Kneipenbühne Oberweiling

Im Sturm erobert

NEUMARKT. Rock'n'Roll, ein wenig Reggae (kein Wunder, wenn man einen jamaikanischen Vater hat) und ganz viel kanadische Liedermacherkultur zwischen Neil Young und Joni Mitchell: das umreißt im Groben den nach allen Richtungen funkelnden Musikstil des sympathischen Singer/Songwriters David Blair, der am Samstag in der Oberweilinger Kneipenbühne sein Debüt gab und die Herzen des vorwiegend weiblichen Publikums im Sturm eroberte.

Der "Sunny Boy" tat das mit seiner unverstellten, hinreißenden Conference auf denglish: er tat kund, dass er jeden Tag versuche, ein neues deutsches Wort zu lernen; diesmal "A Hoibe!"; Blair bestach aber vor allem mit seiner wandlungsfähigen Stimme, die mühelos in die Falsettlage wechselte und die sich in allen Registern als bombensicher erwies; er tat das mit federnden – nein federleichten – Rhythmen auf Klavier und Gitarre, er parodierte ohne mit der Wimper zu zucken die manchmal etwas seltsam erscheinenden Bewegungen abgehobener Popstars.

Dazwischen erzählte er, wie man mit einem Song von Jason Mraz Polizisten bezirzen kann, übersetzte einen Refrain von Britney Spears zum Brüllen komisch ins Deutsche: "Schlag mich Baby, noch einmal", und überraschte dann wieder mit der erstaunlichen, wunderschönen Nummer "Pieces Of My Heart" durch harmonischen Einfallsreichtum, den man sonst nur von den Beatles – speziell in diesem Fall von George Harrison – kennt. Und ... David Blairs Texte verfrachteten seine Zuhörer stets auf die sonnige Seite der Straße. Welch ein schönes, frühlingshaft wärmendes Konzerterlebnis!
g

16.03.14

David Blair in Oberweiling

NEUMARKT. Der Singer/Songwriter und Gitarrist David Blair aus dem kanadischen Vancouver macht am Samstag auf seiner Europatournee Station in Oberweiling.

Musik ist für ihn Hobby und Beruf, Lebensinhalt und Elixier zugleich. Haus und Hof hat er verkauft, um sich vollständig seiner Berufung zu widmen, Songs zu schreiben und sie aufzunehmen, vor allem aber auf Tour zu gehen und seine ständig wachsende Fangemeinde emotional zu berühren. Weil ihm der kanadische Markt zu klein erschien, schnappte er im Winter seine Gitarre und flog nach Europa, um in Clubs und Kneipen aufzutreten.

In Dänemark, Finnland und Frankreich spielte er schon – aber "in Deutschland", so sagt er, "gefällt es mir am besten." David Blair besticht das Publikum mit oftmals lustigen und immer kurzweiligen Geschichten und seine ausdrucksstarke und wandelbare Stimme zieht jeden Hörer in Bann. In seinen Songs berichtet der musikalische Eklektiker über Enttäuschungen, gescheiterte Beziehungen und die Suche nach Inspirationen im täglichen Leben. So unterschiedlich wie seine harmonischen und melodischen Stilmittel sind auch die verwendeten Rhythmen, die trotz ihrer Komplexität derart vertraut und deshalb unwiderstehlich scheinen, dass man selbst beim ersten Hören unwillkürlich in die Hände klatscht und mit den Füßen wippt.

Blair kann schon auf einige Erfolge zurückblicken: So trat er im Vorprogramm der weltberühmten Band "Nickelback" auf, deren Sänger Chad Kroeger von ihm begeistert war.
14.03.14

Lesung mit Musik

NEUMARKT. Einen spannenden und unterhaltsamen Literaturabend mit Musik versprechen der "Negerländer" Heinz Grobmeier und der Autor Albert Mühldorfer am Samstag in der Oberweilinger Kneipenbühne.

Die Skripte des Obertraublinger Schriftstellers sind immer knapp, spitzzüngig, pointiert und mit viel schwarzem Humor. Bei seinen Mundarttexten geht es dem Poeten nicht um eine Konservierung des Dialekts, sondern er will als scharfsinniger Beobachter seiner Mitmenschen und ihrer Umwelt in der Oberpfälzer Alltagssprache den Leuten möglichst genau "aufs Maul" schauen. Mit schwarzhumorigen, hintergründigen und doppelbödigen Betrachtungen durchleuchtet und seziert er scheinbar Selbstverständliches.

Albert Mühldorfer ist Theaterpädagoge, Schlagzeuger und in der Lehrerbildung tätig. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Begleitet wird Albert Mühldorfer vom "Negerländer" Heinz Grobmeier, der mit seinem ungewöhnlichen Instrumentarium und Klangerzeugern die Texte des Autors originell musikalisch interpretiert und mit Zwischenmusiken seine individuelle Note setzt.
08.03.14

Musikalisches Feuerwerk


"Flez Orange"

NEUMARKT. "Flez Orange", Matthias Klimmer (Klarinette, Gitarren, Blockflöte, Gesang), Veronika Keglmaier (Geige, Gesang), Thomas Stoiber (Akkordeon, Gesang), Jochen Rössler (Bass, Gesang) und Maximilian Maier (Schlagzeug, Perkussion, Banjo, Gesang) spielten zum zweiten Mal in der (diesmal) vollen Kneipenbühne.

"Die darf man nie mehr verpassen" merkte ich vor einem guten Jahr in meiner Kritik an. Das Publikum schien sich dies zu Herzen genommen zu haben, strömte nach Oberweiling und wurde von meiner Einschätzung nicht enttäuscht. Im vollen Klassenzimmer zündete das Quintett ein kammermusikalisches Feuerwerk, dessen Qualität sich nur schwer beschreiben lässt.

Ich versuche es trotzdem: man höre sich Arnold Schönbergs Transkriptionen einiger Johann-Strauß-Walzer an und in direktem Anschluss Uri Caines Live-Produktion "Wagner e Venezia". In beiden Fällen kann man die hohe Kunst des Arrangements bestaunen. Nun, "Flez Orange" befindet sich auf Augenhöhe mit dem 12Töner und dem Jazzer, auch wenn die fünf Virtuosen "nur" bayerische Volksmusik, deutsche Schlager und einige erstaunliche Eigenkompositionen auf detailverliebtes hohes Niveau heben. Sie tun "trivialer" Musik die Ehre an, kreativ-verspielt mit ihr umzugehen, sie schwelgen in harmonischen und rhythmischen Überraschungen und streuen filigrane Beigaben ein, die nach allen Richtungen Funken versprühen. Dabei sind die Musiker allesamt stets souverän, was instrumentale und vokale Umsetzung angeht; und die live präsentierte Schönheit und Intensität der Stücke – besonders beim mehrstimmigen Gesang – jagt dem Zuhörer gelegentlich wohlige Schauer über den Rücken.

Aber da gibt es noch eine andere Seite dieser erstaunlichen Gruppe: es werden absurde bis surrealistische Geschichten erzählt, bei denen einem die Spucke wegbleibt und von denen man nicht genug bekommen kann, weil sie stets ein herzhaftes Lachen evozieren. Die Phantasie schlägt unerhörte Kapriolen und Karl Valentin spitzt hinter manchem Hirnschwurbel wohlwollend und diabolisch vergnügt hervor. Was kann man sonst noch sagen? Besser geht's nicht – und wenn "Flez Orange" demnächst nicht zu höchsten Ehren gelangt, weiß selbst ich nicht mehr weiter.
g

04.03.14


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ISSN 1614-2853
23. Jahrgang