie tief Gismo seine Musik empfindet, wie reif er bereits jetzt schon ist, und dass es eben nur zu einem ganz geringen Teil auf die Technik ankommt, auch wenn die - wie in seinem Fall - manchmal überirdisch erschien und hochkomplexe, filigrane Klassiker des Genres gespielt wurden, als handele es sich um leichte Etüden. Falsch: Etüden würde man gewöhnlich nicht derart gefühlvoll spielen.
Gismo Graf - den Namen muss man sich merken; denn ohne Zweifel wird er in Bälde zu den ganz Großen des europäischen Sinti-Jazz gezählt werden müssen.
15.02.10
Musiker von Weltformat

"16 Gypsy Strings"
NEUMARKT. Eigentlich hätten am nächsten Samstag ja die beiden eingefleischten Pink-Floyd-Fans Edda Lang und Werner Osterrieder, alias
Saraswathi Lounge in der Kneipenbühne spielen sollen, aber wie so oft im Leben: nichts währt ewig - die beiden haben ihr Projekt sang- und klanglos aufgelöst.
Das ist einerseits wirklich schade, andererseits aber ein echter Glücksfall für die Oberweilinger Veranstalter, denen kurzfristig das Kunststück gelang, am kommenden Faschingssamstag etwas ganz Besonderes anzubieten. Für Menschen, die sich nicht unbedingt eine Pappnase umbinden wollen, spielen die "16 Gypsy Strings" authentischen Sinti-Swing.
2010 ist das offizielle Django-Reinhardt-Jahr. Zu Ehren seines 100. Geburtstages werden weltweit viele musikalische und kulturelle Veranstaltungen ganz im Zeichen des legendären, belgischen Zigeuner-Jazzgitarristen stehen. Bis heute gilt er als großes Idol, nicht nur für Sinti- Musiker, sondern auch für Fans und Freunde des Sinti-Swing auf der ganzen Welt. Aus diesem Anlass gastieren in Oberweiling unter dem Namen "16 Gypsy Strings" drei außergewöhnliche Musiker:
Da ist zunächst der Mentor des Projekts, kein geringerer als der Solokontrabassist Jan Jankeje (Ehrenbürger von New Orleans sowie Entdecker von Biréli Lagrène), ein Musiker von Weltformat, dem bereits die Ehre zuteil wurde, in der weltberühmten Carnegie Hall in New York neben Stéphane Grappelli aufzutreten und der in diesen Heiligen Hallen zudem noch mit "Standing Ovation" geehrt wurde. Zahlreiche eigene Plattenproduktionen wie auch die Mitwirkung als Gastmusiker bei über hundert weiteren Produktionen sprechen für sich. Unter anderem spielte er mit Jaco Pastorius, Ella Fitzgerald, Benny Goodman, Attila Zoller und Oscar Klein. "Jan Jankeje ist der swingendste und druckvollste Kontrabassist Europas" (Jaco Pastorius). Jankeje hat - so ganz nebenbei - die Filmmusik des letzten Fassbinderfilms "Querelle" (1982) komponiert.
Der Sologitarrist Gismo Graf spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Gitarre. Der gerade einmal 17jährige gilt als einer der versiertesten Nachwuchsgitarristen weltweit: ein "Jahrhundert-Talent", wie die Slowakische Sinti und Roma Theatervereinigung "Romathan" stolz erklärt. Gismo Graf ist familiär tief verwurzelt in der Tradition und somit der Musik der Sinti, deren großes Vorbild Django Reinhardt einst die europäische Antwort auf den amerikanischen Jazz der 1930er Jahre gab. Gismo Grafs Musik ist geprägt von atemberaubender Fingerakrobatik, sie ist nichtsdestoweniger voll von tief empfundenem Gefühl.
Der dritte im Bunde ist Joschi Graf (Rhythmusgitarre). Sein treibendes Spiel und seine schöne, swingende, sonore Stimme machen das aus, was dem
Zigeli Winter Quintett, dem er seit vielen Jahren angehört, das gewisse Etwas verleiht.
08.02.10