Kneipenbühne Oberweiling

Aus dem Nähkästchen


"Akascht"
NEUMARKT.Die beiden Rockmusiker Hans von Chelius und Stefan Erz, alias "Akascht" (rückwärts: "Tschaka!") gastierten am Samstag in der Kneipenbühne Oberweiling und plauderten und spielten aus dem Nähkästchen des Musikbusiness.

Sie hätten gern, aber haben nicht "den Durchbruch geschafft", auch nicht nach jahrzehntelangem Kampf, obwohl sie immer noch gnadenlos toll aussehen, übermäßig talentierte Sänger und Songwriter sind, als Münchner "an der Quelle" sitzen und ein absolut profimäßiges Verhalten an den Tag legen. (Und das ist jetzt nicht ironisch, sondern grundehrlich gemeint.)

Wahrscheinlich ist die Ursache ihres "Scheiterns" ganz simpel: sie sind zu gut und vielleicht gleichzeitig auch nicht kaltschnäuzig und unverschämt genug und ziehen eventuell keine Schleimspur hinter sich her...

Andererseits ist das schon in Ordnung, denn nur so können sie jetzt - nachdem alles egal geworden und vorbei ist, mit großer Gelassenheit ihre "Karriere" Revue passieren lassen.

Absurde Erfahrungen mit vollgekoksten Vertretern der Musikindustrie werden da szenisch dargestellt, groteske Anekdoten erzählt, ein grandioses Scheitern beschrieben und dazwischen wird Musik gemacht, dass einem vor Begeisterung fast die Ohren wegfliegen: Eigenkompositionen, die allesamt Hitqualität haben, oft in fast überirdisch schöner Zweistimmigkeit wechseln ab mit souverän interpretierten Coverversionen.

Es ist unglaublich, wie Erz die ACDC-Nummer "Highway to Hell" intoniert oder mit wie viel Humor von Chelius zusammen mit seinem Partner Cat Stevens’ "Father & Son" mit einem neuen (deutschen) Text auf ungeahnt witzige Höhen hebt. Über lange Strecken synchron gesprochene, rhythmisierte Texte (allein das schon ein Kunststückchen) lassen Zuschauermünder offen stehen und das durchaus therapeutisch sinnvolle "Ich hasse Dich!", bei dem das Auditorium herzhaft mittun darf, rundet den höchst vergnüglichen, kurzweiligen "Comedy"-Abend ab.

Übrigens: "Wer in einer Coverband spielt, ist ganz unten angekommen."
08.02.10

Ergiebiges Scheitern


"Akascht"
NEUMARKT. "Tschaka!!", der Motivationsbefehl der neunziger Jahre hat für die beiden Rockmusiker Hans von Chelius und Stefan Erz seine Wirkung komplett verfehlt. Rückwärts gesprochen wird aus "Tschaka" "Akascht" und eine Aufforderung für die zwei übermäßig talentierten Sänger und Songwriter mit großer Gelassenheit ihre holprige Karriere im Musik-Business voller Witz und Selbstironie Revue passieren zu lassen. Immer wieder standen sie knapp davor, den Durchbruch zu schaffen - mal gemeinsam, mal jeder für sich.

Große Namen pflasterten dabei ihren Weg: Wie damals, als Peter Maffay... Oder als beim Grand Prix d'Eurovision... Oder als Xavier Naidoo sagte... Oder als diese Plattenfirma vor lauter... wie auch immer - jedenfalls konnten sie den Erfolg im letzten Augenblick stets gerade noch vermeiden. Das Duo erzählt von seinen absurden Erfahrungen mit der Musikindustrie, von kuriosen Auftritten und all den falschen Versprechungen, denen die jungen Künstler nur allzu gerne auf den Leim gingen, sehr zum Vergnügen ihres heutigen Publikums.

Und doch steht ihre Musik im Mittelpunkt. Inmitten der grotesken Anekdoten zeigen die zwei ausgebufften Profis immer wieder, wo die Audiowurst wächst. Was die beiden phänomenalen Stimmen, sich selbst mit zwei Gitarren begleitend, zaubern, ist großes Kino. In geschmackvollen Arrangements wechseln die Eigenkompositionen einander ab: Die Songs von Erz in deutsch, die von v. Chelius in englisch. Internationales Format haben sie alle miteinander. Ihr Traum vom Rockstar-Dasein hat sich bis dato nicht erfüllt, aber obwohl ihre Titanic gesunken scheint, stehen sie fröhlich an Deck und spielen und spielen, und man hofft, es möge nie aufhören, wenn sie die wunderbaren akustischen Versionen ihrer Rocksongs zum besten geben.

Das ist echtes Entertainment, irgendwo zwischen Page & Plant und Waldorf & Stettler, zwischen James Blunt und Badesalz. Wenn "Es-nicht-schaffen" immer solche Ergebnisse zeitigte, würde man es sich künftig zweimal überlegen, jemand viel Erfolg zu wünschen. Noch nie war Scheitern so ergiebig. Davon kann sich das Publikum am kommenden Samstag in der Kneipenbühne gerne überzeugen.
04.02.10

Pech gehabt


"Trio Comtesse & Co"

NEUMARKT. Glück, wann hat man das schon: wenn man Pech hat, nie (Dieser Satz eines Liedermachers der frühen 80er-Jahre steht irgendwo an einer Wand in der Kneipenbühne). "Trio Comtesse & Co" hatten Pech, zumindest am Samstag in Oberweiling, denn das Wetter machte der Veranstaltung einen dicken weißen Strich durch die Zufahrtswege, und so fanden gerade einmal ein Dutzend Besucher den Pfad ins verschneite Dorf.

Dabei war - wie meistens in der Kneipenbühne - unvergleichlich hohes Niveau geboten mit drei bemerkenswerten Künstlern der Münchner Szene: Rahel Comtesse (Schauspielerin, Sängerin und Sprecherin für Funk und Fernsehen), Peter Krempelsetzer (Schauspieler und Performer, Leiter der ImproArt- Schule für Theater und Tanz in München) und Steffen Zander (Pianist, Arrangeur und Dirigent).

In den Rollen des Zynikers Hartmut (Krempelsetzer), der komplex-filigran-zerbrechlichen Manù (Comtesse) und des stillen einfach glücklichen Felix (Zander) untersuchte das Trio mit sezierender Präzision "wahres Glück". Das darf man sich nicht trocken und akademisch vorstellen; im Gegenteil: die drei verbanden Impro-Theater, Chansonabend und Kabarett auf unvergleichliche Weise. Dabei brillierte Rahel Comtesse mit ihrer Stimme, etwa wenn sie als eine Art Nina Hagen Zarah Leander interpretierte. Sie ging mit Edith Jeskes "Rinnsteinprinzessin" tief unter die Haut, gab den Vamp, als sie sich einen Mann aus der Zuhörerschaft herauspickte, wirkte als "Gänseblümchen" ganz schön feist - zumal sie es schaffte, das spärliche Auditorium zum Mitsingen zu bewegen; und schauspielerte, was das Zeug hielt: von höchst blinder Liebeseuphorie bis zu tiefer Verzweiflung (vergeblich wartend unterm Regenschirm) zog sie Register um Register ihres Könnens.

Hartmut, der brachiale "Schlagwerker" bot ihr Paroli, äffte in Gestik und Mimik Manus Gefühle und zog sie ins Lächerliche; die beiden lieferten sich zudem höchst vergnügliche verbale Schlachten und stellten schließlich nach einer allgemeinen Publikumsbefragung fest, dass Glück eine gefährliche Sache ist. Pianist Felix, ein sympathischer Wonneproppen, hielt sich - in sich ruhend - aus dem ganzen Schlamassel heraus und brillierte stattdessen lieber an den Tasten.

Als alles nichts mehr half, gaben die drei eine Kostprobe ihres Improvisationstalents, etwa als Rahel Comtesse ein zärtliches Lied über einen Schal erfand (der Begriff - und auch fast der Gegenstand - wurde ihr von einer Zuhörerin zugeworfen) oder wenn sie auf "finnisch" oder einer beliebigen anderen Sprache zu wunderschönen Popharmonien sang und sich Krempel(über)setzer als ein kongenialer Partner erwies.

Mit "Lass es sein" schließlich befreiten sich die drei vom Glück und verabschiedeten ihr begeistertes Publikum mit einem wunderschönen a-capella-Gesang, um sogleich in der Zugabe ihr Konzert in Kurzfassung Revue passieren zu lassen. Bravissimo.
01.02.10

Abend mit Tiefgang

NEUMARKT.Am Samstag gastiert "Trio Comtesse&Co" in der Oberweilinger Kneipenbühne und verspricht einen unterhaltsamen Abend mit Tiefgang.

Glück ist eine gefährliche Sache. Nachdem Manù mal wieder aus verliebten Höhenflügen stürzt, begibt sich die Sängerin mit ihrem Pianisten und Schlagzeuger auf die Suche nach dem "wahren Glück". Ist Glück reiner Zufall? Muss ich mich dafür anstrengen oder fliegt es mir zu? Ist Glück ein Gefühl? Die neue Espresso-Maschine von Garibaldi? Oder die Erleuchtung im 7. Chakra?

Natürlich hat jeder im Trio seine eigene Vorstellung vom Glück. Das Ergebnis ist eine rasante Mischung aus humorvollen Dialogen, Popsongs und Chansons. Und wenn alle Glücksrezepte versagen, hilft nur Improvisieren - das bringt einige Überraschungen mit sich
28.01.10


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23. Jahrgang