„Meißen wartet dringend auf Hilfe“

 

NEUMARKT. Meißen braucht Hilfe und wartet dringend darauf. Ein bisschen im Abseits fühlt sich die 30 000-Einwohner-Gemeinde im Vergleich mit dem durch Hochwasser ebenfalls betroffenen großen Dresden. Dies machte Martin Raupp, Wirtschaftsreferent der Stadt Meißen in einem Gespräch mit drei Mitgliedern der Neumarkter Aktion „Bürger helfen Bürgern“ deutlich. Sein Wunsch ist bescheiden angesichts der großen Zerstörung in der wunderschönen alten Stadt an der Elbe, die man wegen der Porzellanmanufakturen kennt und wegen des guten Weins. „Bitte sagen sie möglichst vielen Menschen, dass wir weiter auf Besucher hoffen“, so sein Wunsch.

 

Gleich zweimal schlug das Wasser in Meißen zu: einmal durch die Elbe, die die Altstadt überschwemmte, zum anderen die Triebisch ein sonst friedliches Flüsschen, dem man niemals diese Zerstörungskraft zugetraut hätte. Während am Markt hauptsächlich Geschäftsleute - meist 2 – 5 Mann Betriebe - betroffen sind, deren weitere Existenz nun in vielen Fällen am seidenen Faden hängt, traf die Triebisch  Stadtteile mit zum Teil hohem Arbeitslosenanteil, Bürger, die auch vor der Flut in keinerlei Hinsicht auf Rosen gebettet waren. Für den Wirtschaftsreferenten ist klar: nicht nur die Gewerbetreibenden haben jetzt einen schwereren Stand als nach der Wende 1990. Sie fangen nicht bei Null an, sondern mit Schulden im Genick als zusätzliche Last. „Es wird schwer“, weiß der Referent zu berichten und befürchtet ein Anwachsen der Arbeitslosenquote von derzeit 17 % auf evtl. 25 oder mehr Prozent.

 

Trotz der schweren Katastrophe erlebt man in Meißen viel Gastfreundschaft. Nicht nur im Rathaus begegnet man den Gästen aus Neumarkt freundlich. In den nächsten Tagen werden die Kontakte weiter vertieft. Es geht um schnelle und konkrete Hilfe, die unbürokratisch den Menschen zukommt, die es dringend nötig haben.

 

Als wahrer Glücksfall in der Frage möglicher Kooperation zeigt sich Pfarrer Haubold. Er ist mit dabei unter den Betroffenen zu erfragen, was in der Not gebraucht wird. „Wir helfen jedem, der um Hilfe bittet“. Das Angebot der Verantwortlichen in der Frauenkirche geht dabei weit über Meißen hinaus. Zu der Kirchengemeinde gehören Teile von 4 verschiedenen Landkreisen, so gelangt Hilfe auch in kleinste Gemeinden und Einzelhöfe des arg gebeutelten Triebischtales. Allerdings werde es einige Zeit brauchen, die erwarteten Wünsche zu sammeln, die Pfarrer Haubold gerne auch nach Neumarkt weiterleiten will. Weiter ist hier bereits der Stadtjugendring Meißen, wo bereits Bedarfslisten erstellt wurden, auf denen Gebrauchsgegenstände für junge Familien gesucht werden. Die Liste ist umfassend und reicht von Babykleidung  über Elektrogeräte bis zu Einrichtungsgegenständen.

Jetzt liegt es an den Neumarktern nach Aufruf und Veröffentlichung der Listen, gut erhaltene Sachspenden zu sammeln und durch die Initiative in den Großraum Meißen bringen zu lassen. Organisiert wird die Sammlung durch die neu gegründete Neumarkter Initiativgruppe. Wünschenswert ist ein großes Bündnis, das vom einzelnen Bürger über Vereine, Organisationen bis zu öffentlichen Stellen im gesamten Landkreis reicht. 

„ Die Not der Flutopfer ist größer als man es im Fernsehen sehen kann oder in den Zeitungen liest“, stellt Sonja Ries, ein Mitglied der Reisedelegation fest. Die Dankbarkeit der Leute sei riesengroß, lobt sie. Für mehrere Eimer Farbe, Tapeten, Kleister und Spezialgrundierung für feuchte Wände, welche die Gruppe als kleine Soforthilfe dabei hatte, bekam sie vielfachen herzlichst gemeinten Dank.

 

Bei einem zusätzlichen Besuch in Grimma konnten die Besucher aus Neumarkt feststellen, dass dort die Sachspendenhilfe in starkem Maße läuft. Was dort allerdings fehlt, sind Handwerker, die durch unentgeltliche Hilfe ihren Beitrag zum Wiederaufbau der zerstörten Häuser, Läden und Wohnungen leisten wollen.

 

Die Neumarkter Aktionsgruppe will sich, entgegen der ersten Äußerung, aber mehr dem Großraum Meißen zuwenden. Wo das Fernsehen nicht so präsent ist, ist das Leid der Betroffenen nicht geringer, Einzelschicksale wurden überall auf eine harte Probe gestellt. „Nach Augenscheinnahme und vielen Gesprächen sind wir zu dem Schluss gekommen, dort zu helfen, wo Menschen noch nicht von der Welle der Hilfsbereitschaft zum Teil fast schon überrollt werden “, resümierte Freddy Müller, der auf Anforderung von betroffenen Bürgern als Sachverständiger für Schäden an Gebäuden auf der Fahrt mit dabei war.  

 

In den nächsten Tagen wird die Initiative Bedarfslisten veröffentlichen und Sammelstellen benennen, wo die Hilfsgüter abgegeben werden können. Gesucht werden weitere Helfer, die bei der Sammelaktion hier mitwirken möchten oder die Betroffenen vor Ort tatkräftig unterstützen. Außerdem besteht die Möglichkeit, konkret für diese Aktion auf das Sonderkonto 100 203 769 „Fluthilfe“ von BILLI Neumarkt e.V. bei der Raiffeisenbank Neumarkt BLZ 760 695 53 Geld zu spenden. Spendenquittungen – an Firmen auch Quittungen für Sachspenden – können ausgestellt werden.

 

Ansprechpartner für Anfragen, Hilfsangebote und Sachspenden: Renate Goepel Tel. 09181 - 33131 oder Christine Zeberl Tel. 0160 – 3427314, sowie die Initiativgruppe unter e-mail drries@bene-online.de 

 


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