Als Pendler kann ich nur sagen: Dieser Artikel prangert endlich mal die Probleme an, die der Stadtbus Neumarkt schon immer hatte: Die zum Teil unmöglichen Umsteigezeiten zur Deutschen Bahn, aber auch die zum Teil unmöglichen Verbindungen zwischen den einzelnen Stadtbuslinien und natürlich auch die mangelhaften Betriebszeiten. Aber der Reihe nach:
Das Umsteigen von und zur Deutschen Bahn war ja schon immer so ein Thema. Bisher konnte, wer in Neumarkt den Stadtbus weiter nutzen wollte, von Nürnberg aus mit der Regionalbahn (RB) in 36 Minuten gemütlich nach Neumarkt schaukeln und dort teilweise bequem umsteigen (zumindest, wenn die Bahn pünktlich kam). Die wesentlich schnelleren Regionalexpress-Züge (RE), die von Nürnberg aus in 22 Minuten hier sind, wurden dabei schon immer ignoriert, ebenso in Richtung Nürnberg, hier war ein direkter Umstieg noch nie möglich. Wartezeiten von 15 - 20 Minuten am (Bus-)Bahnhof waren und sind hier die Regel, und das, obwohl doch die REs wesentlich schneller, wesentlich bequemer und deshalb auch wesentlich stärker frequentiert sind. Der einzige RE nach Nürnberg, der erreicht wird, ist der am Morgen gegen 6.30. Mit dem neuen Fahrplan, der ab der nächsten Woche gilt, wird's hier aber noch schlimmer: auch die RBs bzw. die Busse von den RBs aus rücken in weite Ferne. Hier stehen nun teilweise Umsteigezeiten von nur 2 Minuten im Plan: Unmöglich! Was bleibt, ist der Weg zu Fuß oder der Umstieg ins Auto.
Die Verbindungen untereinander sind in Neumarkt nun nicht ganz so schlimm. Ein Streckenabschnitt im Altenhof wird manchmal sogar in so etwas wie einem 20-Minuten-Takt bedient, mehrere andere Linien bieten stellenweise einen 30-Minuten-Takt an. Sehr schön! Aber hat schon mal jemand probiert, von Höhenberg nach Woffenbach zu fahren? Oder von Woffenbach nach Holzheim? Oder von Lähr nach Schafhof? Wohl kaum, denn das ist nahezu unmöglich. Diese Linien verkehren nur im 60-Minuten-Takt, manche zur Minute 14, andere zur Minute 45. Beim Umsteigen entstehen so am Bahnhof Wartezeiten von über 30 Minuten. Das diese Verbindungen keiner nutzt, ist klar und daraus dürfte zu einem gewissen Teil auch die schwache Frequentierung dieser Linien resultieren. Und der 60-Minuten-Takt hat noch ein weiteres Problem: Er schränkt die Flexibilität stark ein. Wer einen Bus verpasst und dann eine geschlagene Stunde warten muss, bis der nächste fährt, wird's lieber gleich bleiben lassen?
Aber auch ansonsten hat jede Linie ihren Endpunkt am Bahnhof. Warum, wenn dort eh keine Anschlüsse zu RB und RE bestehen? Klar, der moderne Busbahnhof stellt den zentralen Umsteigepunkt dar, führt aber in der Realität zu einigen gewaltigen Verzögerungen. Wer z.B. von Wolfstein nach Pölling will, muss erst einen Umweg zum Bahnhof machen, dort 5 Minuten warten und dann vom Bahnhof wieder zurückfahren. Eine andere Umsteigebeziehung existiert fast nicht. Fast, denn natürlich kann man auch am Oberen Tor umsteigen, steht dort aber dann um die 10 Minuten draussen, auch bei Schnee und Regen. Wer am Rathaus zwischen zwei Linien umsteigen will, steht zum Teil noch länger.
Schon mal probiert, um 20.00 Uhr vom Bahnhof mit dem Bus heimzufahren? Oder am Samstag bei Ladenschluss nach Hause zu kommen? Oder am Sonntag auf den Jahrmarkt mit dem Bus zu fahren? Wohl kaum, denn das geht nicht. Montags bis Freitag ist um 19 Uhr Feierabend, am Samstag sogar schon um 14 Uhr. Das grenzt nahezu an einen Witz. Betriebszeiten von Montag bis Samstag von 6.00 bis mindenstens 20.00 sollten für eine Stadt dieser Größe die Regel darstellen, auch sollten am Sonntag zumindest einige Busse fahren. "Halt", wird der eine oder andere sagen, "das haben die Stadtwerke schon mal ausprobiert und keiner fuhr mit." Kein Wunder! Ich hab einmal probiert, gegen 19.30 vom Altenhof in die Stadt zu kommen und wurde dann vom Fahrer belehrt, dass er zwar nach Altenhof fahre, dort die Linie aber wieder ende. Von dort aus fährt er dann leer wieder zurück zum Bahnhof und dann auf einer anderen Linie weiter. Hallo?
Ich hab noch was: die Ausstattung der Haltestellen! Die reicht von vorbildlich bis erbärmlich. Die Fahrpläne strotzen zum Teil vor Rechtschreibfehlern, sind manchmal vergilbt, aufgeweicht oder zerrissen. In ganz Neumarkt existieren höchstens fünf Haltestellen, an denen eine Unterstellmöglichkeit gegeben ist, die Zahl derer, an denen eine Sitzbank steht, dürfte die 30 nicht überschreiten. Ziemlich dürftig bei 140 Haltestellen. Da kann der Bus noch so modern und noch so toll beheizt sein: Egal, wenn ich vorher in der Kälte, im Regen oder im Schnee stehen muss.
Mal sehen, ob Herr OB Thumann sein Versprechen wahr macht, hier für Abhilfe zu sorgen.