Kneipenbühne Oberweiling

Unverwechselbarer Stil


Hillman´s Blues Band
NEUMARKT. Am Samstag spielt die Hillman´s Blues Band, deren musikalische Anfänge weit in die 90er Jahre zurückreichen, in der Kneipenbühne Oberweiling.

Wie Goldsucher schürften die HBB-Männchen und -Weibchen musikalische Goldklumpen und Rohdiamanten aus dem mächtigen Fluss der Musikgeschichte. Im Laufe der Zeit schliffen und schmiedeten sie diese Fundstücke aus Rock, Funk, Swing und vor allem Blues im unverwechselbaren Hillman´s-Style zurecht und steckten damit ihren musikalischen Claim weiter ab.

Puritanische Stiltreue wird man bei dieser Band nicht finden, um so mehr dafür eine eigene Handschrift von hoher Musikalität. Aus den kreativen Ideen der Hillman´s Blues Band gingen zahlreiche Eigenkompositionen hervor, die einem konstanten Veredelungsprozess unterliegen und das Repertoire entscheidend prägen.

Ihr Funky Rockin´ City Blues ist eine funkelnde Mixtur, die tief schürft und oftmals bis zum kollektiven Tanzrausch unterhält. Bei zahlreichen Clubgigs, diversen Festivalauftritten und Tourneen durch England, Schottland und Norddeutschland begeisterte die Band Presse und Zuschauer gleichermaßen. Auch nach einer Umbesetzung – Frontfrau Christine Smolarczik ersetzt den 2004 ausgeschiedenen Ronnie Herd – ist das musikalische Goldfieber ungebrochen.

Weil die Bandmitglieder der Hillman´s Blues Band (Gitarrist Ralph Bergmann, Pianist und Organist Ralf Gebhardt, Saxofonist Erwin Cerny, Bassist Bernd Scheller und Schlagzeuger Kola v. Kruedener) ein ebenso eingespieltes wie eingeschworenes Team sind, fördert ihre musikalische Schürfarbeit stetig weitere Schmuckstücke zu Tage.
22.03.06

huljet! als Quartett



NEUMARKT. Die begeisterten Zuschauer in der vollen Kneipenbühne hatten am vergangenen Samstag das seltene Glück, einer Weltpremiere beizuwohnen, die es in sich hatte. huljet! – eine außergewöhnliche Klezmerformation – stellte sich in neuer Besetzung als Quartett zum ersten Mal dem Publikum vor und bestand ihre Feuerprobe mit Glanz und Bravour.

Das ist kein Wunder, denn die Namen der Mitglieder kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: Gitarrist, Oud- und Tarabukaspieler Robert Hoffman ist dem Oberweilinger Stammpublikum ja bestens bekannt als Weltmusiker, Märchenbegleiter, Jazzer, Hendrix-Interpret und Popgitarrist: er ist mit allen Wassern gewaschen.

Das gleiche gilt für den ungarischen Schlagzeuger Sandor Toth, ebenfalls schon unzählige Male mit verschiedensten Formationen in der Kneipenbühne.

Den begabten jungen Kontrabassisten Tobias Kalisch mit dem weichen, lyrischen Ton haben die Owei-Freunde beim letzten Stefan-Grasse Konzert schätzen und lieben gelernt – diesmal brillierte er auch am E-Bass.

Diese drei großartigen Individualisten sind aber auch vonnöten, um die grandiose Nürnberger Kulturpreisträgerin, Klarinettistin, Sängerin und Tastenvirtuosin (hier am Akkordeon) Bettina Ostermeier adäquat zu unterstützen.

Was dabei herauskommt, ist eine wunderbare Mischung aus klassischem Klezmer, frechen Jazzanklängen, treibenden Rhythmen, ungarischer Folklore und klassisch lyrischer Liedkunst. Damit nicht genug: die Bandmitglieder wissen – jeder für sich – spannende bis absurde Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen und in das pralle musikalische Geschehen einzubinden.

Absolutes Highlight im Zugabenteil – neben dem jiddischen Schlagerklassiker „Bei mir biste schäin“ die tränentreibende, gänsehautaufstellende Eigenkomposition „Die blaue Stund’“, wegen der allein sich das Konzert rentiert hätte.
19.03.06

Dem König gehuldigt

NEUMARKT. Wann hört Blues auf, Blues zu sein und wird zum Soul oder gar zum Jazz?

Eine interessante Frage, die sich mir zum ersten Mal in den späten 60ern stellte: die Werbeplakate für den Auftritt von B.B. King in der Nürnberger Meistersingerhalle titelten „Soul is King“ – und mir als ganz jungem Menschen ging auf diesem Konzert ein Licht auf, das mich für den Rest meines Lebens zum Bluesfan machte.

Am Samstag kam in der Kneipenbühne dieses Aha-Erlebnis auf eine ganz erstaunliche Weise zurück: das siebenköpfige B.B. King-Project um den Nürnberger Musiker Michi Kusche traf nicht nur Kings unverwechselbaren Ton in unglaublicher Perfektion, sondern transportierte ebenso genau die Kraft, Lebens- und Spielfreude, die Melancholie und Sehnsucht, die in der Musik des amerikanischen Bluesikonen steckt. Wohlige Gänsehaut widerfährt mir in musikalischer Hinsicht nur noch selten, Kusche und seine Mannen schafften es mit ihren treibenden Grooves und ihren virtuosen Soli ein paar Mal, mir eine solche zu verschaffen.

Kusche hat aber auch eine Mannschaft zusammen, die es in sich hat:Traugott Jäschke (Tenorsaxophon) machte in Oberweiling unter anderem schon in den 80er Jahren als Mitglied der Jazzrockband „tse tse“ Furore, die beiden Kulturförderpreisträger Johnny Pickel (Bass), der bei „Feinton“ seiner Liebe zu düsterer Musik à la Tom Waits frönt, und Roland Horsak (Trompete), Mitglied der Bigband „Time Bandits“, sind ebenfalls Musiker oberster Güteklasse. Konservatoriumsabsolvent Volker Baldermann (Piano), der mit allen Jazzwassern gewaschene Roland Gurt (Alt-Saxophon) und Güven Sevincli (drums), Absovent der Schlagzeugschule Aschaffenburg, stehen auf dem selben Niveau. Neben exakt sitzenden intelligent arrangierten Bläsersätzen gibt jedoch Michi Kusches Gitarrenspiel und seine unglaublich schwarze Stimme dem Ganzen die unverwechselbare Prägung.

Da ausschließlich B.B.-King-Kompositionen gespielt wurden und ein Highlight dem anderen folgte, möchte ich nur zur Zugabe „The Thrill is Gone“ etwas sagen: B.B. Kings Vorzeige-Nummer, die es seinerzeit sogar in die regulären amerikanischen Charts schaffte und für Kings Frau einen Scheidungsgrund bildete, wurde vom B.B.King-Project mit der nötigen Leichtigkeit interpretiert, variantenreich im Groove, mit viel Raum zu geistreicher Interpretation, wohltuend duftig und eben nicht so schwerfällig und träge, wie man es in den Interpretationen anderer einheimischer Bluesmusiker kennt.
Golly

12.03.06

Ska- und Reggae

NEUMARKT. Achim Goettert und sein Projekt Nucléo Caliente hatten sich am Samstag in der Kneipenbühne angesagt und man erwartete heißen Latin Jazz.

Nun ist der Nürnberger Multireedspieler (Saxophonist) und Trendsetter aber immer für eine Überraschung gut: aufgrund der Erkrankung des Perkussionisten Roman Seehon aus Freising reiste er kurzerhand mit einer Rumpfbesetzung seiner neuen Gruppe Papa SKAliente an. Das „verschärft tanzbare“ Programm des Sextetts besteht aus fetzigen Ska- und Reggae-Rhythmen - das Publikum war dementsprechend begeistert.

Drummer/Perkussionist Charles Blackledge - den Owei-Fans von der Gruppe Argile her bestens bekannt - war mit von der Partie, E-Bassist Harald Weigel, musikalischer Mitstreiter von Mastermind Goettert seit der ersten Stunde, Goetterts Frau Andrea am Baritonsaxophon, der für Stefan Holweg eingesprungene Pianist Werner Kandzora (Funkateers, Afrigo Waves, Sliders) und last not least der Krefelder Sänger Poppa Double U (alias Wolfgang Reyscher), der von solch skurrilen Bands wie Duke Meyer, Gustaffs Company über Johan Raumschiff hin zu Toxic Avenger bekannt sein dürfte.

Auf dem Programm stand ein wilder Mix von Jazzhits, etwa Dave Brubeks „Take 5“ in einer witzigen Vier-Vierteltakt-Version, Kompositionen von Thelonius Monk und Charlie Parker waren in eigenwilligen Interpretationen der gut eingespielten und sympathischen Gruppe zu hören, aber auch Popsongs wie „A Whole Lotta Love“ und Eigenkompositionen – immer im unverwechselbaren New Yorker Ska-Stil.

Dass drei Stammmusiker (Gitarrist Roli Müller, Pianist Stefan Holweg und Geigenwizard Johannes Ammon) fehlten, machte fast gar nichts – etwaige Lücken wurden problemlos geschlossen.
05.03.06


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23. Jahrgang