Christlich Soziale Union
Kanzlerin kennt Karl als "Kicker"

Alois Karl packt's: Hier seine persönlichen Sachen im
Amtszimmer des Rathauses - in Berlin die Probleme,
die auf dem ganzen Volk lasten.
Foto: Erich Zwick
NEUMARKT. Als ein "unbeschriebenes Blatt" geht Neumarkts Oberbürgermeister nicht nach Berlin: "Sie sind doch der, welcher den Kollegen Rudi Kraus und die Kollegin Barbara Lanzinger hinausgekickt hat?", überraschte die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel den Bundestags-Neuling Alois Karl bei dessen Vorstellungsgespräch in der Berliner Parteizentrale.
Am Montag läutete das Stadtoberhaupt seine letzte Arbeitswoche in Neumarkt ein. Eine Woche darauf geht es ab in die Bundeshauptstadt ohne aber die "Bodenhaftung" zu Neumarkt zu verlieren. Sein privater Mittelpunkt bleibt die Jurastadt, und mit einem Abgeordnetenbüro ist er ebenfalls hier noch präsent.
Die Amtshandlungen, die er in der Stadt noch zu erledigen hat, der er 15 Jahre lang als Oberhaupt vorstand, kann er beinahe an einer Hand abzählen. Zu den angenehmen "Tägtigkeiten" gehörte am Samstag die Eheschließung seiner Stadtratskollegin Gesche Zimmermann. Das war aber eine angenehme Pflichtaufgabe im Vergleich zu den zurückliegenden Stresstagen und -jahren, an denen er bis zu 16 Termine am Tag absolvierte.
Dass selbst ein routinierter Oberbürgermeister auch mal in Verlegenheit gebracht werden kann, bekannte Alois Karl freimütig. Bei einer kulturellen Veranstaltung im Reitstadel wähnte er sich "nur" als Ehrengast, als ihn der Vereinsvorsitzende gleich zum Festredner erhob.
Niemand im Saal merkte, dass der wie vom Blitz getroffene aus dem Stegreif eine Rede zusammenzimmerte, die den lang anhaltenden Beifall des ahnungslosen Festpublikums fand. Zum Glück, war Alois Karl gestern noch nach Jahren erleichtert darüber, dass ihm seine Geschichtskenntnisse zu Hilfe kamen und sich mit ihnen das 125. Vereinsjubiläum spicken ließ.
Da berichtete Alois Karl schon lieber über angenehmere Ereignisse wie die Landesgartenschau im Jahr 1998 oder über die Staatsbesuche im Jahre 1994 mit dem damaligen Bundeskanzler Helmuth Kohl und dem Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber im gleichen Jahr.
Als eine seiner Hauptaufgaben in Berlin sieht er, das Verhältnis Bund - Länder - Kommunen auf eine gesündere Basis zu stellen. Dabei kann er auf Erfolge verweisen, die ihm so schnell keine andere Stadt nachmacht: eine Stadt ohne Schulden und ohne Steuererhöhungen. Seine "Rezepte" dazu möchte er am liebsten in den Innen-, Finanz- oder Haushaltsausschuss einbringen.
Erich Zwick
10.10.05
"Anfängliche Euphorie"
NEUMARKT. Beim monatlichem Stammtisch der Mittelstandsunion hielt der CSU-Kreisvorsitzende Albert Füracker eine politische Nachlese zur Bundestagswahl.
Dabei bedauert er das Wahlergebnis aus der Sicht der Wirtschaft, da hier für zukünftige Investitionen mehr Sicherheit herrschen müsse und die "bereits gemachten Fehler" immer schwerer aufzuholen seien. "Eine gute Sozialpolitik muss erst einmal verdient werden, um auch später etwas an die Menschen verteilen zu können" sagte Füracker.
Im Rückblick auf den Wahlkampf stellte er fest, dass man durch die anfängliche Euphorie geglaubt habe, mit Ehrlichkeiten, die auch wehtun, den Wahlkampf gewinnen zu können. Kanzlerkandidat Schröder habe dagegen in seinen Reden andere Dinge versprochen denn als Kanzler beschlossen. "Wahlen sind mit Wohltaten eben leichter zu gewinnen" so Füracker.
Die Mittelstandspolitik sei sehr wichtig, aber lange Zeit zu wenig berücksichtigt worden. Zum Problem der "EU-Überregulierung" meint Füracker: " Die EU wäre gar nicht so kompliziert, wenn die Deutschen nicht mit dabei wären, hier wird sogar oft noch mal eine zusätzliche Regelung draufgesattelt".
Auch das Problem der Arbeitslosigkeit und der fehlenden Lehrlingsplätze wurde diskutiert. Kombilohnmodelle würden in diesem Zusammenhang zu einer langfristigen Verringerung des Lohnniveaus führen. Die These der Gewerkschaften, dass längere Arbeitszeiten Arbeitsplätze vernichten würden, sei nicht zu Ende gedacht. "Jedenfalls haben wir mittlerweile eines lernen müssen: dass Arbeitszeitverkürzungen mit Sicherheit keine neuen Arbeitsplätze schaffen" stellte Füracker dazu fest.
Zum Abschluss machte der Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion mit seinem Vorsitzenden Alexander Ströber das Angebot einer intensiven Zusammenarbeit auf allen Gebieten, wobei er die Mittelständler aufforderte, sich deutlich einzubringen, auch wenn sich Beruf und Politik zeitlich oft nicht unter einen Hut bringen ließen.
06.10.05
Graf den Rücken gestärkt
NEUMARKT. Der CSU-Stadtausschuß stellte sich bei einer geheimen Abstimmung hinter Arnold Graf als OB-Kandidat.
Ganz im Zeichen der Oberbürgermeisterwahl stand die gemeinsame Sitzung des Vorstands des CSU Stadtverbandes Neumarkt mit den Vorsitzenden der CSU-Ortsverbände und den Arbeitsgemeinschaften. Einmütig sprachen sich die Mitglieder des CSU-Stadtausschusses in einer geheimen Abstimmung für Arnold Graf als ihren Kandidaten für die Nominierung am 12. Oktober aus.
"Arnold Graf steht für Kompetenz, Erfahrung, Kollegialität, Ehrlichkeit, Bürgernähe, Kontinuität und Weitblick. Er ist ein Kandidat, der über Jahrzehnte in der Neumarkter CSU viel geleistet hat und in der Partei verankert ist", sagte der Neumarkter CSU-Vorsitzende Helmut Jawurek. Graf genieße bei den Bürgern hohes Ansehen. Als Stadtrat und Fraktionsvorsitzender zeige er seit vielen Jahren vielfältige Visionen, wie die Stadt vorangebracht werden könne. "Als Bürgermeister ist er mit allen großen Projekten, die in den kommenden Monaten weiter verfolgt werden müssen, bestens vertraut und genießt durch seinen kollegialen Führungsstil auch großen Respekt bei den Mitarbeitern im Rathaus",meinte Jawurek. Er halte Arnold Graf für eine Persönlichkeit, die zusammen mit einer starken CSU die Stadt noch zukunftsfähiger machen könne.
Jawurek erinnerte daran, daß er in einer nichtöffentlichen Fraktionssitzung angeboten hatte, auf eine eigene Kandidatur zur verzichten - zu Gunsten einer geschlossenen Unterstützung durch die CSU-Stadt und die Stadtratsfraktion für Arnold Graf.
Dieses Angebot sei ihm "aufgrund des großen Zuspruchs für eine eigene Kandidatur aus den Reihen der CSU und darüber hinaus" nicht leicht gefallen, da er die in ihn gesetzten Hoffungen nicht enttäuschen wollte, so Helmut Jawurek. Als Vorsitzender trage er aber eine besondere Verantwortung, hinter der persönliche Ambitionen zurückstehen müssten.
Da er Bürgermeister Arnold Graf aus vielen Jahren gemeinsamer politischer Arbeit sehr schätze, halte er ihn für einen überzeugenden Kandidaten mit sehr guten Erfolgsaussichten. Durch seine Kompetenz und integere Persönlichkeit genieße Graf weit über die Grenzen der CSU hinaus Respekt und Anerkennung. Dabei zeichne ihn besonders seine Bereitschaft zu kontroversen und ergebnisoffenen Diskussionen aus.
In der anschließenden Diskussion mit Arnold Graf wurde deutlich, dass er auch im CSU-Stadtausschuss über großen Rückhalt verfügt. Dabei gab es durchaus klare Worte dahingehend, dass man sich im Vorfeld eine bessere Beteiligung der CSU-Ortsverbände, der Arbeitsgemeinschaften, der Stadtdelegierten und des Stadtvorstandes bei der Kandidatenkür gewünscht habe.
"Arnold Graf ist mit jedem wichtigen Thema bestens vertraut. Dies gilt in politischer Hinsicht ebenso wie in verwaltungstechnischer. Mit ihm kann unsere Stadt Neumarkt weiterhin in Bayern und Deutschland Maßstäbe setzen", sagte Jawurek. Davon wolle man die Stadtdelegierten überzeugen und zusammen mit ihnen auch bei den Neumarkter Bürgern für ein Votum pro Arnold Graf werben. "Wir stehen als CSU-Stadtausschuss zu unserem Bewerber", kommentierte Helmut Jawurek das Ergebnis einer geheimen Abstimmung, in der sich die Vorstandsmitglieder für Arnold Graf aussprachen.
Die endgültige Entscheidung über die Nominierung des Oberbürgermeisterkandidaten der CSU trifft eine Stadtdelegiertenversammlung am 12. Oktober.
Den kurzen Wahlkampf von weniger als sieben Wochen sieht die Neumarkter CSU als große Herausforderung, weshalb der Stadtverband ab dem Zeitpunkt der Nominierungsversammlung um das Vertrauen der Bürger für den eigenen OB-Kandidaten werben werde. Die Bundestagswahl habe gezeigt, welches Potential ein CSU-Bewerber mit einem eingespielten Team an Unterstützern auch in kurzer Zeit haben könne.
JU, FU, die Ortsverbände und die Plakatierhelfer hätten eine vortreffliche Arbeit geleistet und so mit zum guten Abschneiden in Neumarkt beigetragen.
Bei der Sitzung wurden zudem eine gemeinsame Analyse der Bundestagswahl nach Neumarkter Stimmlokalen vorgenommen und Strategien diskutiert, wie künftig der Abstand zwischen Erst- und Zweitstimmenergebnis der CSU verringert werden könnte. Außerdem wurde noch der 28. November als Termin der Neuwahlen auf Stadtverbandsebene festgelegt und das Procedere für den geplanten kommunalen Antragsparteitag der CSU Neumarkt, den derzeit Dr. Peter Donauer vorbereitet, besprochen.
30.09.05