Kneipenbühne Oberweiling

Augen- und Ohrenschmaus

NEUMARKT. Bahnbrechende Spieltechnik, unvergleichliche Töne und einzigartige Musikinstrumente erwarteten am Samstag das Kneipenbühnenpublikum, als der Schweizer Gitarrenvirtuose Attila Vural in Oberweiling debütierte.

Allein seine Dobro-Mandolinen-Kombination, eine Zweihalsgitarre mit 14 Saiten, wäre schon die Reise nach Oberweiling wert gewesen, aber auch seine akustische Sechssaitengitarre ist ein sehenswertes Stück großer Gitarrenbaukunst.

Als Vural dann jedoch loslegte, merkte jeder Zuhörer schnell: diese Art zu spielen hat man hierzulande noch nicht gesehen, geschweige denn gehört. Effekte wie Echo, Hall, Phaser, Flanger, Chorus oder Verzerrer benötigte der introvertierte aber vor Ideenreichtum sprühende Musiker nicht.

Stattdessen zauberte er mit Flageoletttönen, Trommelwirbeln auf dem Gitarrenkorpus, einer unbeschreiblichen Spieltechnik, bei der beide Hände zum Greifen und Zupfen eingesetzt wurden und vielen anderen Kunstfertigkeiten, die auch einem genauen Betrachter ein Geheimnis bleiben werden, eine Groove- und Klangvielfalt, die keine Sekunde Unkonzentriertheit oder Langeweile aufkommen ließ.

100 Minuten Nonstopmusik mit auffallend schönen Melodien und geschmackvoll eingestreuten Zitaten (Neil Young, Blind Faith, Sting) gingen wie im Flug vorbei, erzeugten im Zuhörer Bilder fremder Länder und ruhiger, sympathischer, in sich gekehrter Gefühle.

Attila Vural, ein weitgereister Musiker (soeben zurück von einer ausgedehnten Tournée durch Großbritannien und die USA) bot einen einzigartigen Augen- und Ohrenschmaus.
11.10.10

Der Weltmusik entlehnt


Attila Vural
NEUMARKT. Das Feriengepäck des Schweizer Gitarristen Attila Vural spricht Bände. Wo andere nie ohne ihren Regenschirm verreisen würden – man weiß ja nie, wie das Wetter wird – oder unter keinen Umständen das Kleine Schwarze zu Hause ließen – wer weiß schon, welche unerwarteten Feste gefeiert werden – wird man Attila Vural auch im Urlaub nie ohne seine Gitarre antreffen: Man weiß ja nie, welche Melodie einem über den Weg läuft.

So klingt denn auch seine Musik wie ein großer Koffer voller Ferienerinnerungen – doch es sind keine lässigen Städtekurztrips oder mondscheinschwangeren Segeltörns, die der 1972 geborene Zürcher Gitarrist mit seinen Tönen nachzeichnet. Vielmehr sind es Reisen der offenen Ohren und der suchenden Augen, auf denen sich der Musiker inspirieren lässt von südamerikanisch angehauchten Rhythmen, von Tonfolgen und Motiven, die der Weltmusik entlehnt sind, sowie von erdverbunden melodiösen Ohrwürmern.

Sein unverkennbarer Stil, der eine perkussiv gespielte Gitarre mit subtilen klassischen Saitenklängen vereint, kommt gänzlich ohne zusätzliche Effekte aus, Vural genügen drei Instrumente: einer sechssaitige, eine zwölfsaitige eine 14-saitige Spezialanfertigung in Form einer Mandolinen/Dobro-Kombination.

Vural trat in den USA auf, an der European Acoustic Guitar Night im Teatro Goethe-Institut in Rom, am Internationalen Gitarrenfestival "Open Strings" in Osnabrück und an den Internationalen Neuöttinger Gitarrentagen.

Wer mit Attila Vural am Samstag in Oberweiling die Reise antritt, wird Orte aufsuchen, die zu entdecken man einer Solo-Gitarre gar nicht zutrauen würde.
06.10.10

"Nicht genug bekommen"


Titus Waldenfels
NEUMARKT. Zum dritten und bestimmt nicht zum letzten Mal trat Titus Waldenfels in der Kneipenbühne auf: beim ersten Mal (Februar 2009) mit Michael Reiserer, beim zweiten Mal (Dezember 2009) mit Reiserer und Lucie Cerveny; am Samstag schließlich gesellte sich der Gitarrist Marco Piludu hinzu und auch das Publikumsinteresse wuchs ein weiteres Mal: nicht nur um eine Person!

Das hat seinen Grund, denn was die wunderbaren Musiker auf Lager haben, lässt sich kaum in Worte fassen - allein schon das Sammelsurium mehr oder weniger skurriler Musikinstrumente, mit denen Waldenfels aufwartet, lohnt einen Konzertbesuch. Wie virtuos er die Teile dann aber auch noch spielt manchmal sogar mehrere gleichzeitig -, ist unfassbar. Wohlgemerkt: das alles ist keineswegs abgehoben, sondern schwingt sich direkt von den Ohrgängen ins Gefühl und erzeugt eine wohlig-warme Stimmung im Bauch; es schiebt sich direkt von den Sehnerven zum Verstand und bereitet dort lustvolles Staunen.

Diese freundliche Attacke auf die Sinne wird von Waldenfels' Mitmusikern genüsslich mitgeritten: Ein ähnliches Kaliber wie Titus Waldenfels nämlich ist Michael Reiserer (eine Art indische Gottheit mit unzähligen Armen), der in der Lage ist, gleichzeitig Akkordeon und Schlagzeug zu spielen und dabei zu singen - aber so, dass einem - wie bei Rio Reisers "Übers Meer" wohlige Schauer über den Rücken laufen.

Virtuose Glanzpunkte solistischer Art in Kombination mit ausgefallenen Grooves hat der Linkshänder Marco Piludu auf Lager. Genau! Er ist in Oberweiling kein Unbekannter: der filigrane Gitarrenvirtuose von internationalem Rang konnte zusammen mit Stefan Schmeußer schon zweimal (2005 und 2008) das Publikum in der alten Schule in Verzücken setzen.

Lucie Cerveny schließlich, an Piano und Keyboards, brilliert mit ihrem gefühlvollen Spiel ebenso wie mit ihrer warmen sauberen Gesangsstimme; sie findet stets den richtigen Ton, die richtige Stimmung - ob sie nun Rock’n’Roll singt oder Countrynummern, ob sie nun Comedian Harmonists interpretiert (etwa das wunderschöne "Die Liebe kommt, die Liebe geht") oder eigene Songs - auch auf tschechisch - und Pop-Perlen.

Oh ja, von all dem kann man nicht genug bekommen.
04.10.10

Kurz impovisiert

NEUMARKT. Stefan Grasse ließ sich am vergangenen Samstag auf das Abenteuer ein, mit Kollegen zu konzertieren, die nicht zu seinem Stamm-Ensemble gehören; denn Bassist Tobias Kalisch und Vibraphonist Radek Szarek waren verhindert und konnten in Oberweiling nicht dabei sein.

Stattdessen sprangen die beiden polnischen Musiker Tomasz Radomski (Kontrabass) und Izabella Effenberg (Vibraphon) ein und zeigten, wie dienlich es ist, gut Noten lesen zu können. Ergebnis war ein spannendes Konzert mit vielen mittlerweile bekannten Standards aus Stefan Grasses Feder.

Es gab aber auch wunderbare Juwelen zu hören, etwa von Astor Piazolla, Baden Powell oder Eric Satie. Als sehr einfühlsam erwies sich hierbei Grasses blutjunger Sohn Raphael Kempken auf Dschembe, Cajon, Bongos und anderen Perkussionsinstrumenten.

Im Ganzen fehlte zwar das mollig-runde Gefühl, das beim Zuhörer entsteht, wenn Musiker sich blind verstehen, das zahlreiche Publikum war dennoch begeistert und bedankte sich mit mehreren Zugabeforderungen bei der sympathischen Truppe.
26.09.10


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23. Jahrgang