Die Matthäus-Passion
NEUMARKT. Die Neumarkter Konzertfreunde warten am Freitag um 19 Uhr im Festsaal des historischen Reitstadels mit der Matthäus-Passion BWV 244 von J. S. Bach auf.
Mitwirkende sind
Letizia Scherrer (Sopran),
Annette Markert (Alt),
Jan Kobow (Tenor),
Sebastian Noack (Bass),
Christoph Prégardien (Evangelist) und
Michael Volle (Christus), das
Collegium Vocale Gent & Orchester und die
Regensburger Domspatzen. Die Leitung hat
Philippe Herreweghe.
Philippe Herreweghe
Nach seinem Klavierstudium bei Marcel Gazelle am Konservatorium von Gent, seiner Heimatstadt, wandte sich Philippe Herreweghe dem Studium der Medizin und Psychiatrie zu, das er 1975 abschloss. Während dieser Zeit an der Universität gründete er das Collegium Vocale Gent. Dort wurden auch Nikolaus Hamoncourt und Gustav Leonhardt auf ihn aufmerksam, die ihn in die Aufnahme der gesamten Kantaten von Bach mit einbezogen. Während der letzten zwanzig Jahre bildete Philippe Herreweghe eine "Konstellation" verschiedener Ensembles mit variablen Größen, um auf adäquate Weise ein Repertoire anbieten zu können, das von der Renaissance bis zu den zeitgenössischen Werken reicht: Das Collegium Vocale Gent widmet sich Bach und seinen Vorgängern, La Chapelle Royale beschäftigt sich mit der französischen Barockmusik und den klassischen, romantischen und zeitgenössischen Vokalstücken, das Ensemble Vocal Européen erforscht die Musik am Ende der Renaissance, die bereits die Ästhetik des Barockzeitalters ankündigt, und das Orchestre des Champs-Elysées widmet sich dem Repertoire der Romantik, das auf Instrumenten dieser Epoche gespielt wird. Philippe Herreweghe dirigiert auch traditionelle Formationen, so z. B. das Orchester der Oper von Lyon, das Concertgebouw-Orkest von Amsterdam (Strawinsky und Fauré, das Orchester von Rotterdam (Mendelssohn und Webern), die Wiener und Berliner Philharmoniker (Johannespassion). Im Herbst 1998 übernahm er ferner die Leitung des Philharmonieorchesters von Flandern. Seit 1982 ist Philippe Herreweghe der künstlerische Direktor des Festivals von Saintes. Er wurde vom Syndicat de la Critique Dramatique et Musicale zur "Musikalischen Persönlichkeit des Jahres 1990" und von der belgischen Union der Musikpresse zum "Europäischen Musiker des Jahres 199 1 "gewählt. Außerdem erhielt er 1993 mit dem Collegium Vocale den Titel eines "Kulturellen Botschafters für Flandern", wurde 1994 "Officier des Arts et Lettres" und 1997 Doktor honoris causa der Universität von Leuven.
Collegium Vocale Gent
Als Philippe Herreweghe 1970 das Collegium Vocale Gent gründete, waren einige Prinzipien, die heute der Interpretation von Barockmusik selbstverständlich zugrundeliegen, noch kaum akzeptiert. Er war einer der ersten Dirigenten, der diese Prinzipien, die im Bereich der Instrumentalmusik bereits angewandt wurden, mit dem Collegium Vocale Gent auch auf die Vokalmusik übertrug. Sehr bald wurden so renommierte Musiker wie Gustav Leonhardt, Ton Koopmann und Nikolaus Hamoncourt auf die Arbeit des Ensembles aufmerksam, was zu wichtigen Konzerten und Einspielungen führte (z.B. Gesamtaufnahme aller Bach-Kantaten, Mozarts Thamos mit dem Concertgebouw-Orkest unter der Leitung von Hamoncourt). Das Collegium Vocale Gent hat viel zur Renaissance von Komponisten wie Lassus und Sweelinck beigetragen. Außerdem gilt der deutschen Barockmusik ein starkes Interesse. Seit vielen Jahren führt das Ensemble regelmäßig Bachs Passionen, Kantaten, die h-Moll-Messe und das Weihnachtsoratorium auf. Die Einspielungen dieser Werke wurden von der internationalen Presse sehr gerühmt. Viele namhafte Dirigenten arbeiten mit dem Collegium Vocale Gent. Dazu gehören Sigiswald Kuijken, Jos van Immerseel, René Jacobs, Paul van Nevel, Gustav Leonhardt, Iván Fischer u. a. Das Ensemble trat auch mit weltberühmten Orchestern wie dem Royal Concertgebouw-Orkest Amsterdam und den Wiener Philharmomkern auf. Es ist regelmäßig Gast in allen großen Konzerthäusern und bei den bedeutenden Festivals Europas und nahm an einigen Opernproduktionen teil, u. a. in Antwer pen und Paris (Lully, Armide), in Brüssel (Medeamaterial von Pascal Dusapin) und. in Innsbruck (Purcell, Dido und Aeneas unter der Leitung von René Jacobs). Das Collegium Vocale Gent hat über 60 Einspielungen gemacht mit Werken von Lassus bis Weill, aber mit einem Schwerpunkt auf der Barockmusik. Neben regelmäßigen Europatoumeen war der Chor auch in den USA, in Japan, China und Australien. Seit 1993 ist das Collegium Vocale Gent "Cultural Ambassador of Flanders" und wird unterstützt vom flämischen Kulturministerium und der Provinz Ostflandern.
Die Solisten
Die in der rätoromanischen Schweiz geborene Sopranistin Letizia Scherrer studierte zunächst am Konservatorium Vorarlberg in Feldkirch, später in Zürich bei Jane Mengedocht. In Tel Aviv setzte sie ihre Ausbildung bei Tamar Rachum an der Samuel-Rubinstein-Akademie fort und besuchte Meisterkurse bei Judith Beckmann und Hilde Zadek. Das Gesangsstudium schloss sie an der Musikhochschule Basel bei Kurt Widmer mit dem Lehrdiplom und dem Solistendiplom, beides mit Auszeichnung, ab. Der Kanton Graubünden verlieh der Sopranistin 1989 einen Förderpreis. Drei Jahre später erhielt sie den Anerkennungspreis der Cuminanza Radio Rumantsch. In den Jahren 1994, 1995 und 1997 wurde sie mit dem Migros-Preis ausgezeichnet. 1998 ging sie als Preisträgerin (2. Preis) aus dem Xl. Internationalen J. S. BachWettbewerb in Leipzig hervor. Beim Internationalen Wettbewerb Franz Schubert und die Moderne 2000 in Graz gewann sie den 1. Preis. Eine rege Konzerttätigkeit führte die Sängerin u.a. durch die Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien, Israel und die USA. Im Rahmen der Salzburger Festspiele 1999 sang Letizia Scherrer unter der Leitung von Jordi Savall Werke von H.I.F. Biber. In der New Yorker Carnegie Hall war sie unter der Leitung von Helmuth Rilling im BrahmsRequiern zu hören. Erstmals engagierte sie der Bayerische Rundfunk für Mendelssohns Elias unter Wolfgang Sawallisch in der Münchner Philharmonie und eine anschließende Konzertreise nach Italien. Mit dem RIAS-Kammerchor und der Akademie für Alte Musik Berlin war sie mit einem Mozart/Haydn-Programm in Nantes und Lissabon sowie in Berlin unter der Leitung von Marcus Creed zu hören. In Bamberg, Ingolstadt und Fürth ist sie in konzertanten Aufführungen des Fidelio als Marzelline mit den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Jonathan Nott zu erleben.
Die Altistin Annette Markert wurde in Kaltensundheim in der Röhn geboren. Nach einem Gesangsstudium an der Musikhochschule in Leipzig war sie mehrere Jahre an den Opernhäusern Halle und Leipzig engagiert. Wichtige Opernpartien waren u.a. die Titelpartien der Händelopern Floridante, Rinaldo und Orest aber auch Orpheus von Gluck, Mozart-Partien wie Sesto in La Clemenza di Tito, Cherubino in Le nozze di Figaro, und Dorabella in Cosi fan tutte, Rosina in 11 Barbiere di Siviglia und Olga in Eugen Onegin. Für die Gestaltung von Händelopern erhielt sie zweimal den Händelpreis der Stadt Halle. Freischaffend tätig seit 1996 arbeitet Annette Markert mit bedeutenden Dirigenten, Chören und Orchestern zusammen. Mehrfach war sie Gast beim Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur. Höhepunkt der letzten Jahre waren die Mitwirkung im Eröffnungskonzert der Salzburger Festspiele mit dem Elias von Mendelssohn unter Herreweghe sowie zwei Aufführungen der Johannespassion anlässlich des Festivals "Osterklang" in Wien mit den Wiener Philharmonikern, ebenfalls unter Herreweghe. Sie sang ferner in mehreren Aufführungen der Matthäuspassion mit den New Yorker Philharmonikern und dem Thomanerchor Leipzig unter Kurt Masur im Lincoln Center und an gleicher Stelle das Weihnachts-oratorium unter Leitung von Georg Christoph Biller. Anlässlich des 250. Todestages von Johann Sebastian Bach wirkte Annette Markert in der h-moll Messe in der Royal Albert Hall unter Sir Roger Norrington mit. Am Eröffnungskonzert des Europäischen Musikfestes Stuttgart 2002 und innerhalb der Internationalen Bachakademie in Athen war sie als Gesangsdozentin und Solistin beteiligt. Nach erfolgreichen Gastspielen bei den Göttinger Händelfestspielen mit den Opern Tolomeo und Partenope (Leitung Nicholas McGegan) war sie an der Staatsoper Hannover in der Titelpartie von Giulio Cesare zu hören. Konzerte u.a mit dem Dresdner Kreuzchor , mit Hartmut Haenchen und der Dresdner Philharmonie, mit Ton Koopman und dem Amsterdam Baroque Orchestra, mit Philippe Herreweghe und dem Concertgebouw Orkest, mit Frans Brüggen, Peter Schreier, Wolf Dietrich Hauschild, Jos van Veldhoven und Kent Nagano folgen.
Jan Kobow wurde in Berlin geboren und studierte zunächst Orgel an der Pariser Schola Cantorum, wo er das Diplome de Virtuosité erwarb. Anschließend absolvierte er ein Orgel- und Dirigierstudium an der Musikhochschule in Hannover, woran sich unmittelbar ein Gesangsstudium in Hamburg bei Sabine Kirchner anschloss, das er 1999 beendete. Beim 11. Internationalen Bachwettbewerb Leipzig 1998 wurde er Erster Preisträger. Jan Kobow konzertiert mit Philippe Herreweghe, John Eliot Gardiner, Gustav Leonhard, Jos van Velthoven, Jeffrey Tate, Thomas Hengelbrock, Masaaki Suzuki, Robin Gritton, Hans Christoph Rademann, Frieder Bernius, Marcus Creed, René Jacobs, Daniel Reuss, mit dem Freiburger Barockorchester, der Akademie für Alte Musik Berlin, mit Concerto Köln, dem Arnold Schönberg Chor, dem Rundfunk Sinfonie Orchester Berlin (RSB) und mit der De Nederlandsen Bachvereniging. Darüber hinaus fühlt sich Jan Kobow sehr dem Liedgesang verbunden, besonders dem deutschen Kunstlied der Romantik. Er gibt regelmäßig Liederabende, u. a. bei den Klavierfestspielen Ruhr zusammen mit Graham Johnson sowie im Rahmen des MDRMusiksommers in Dresden. Außerdem konzertiert er mit den Pianisten Leo van Doeselaar, Ludger Rémy und Burkhard Kehring und mit dem Solistenensemble "Die Himlische Cantorey", dessen Gründungsmitglied er ist.
Geboren 1956 in Limburg, begann Christoph Prégardien seine musikalische Laufbahn als Domsingknabe. Später studierte er Gesang bei Martin Gründler und Karlheinz Jarius in Frankfurt, Carla Castellani in Mailand und Alois Treml in Stuttgart, sowie Liedgesang bei Hartmut Höll. Als einer der herausragenden lyrischen Tenöre unserer Zeit arbeitet Christoph Prégardien häufig mit Dirigenten wie Chailly, Gardiner, Harnoncourt, Herreweghe, Jacobs, Koopman, Leonhardt, Marriner und Rilling zusammen. Zu seinem Repertoire gehören die großen Oratorien und Passionen aus Barock, Klassik und Romantik, aber auch Werke des 17. (Monteverdi, Purcell, Schütz) und des 20. Jahrhunderts (Britten, Killmayer, Rihm, Strawinsky). Ganz besonders geschätzt ist Christoph Prégardien als Liedsänger. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit seinen bevorzugten Klavierpartnern Michael Gees und Andreas Staier. Regelmäßig wird er zu Liederabenden nach Paris, London, Brüssel, Berlin, Köln, Amsterdam, Salzburg, Zürich, Wien, Barcelona und Genf und zu Konzertreisen durch Italien, Japan und Nordamerika eingeladen und als Gastsolist von bedeutenden Orchestern verpflichtet. So trat er mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Concertgebouw-Orkest, der Academy of St. Martin in the Fields, der Philharmonie de Radio France, dem Boston und dem St. Louis Symphony Orchestra auf. Ein wichtiger Teil des Repertoires von Christoph Prégardien ist auf Tonträgern dokumentiert. Seine mehr als 100 Titel umfassende Diskographie enthält u. a. Werke von Bach, Mozart, Mendelssohn, Händel, Monteverdi, Haydn und Britten. Seine Aufnahmen des deutschen romantischen Liedes ernten begeisterte Zustimmung bei Publikum und Fachpresse und errangen internationale Schallplattenpreise. Seit Herbst 2000 leitet Christoph Prégardien eine Gesangsklasse an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich.
Sebastian Noack wurde in Berlin geboren. Er studierte zunächst bei Dietmar Hackel und später bei Ingrid Figur und schloss sein Studium "mit Auszeichnung" ab. Mehrere Meisterkurse bei Dietrich Fischer-Dieskau und bei Aribert Reimann rundeten seine Ausbildung ab. 1996 gewann er den 1. Preis beim Bundeswettbewerb Gesang, 1997 den 2. Preis bei der International Song Competition in der Wigmore Hall London und den 1. Preis beim Paula Lindberg-Salomon-Wettbewerb. Sebastian Noack hat sich besonders als Konzertsänger einen Namen gemacht. Er konzertiert regelmäßig mit Philippe Herreweghe, Marcus Creed, Christoph Eschenbach, Gustav Leonhardt, Helmuth Rilling, Frieder Bernius, Hans-Christoph Rademann, mit dem Columbus Symphony Orchestra, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Freiburger Barockorchester, dem RIAS Kammerchor, mit Concerto Köln, der Akademie für Alte Musik, Cantus Cölln, dem Knabenchor Hannover, dem Dresdner Kreuzchor u. a. Sein großes Interesse gilt auch dem Lied. In diesem Bereich wird er regelmäßig von Thomas Quasthoff betreut.
Michael Volle - von Josef Metternich und Rudolf Piernay ausgebildet - hat sich über Festverpflichtungen an Häusern wie Mannheim, Bonn, Düsseldorf und Köln zu einem international bekannten Sänger seines Fachs entwickelt. Er ist Gast der großen Bühnen und Festspiele, wie z.B. der Salzburger Festspiele, der Berliner Festwochen, der Grand Opera Paris, der Mailänder Scala, dem Théatre de la Monnaie Brüssel, des Royal Opera House London, der Deutschen Oper Berlin, der Deutschen Staatsoper Berlin, der Staatsoper Dresden und der Hamburgischen Staatsoper. Eine umfangreiche Konzerttätigkeit, Liederabende und die Arbeit mit so bedeutenden Dirigenten wie James Levine, Seiji Ozawa, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Charles Dutoit, James Conlon, Valery Gergiev, Philippe Herreweghe, Ingo Metzmacher, Antonio Pappano, Rostropowitch, Wolfgang Sawallisch, Kent Nagano, Marek Janowski und Franz Welser-Möst zeigen das internationale Renommee dieses Künstlers. Zahlreiche Rundfunkaufnahmen und Fernsehaufzeichnungen dokumentieren sein künstlerisches Schaffen.
Erstellt am
(Seitenanfang)
|
Schreiben Sie uns !
E-Mail-Kontakt
|