Kneipenbühne Oberweiling

Stimmung am Siedepunkt


Sigi Finkel und Mamadou Diabate
NEUMARKT. Zwei Meister ihres Genres trafen am Samstag in der gut gefüllten Oberweilinger Kneipenbühne aufeinander und entfachten ein Feuerwerk an musikalischen Ideen: Sigi Finkel (Sopran- und Tenorsax, afrikanische und Querflöte) österreichischer Jazzmusiker des Jahres 2000 und musikalischer Brückenbauer zwischen Europa und Afrika - traf auf Mamadou Diabate.

Der sympathische Balaphonvirtuose, Koraspieler und Sänger aus Burkina Faso (ehemals Obervolta) stammt aus einer langen Dynastie von Musikern und wuchs mit den Klängen des Balaphons auf. Schon als Kind jammte er mit seinem Vater, einen hochgeschätzten Virtuosen, und erlernte auf diese Weise die ganze Tradition westafrikanischer Musik.

So war in Oberweiling ein unglaublicher rhythmischer Variantenreichtum zu erleben, man konnte Zwiegespräche zwischen Saxophon und Balaphon (als Instrument der Urahn von Xylophon, Glockenspiel und Vibraphon) verfolgen, afrikanische wie Blues anmutende Gesangsmelodien, minimalistische Figuren a la Philipp Glass und immer wieder kurzweilige Geschichten über afrikanische Regenmacher, das alltägliche Landleben auf dem schwarzen Kontinent und eine nonverbale, rein musikalisch ausgedrückte Bitte um ein Bier.

Dass den beiden großartigen Musikern ständig der Schalk im Nacken saß, hob das allgemeine kollektive Lebensgefühl ungemein - die Stimmung war nahe am Siedepunkt.
11.03.07

"Unerhörte musikalische Wege"


Bettina Ostermeier
NEUMARKT. Als sich vor knapp einem Jahr die Gruppe huljet! in neuer Besetzung dem Publikum in Oberweiling vorstellte und der Kneipenbühne eine Weltpremiere bescherte, wurde es sehr schnell klar: mit Robert Hofmann, Bettina Ostermeier, Tobias Kalisch und Sandor Toth hatten sich vier Individualisten gefunden, deren Ziel es war, gemeinsam unerhörte musikalische Wege zu beschreiten.

Die Messlatte der Virtuosen lag sehr hoch, wurde jedoch mit Bravour genommen - nicht zuletzt, weil sich das Quartett von Anfang an wunderbar verstand und eine harmonische Atmosphäre in das Publikum ausstrahlte, die ihresgleichen sucht.

Am Samstag nun – wieder vor vollem Haus – konnte man staunend erfahren, dass dies alles noch zu toppen ist. Musikalisch reifer, frecher und lockerer, präsentierte huljet! eine Palette an Klängen und Rhythmen, die jeden tief in ihren Bann zog.

Allein schon das Instrumentarium aus elektrischer und akustischer Gitarre, Oud und Handtrommel (Robert Hofmann), Klarinette, Bassklarinette, Sopransaxophon, Akkordeon und Gesang (Bettina Ostermeier), E- und Kontrabass (Tobias Kalisch) und Schlagzeug und Perkussion (Sandor Toth) ließ Zuhörermünder offen stehen, nicht zuletzt, weil jeder seine Gerätschaft perfekt beherrschte und selbst bei jagend schnellen Unisonoläufen uhrwerkgenau in Tempo und Rhythmus stimmte.

Das Gegengewicht dazu bildeten relativ freie Improvisationen, ein großartiges Trommelduell etwa. Und damit niemand auf die Idee kommen konnte, dass die "Weltmusik" von huljet! – bestehend aus jiddischer, ungarischer und arabischer Folkore, Rock und Jazz – etwas von akademischem Konstrukt beinhalten könnte, war das Ganze scharf gewürzt mit genau der richtigen Portion von Witz und Charme: Sandor Thoths Geschichte von seinem ungarischen Großvater und dessen bestem Freund Alajosch oder Robert Hofmanns Problem mit spanischen Grenzbeamten und zu langen Haaren etwa.

Ein Konzept, ein Konzert, das von der ersten bis zur letzten Sekunde begeisterte.

Wer von Bettina Ostermeier mehr hören möchte: die Kulturpreisträgerin tritt am 31. März mit der Gruppe „Feinton“ erneut in der Kneipenbühne auf.

04.03.07

Interessante Mischung


huljet!
NEUMARKT. Am Samstag gastiert huljet! in der Kneipenbühne Oberweiling. "...die Mischung der verschiedenen Musikgenres macht huljet! einzigartig und hörenswert ..." - das schreibt die Süddeutsche Zeitung über die Band aus Nürnberg, die mittlerweile seit elf Jahren erfolgreich ihren eigenen Weg geht.

Konzertreisen nach Russland und Israel, Festivals in Wien und Prag, der Kulturpreis der Stadt Fürth und drei international veröffentlichte CD-Produktionen sind exemplarische Stationen, die belegen aus welchem gemeinsamen Erfahrungsschatz die Gruppe inzwischen schöpfen kann. Ungebrochen ist bei huljet! die Lust, sich immer wieder auf die Suche nach neuen Klangmöglichkeiten zu begeben.

Das aktuelle Programm setzt in seiner speziellen Mischung einen Schwerpunkt auf Osteuropa. An den wunderschön melancholischen Melodien der Klarinette ist zu erkennen, dass sich huljet! intensiv mit Klezmer, der Musik der osteuropäischen Juden, auseinandergesetzt hat. Ungarn lässt mit Texten in der Muttersprache des Schlagzeugers von sich hören. Dazu kommen treibende Grooves die in ihrer Lebendigkeit an Südamerika erinnern.

Stilgrenzen verschwinden ohnehin, wenn die Musikerin und die Musiker damit beginnen auf ihren Instrumenten eine erstaunliche Klangvielfalt zu erzeugen. Die "Oud" – eine arabische Laute - verleiht Liedern mit deutschem Text orientalisches Flair, es geben sich klassisches Arrangement und jazzige Improvisation die Hand und inmitten akustischer Klänge von Akkordeon und Kontrabass rockt überraschend zügellos eine E-Gitarre.

Bei aller Offenheit stehen die verschiedenen Einflüsse nie nebeneinander, sondern werden zum typischen huljet!-Sound verknüpft. Manch altbekannte Melodie bekommt dadurch frischen Wind und findet ihren Platz zwischen den Eigenkompositionen der Band. Persönliche Erlebnisse bilden oft den Entstehungshintergrund der Stücke und liefern auch Stoff für eine unterhaltsame Moderation.

huljet! ist ein Ausruf in jiddischer Sprache und bedeutet so viel wie "Tanzt!", "Lebt!", "Freut euch!" Dies nimmt die Gruppe huljet! wörtlich und die Nürnberger Zeitung drückt es so aus: "Was tatsächlich Anlass zu Begeisterungstürmen gibt, ist die mitreißende Spielfreude... Ein beeindruckendes Erlebnis, das auch weitere Anfahrten lohnt."

Übrigens, was die "Kneipe" im März zu bieten hat, ist qualitativ so hochwertig wie nie zu vor in der über 25jährigen Geschichte dieser Kleinkunstbühne:
03.03.07

In Erinnerungen geschwelgt


Peter Hammer und Keili Keilhofer
NEUMARKT. Wenn sich zwei alte Freunde treffen, die sich schon längere Zeit nicht mehr gesehen haben, gibt es viel zu erzählen.

Das gilt auch in musikalischer Hinsicht. So hatte das Konzert von Peter Hammer und Keili Keilhofer in der gut besuchten Kneipenbühne am Samstag primär den Charakter einer Session, vorsichtig am Anfang, und dann immer flüssiger. Mit selbstgebauter 12- und 4-Saiten-Doppelhalsgitarre, seiner "Drohne" (das ist ein Instrument, das sich selbst spielt) und dem Schellenkranz (ein Relikt aus der Straßenmusikantenzeit) am Schuh bewaffnet, entführte der Erfinder, Künstler, Musiker und Seemann Hammer seine Zuhörer in sein ganz spezielles Universum und spann feinstes Seemannsgarn: "Es regnet in Pisa im Dezember, es regnet in Pisa im August: darum steht der Turm so schief."

Zu oftmals skurrilen, teilweise auf englisch, teilweise auf deutsch gesungenen Liedern lieferte Keilhofer, einer der eigenwilligsten und interessantesten Gitarristen der fränkischen Szene, seine spontan erfundenen musikalischen Kommentare.

Die beiden Blues-, Folk- und Rock-Ikonen schwelgten aber auch in Erinnerungen: viele Stücke aus dem 1998 in Oberweiling aufgenommenen Album "Live At Golly’s" waren zu hören, etwa "Sinking On Dryland" oder das phantastische "Hello Taormina". Dabei konnte der von den beiden Nürnberger Urgesteinen kreierte Begriff "Hard Folk" für den präsentierten Musikstil treffender nicht gewählt sein.

Höhepunkt des Ganzen war eine Session im letzten Teil des Konzerts, an dem zwei Drittel der Formation "Breeze The Creaze" beteiligt war und man solche Ohrwürmer wie "Auld Lang Syne" oder "Honky Tonk Woman" von den Stones zu hören bekam.
25.02.07


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ISSN 1614-2853
23. Jahrgang