neumarktonline Dokumentation
Haushaltsrede 2022 des Oberbürgermeisters
Von
Thomas Thumann
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ochsenkühn,
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates,
sehr geehrte Herren Abteilungsleiter,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Medienvertreter!
Am 27. April 2006 habe ich in diesem Gremium meine erste Haushaltsrede als
Oberbürgermeister gehalten.
Damals hatte der Haushalt der Stadt einen Umfang von 501 Seiten und das Volumen
war mit 95,3 Millionen Euro so hoch, dass es der bis dahin zweithöchste der
Stadtgeschichte war.
Seither ist viel passiert und heute nun legen wir den aktuellen Haushalt vor, der zwar
von den Seitenzahlen nur um einige Seiten zugenommen hat, der aber von den
Haushaltssummen her eine ganz andere Dimension angenommen hat.
Er liegt mit 157,2 Millionen Euro um mehr als 60 Prozent über dem Volumen von
2006, und er ist erneut der bisher Zweithöchste in der Stadtgeschichte.
Schon 2006 habe ich darauf hingewiesen, dass es schön ist, eine gute
Haushaltssituation vorzufinden, mit der man vieles anpacken und seine Heimatstadt
gestalten kann.
Gleichzeitig habe ich mich schon damals zu einer soliden, vorausschauenden und
ausgeglichenen Haushaltspolitik bekannt.
Mit Blick auf die vergangenen 16 Jahre kann ich sagen, dass wir Wort gehalten
haben:
Denn Ausgaben und Einnahmen stehen nach wie vor in einem vernünftigen und
weiterhin gut finanzierten Verhältnis und das Ganze auch noch auf hohem Niveau.
Dabei kann sich unser Rücklagenpolster sehen lassen, obwohl in den vergangenen
Jahren sehr viel umgesetzt wurde.
Denken sie nur einmal zurück:
Vor 16 Jahren gab es noch den Investor Krause als Partner der Stadt und am
Unteren Tor empfing einen eine gähnende Wüstenlandschaft mit einem
vergammelnden Parkhaus, es gab weder den NeuenMarkt, noch das Kino, das Hotel
oder die Gestaltung mit der Passage und dem Café Zentral davor.
Es gab auch kein Schlossbad, dafür das kaum für die Öffentlichkeit geöffnete
Hallenbad, es gab kein Haus des Engagements in Pölling, Neumarkt hatte noch
keine S-Bahnlinie und keine Ausfahrt Neumarkt-Ost, die Kinderkrippe in Pölling war
noch in weiter Ferne, genauso wie die Kindertagesstätten in der Dr.-Kurz-Straße, von
einem evangelischen Gemeindezentrum im Kloster mit dem Veranstaltungssaal war
noch lange nicht die Rede, viele unserer Schulen hatten ein völlig anderes Aussehen
als jetzt und so manche Straße war in einem jämmerlichen Zustand, Stichworte sind
da die Ingolstädter Straße, die Amberger Straße, die Regensburger Straße.
Viele Dinge müsste man jetzt noch mehr aufzählen.
Denn wir haben in diesen vergangenen 16 Jahren tüchtig investiert und 459 Millionen
Euro ausgegeben – fast eine halbe Milliarde!
Und trotzdem haben wir es geschafft, dass sich die positive Rücklagensituation heute
nach dieser Investitionsoffensive immer noch genauso gut darstellt wie 2006 bei
meinem ersten Haushalt.
Zuletzt haben wir für 2021 sogar trotz Corona das bisher erfolgreichste Jahr in der
Stadtgeschichte erlebt, mit Rekordeinnahmen bei den beiden Grundsteuern und
beim Einkommenssteueranteil sowie dem zweithöchsten Einnahmeergebnis bei der
Gewerbesteuer, so dass statt der 66,8 Millionen Euro im Ansatz tatsächlich rund 77
Millionen Euro eingenommen worden sind.
Gleichzeitig war 2021 das Jahr mit der höchsten tatsächlich ausgegebenen
Investitionssumme in der Stadtgeschichte: Stolze 41,6 Millionen Euro sind da in
Vorhaben geflossen, mit denen wir Neumarkt weiter positiv gestaltet haben.
Dass das auch heuer wieder so sein wird, belegt dieser Haushalt eindrucksvoll.
Er ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes, z.B. weil wir niedrigste Gebühren,
Beiträge und Steuern verlangen.
Seit sensationellen und weithin einmaligen 46 bzw. 47 Jahren wurden die
Grundsteuern bzw. die Gewerbesteuer nicht mehr erhöht – ein besseres
Alleinstellungsmerkmal kann man als Stadt gar nicht bieten.
Denn wir schaffen so den Bürgerinnen und Bürgern genauso wie den Unternehmern
Handlungsspielräume, die sie für sich nutzen können.
Im Umkehrschluss kommt diese bürger- und wirtschaftsfreundliche Haltung durch
eine hohe Arbeitsplatzdichte und eine niedrige Arbeitslosigkeit sowie durch
entsprechende Steuerzahlungen aufgrund des Erfolges auch wieder indirekt auf uns
als Stadt zurück.
Es ist ein Geben und ein Nehmen oder wie man heute sagt: eine Win-Win-Situation
für alle.
Etwas Besonderes ist unser Haushalt auch, weil wir seit Jahrzehnten enorm viel in
die Bereiche Schulen und Kinderbetreuung investieren.
Bei den Schulen waren es stolze 82,4 Millionen Euro, die wir in den letzten 15 Jahren
ausgegeben haben.
Deutlicher kann man als Stadt nicht darstellen, dass der Schulbau, die
Schulsanierungen und die Anpassung an die aktuellen Anforderungen z.B. im
Hinblick auf Ganztagesschule wichtige und zentraler Punkte der Stadtpolitik sind.
Ich erinnere beispielsweise an unsere Maßnahmen an der Theo-Betz-Schule, an der
Schule in Wolfstein, bei der Bräugassenschule und an Sanierungen in der
Hasenheide oder an der Mittelschule Woffenbacher Straße mit der
millionenschweren Sanierung im Dachbereich.
Auch bei unserem Engagement für die Kinderbetreuung sind wir seit jeher vorbildlich
und wir haben dafür in den letzten 15 Jahren gigantische 120,2 Millionen Euro für
unsere Kindergärten, Kinderkrippen, Kinderhäuser, Kindertagesstätten und die Horte
aufgewendet.
Auch heuer finden sich dafür wieder stattliche Mittel von rund 12 Millionen Euro im
Haushalt, weitere 1,1 Millionen Euro sind noch für den Bereich Kinderspielplätze,
Jugendeinrichtungen und Jugendbetreuung hinzuzurechnen.
Ein anderer großer Posten war und ist die Städtebauförderung, für die wir uns an
dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken.
Alleine von 1970 bis 2020 haben wir in Neumarkt Maßnahmen in einer Höhe von
rund 80 Millionen Euro durchgeführt, für die wir eine Förderung von 25,3 Millionen
Euro erhalten haben, das entspricht etwa einem Drittel der förderfähigen Kosten.
Auch aktuell haben wir einige Projekte im Rahmen der Städtebauförderung am
Laufen.
Das größte ist sicher die dreiteilige Maßnahme beim Haus des Engagements in
Pölling, das wir demnächst offiziell einweihen werden.
Wir haben zum einen die Generalsanierung der „Alten Schule“ vorgenommen und
zum anderen einen Neubau mit einem Versammlungssaal erstellt, so dass
Räumlichkeiten für die verschiedensten Nutzungen geschaffen wurden.
Den dritten Teil der Maßnahme bildet die multifunktionale und großzügige
Platzgestaltung, so dass die Pöllinger dort Feste und andere Aktionen durchführen
können, während die Fläche in der übrigen Zeit als Parkplatz dienen kann.
In dem Zusammenhang möchte ich schon erwähnen, dass diese Entwicklung in
Pölling erst dadurch möglich wurde, weil es mir gelungen ist, das frühere „Distler-
Anwesens“ gegenüber dem Haus des Engagements zu erwerben.
So wurde der jetzige große Wurf erst möglich, bei dem wir auf einem Teil des
erworbenen Geländes ein Mehrfamiliengebäude mit 14 bezahlbaren Wohnungen
geschaffen haben und auf dem anderen Teil den Raum hatten, um den Platz zu
gestalten.
Durch meinen guten Kontakt zur Regierung in Regensburg ist es zudem gelungen,
für diese Maßnahme in Pölling den bisher höchsten Betrag im Rahmen der
Städtebauförderung nach Neumarkt zu holen - und das sind immerhin 6 Millionen
Euro!
Dies muss man an der Stelle eigens erwähnen, weil es dafür sorgt, dass unser
Haushalt durch dieses Projekt nicht über Gebühr belastet wird und wir gleichzeitig
eine dreiteilige Toplösung schaffen konnten.
Ein anderes wichtiges Vorhaben ebenfalls im Rahmen der Städtebauförderung und
zusätzlich versehen mit Bundesmitteln ist die Maßnahme im Stadtpark.
Wir haben entsprechende Mittel im diesjährigen Haushalt eingestellt und wir werden,
wie ich den Bausenatsmitgliedern bereits erläutert habe, weiter zügig voranschreiten.
Was wir mit beim Stadtpark vorhaben, ist ein Neumarkter Projekte mit einer gewohnt
hohen Qualität, bei dem wir die Natur, die ökologische Ausweitung und das
Entsiegeln von Flächen in den Planungen genauso berücksichtigt haben wie die
Wünsche vieler Bürger nach einem schönen Stadtpark.
Nicht umsonst erhalten wir aus zwei Fördertöpfen eine so hohe Summe, dass wir
den von Ihnen im Stadtrat so festgelegten städtischen Anteil von 2 Millionen Euro
einhalten dürften.
Dafür und für viele weitere Vorhaben sind die entsprechenden Beträge im Haushalt
für 2022 fixiert.
Die gesamte Investitionssumme ist stattlich und beträgt heuer den sagenhaften Wert
von 50,4 Millionen Euro.
Zum einen müssen wir natürlich die Finanzierung der bereits laufenden bzw. zu Ende
gehenden Maßnahmen sicherstellen, wie z.B. beim Schlossbad, beim Haus des
Engagements in Pölling oder beim Hochschulbau am Residenzplatz.
Zum anderen brauchen wir die Finanzausstattung für die Projekte, die heuer an den
Start gehen sollen, wie der Erweiterungs- und Sanierungsbau beim ehemaligen
Kinderhort am Residenzplatz, u.a. für das Kooperationsprojekt mit der OTH Amberg-
Weiden durch den Aufbau eines Digitallabors.
Gleiches gilt für das neue Feuerwehrzentrum, wo wir hoffentlich bald die
Projektfreigabe erreichen, damit unsere Feuerwehr nicht nur entsprechend gerüstet
und ausgestattet, sondern auch von einem zeitgemäßen Funktionszentrum aus ihre
wertvollen Dienste leisten kann.
Auch der schon in diesem Gremium vorgestellte Bau der Kindertagesstätte in der
Brunnenstraße hat seinen Niederschlag im Haushalt gefunden - ein Projekt auf das
ich mich besonders freue, denn zusammen mit dem Architekturbüro Kühnlein wird
eine in ihrer Art einmalige Einrichtung geschaffen, bei der wir auf Nachhaltigkeit in
fast allen Bereichen setzen und wo nicht zuletzt sogar eigenes und ohnehin in
unseren Wäldern zu schlagendes Holz für die Maßnahme verwenden wird.
Aber auch andere Maßnahmen wie die Sanierung der Woffenbacher Straße
zwischen der Rotbuchenstraße und der Bahnüberführung müssen investiert werden,
das Regenrückhaltebecken bei der Firma Aptiv ist ihnen geläufig und wir werden
heuer tätig werden,
es stehen Kanal- und Straßensanierungen an,
Anschlüsse von neuen Industrie-, Gewerbe- und Wohnbaugebieten müssen erstellt
werden - ich nenne nur das Stichwort Stauf Süd III oder das Wohnbaugebiet Stauf
Ost II – und zahlreiche Tiefbaumaßnahmen wie die im Bereich Kurt-Romstöck-Ring
sind in diesem Haushalt mit Mitteln versehen.
Wir werden auch wieder entsprechende Mittel in die Wohnungsbau- und Service-
GmbH der Stadt einlegen, ungeachtet des Ansatzes, dass über eine grundsätzliche
Neuausrichtung der GmbH nachgedacht werden soll:
Aber bis dahin soll die jetzige Form der GmbH in der Lage sein, das aktuell
vorgesehene Projekt in der Dr.-Schrauth-Straße für sozialen Wohnraum umzusetzen.
Alles in allem liegt vor uns wieder ein Jahr mit einem stattlichen Programm, aber
auch mit einem Haushalt, der uns in die Lage versetzt, das gesamte
Aufgabenspektrum abzuwickeln.
An dieser Stelle meinen ganz herzlichen Dank dem früheren Leitenden
Verwaltungsdirektor Josef Graf, der diesen Haushalt noch mit vorbereitet und
abgestimmt hat.
Ebenso danke ich seinem Nachfolger, Herrn Verwaltungsdirektor Sklenarz, der
diesen Haushalt nun als zuständiger Abteilungsleiter mit zu verantworten hat und ich
danke wie jedes Jahr Herrn Verwaltungsrat Tischner, der mit Umsicht und großer
Erfahrung seit vielen Jahren unsere Haushalte mit vorbereitet und sie das Jahr über
im Auge hat.
Ich danke auch Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates, dass sie
diesen Haushalt entsprechend mit vorberaten und auf den Weg gebracht haben,
unter anderem am 01. Dezember 2021 im Rahmen der Referentenbesprechung und
zuletzt dann im Februar im Verwaltungs- und Kultursenat.
Last but not least ein großer Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Stadtverwaltung, im Bauhof, in den Nebenstellen und auch bei den Stadtwerken, die
unser Garant dafür sind, dass wir ordentlich wirtschaften können, politisch
handlungsfähig bleiben und eine enorme Masse an Projekten abwickeln können -
und das mit einem äußerst angespannten Personaltableau und vielen offenen
Stellen.
Zum Schluss möchte ich mich einmal selber zitieren und zwar aus meiner ersten
Haushaltsrede vom Jahr 2006, dort heißt es:
„Was wir ihnen heute vorlegen, ist ein Haushalt, der in vielerlei Hinsicht
Seltenheitswert besitzt.“ - Soweit das Zitat.
Das gilt seither für jeden unserer Haushalte und gerade auch für den heute
vorgelegten zum Jahr 2022, der ein sehr guter Plan ist und uns eine hervorragende
Grundlage gibt, um weiterhin so erfolgreich kommunalpolitisch handeln zu können.
Ansonsten müssen wir alle abwarten, was dieses Jahr mit der Corona-Pandemie und
dem Krieg in der Ukraine tatsächlich bringt oder welche anderen Einflüsse vielleicht
zusätzlich auftauchen, die unser Leben beeinflussen.
Ich hoffe aber, dass sich Vieles, am besten sogar Alles zum Guten wendet.
In diesem Sinne bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem außergewöhnlichen
Haushalt und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript. Die tatsächlich gehaltene Rede kann davon geringfügig abweichen
10.März 2022