Kritik an Neuorganisation

NEUMARKT. Eine geplante Neuorganisation des Hebammensystems gefährdet nach Überzeugung der Hebammen am Neumarkter Klinikum die Versorgungsqualität.

Darüber informierten am Freitag die sogenannten Beleghebammen in einem Pressegespräch. Unterstützt werden sie dabei von Klinikvorstand Peter Weymayr sowie von Landrat Willibald Gailler und Oberbürgermeister Thomas Thumann.

Die aktuellen Pläne des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur Neuorganisation des Hebammensystems gefährde die Versorgungsqualität in Bayern. Und der Landkreis Neumarkt sei besonders davon betroffen, hieß es.

Einer Statusabfrage des Bayerischen Hebammenlandesverbandes zufolge arbeiten von 109 Kliniken 78 mit Beleghebammen zusammen. Mehr als 60 Prozent der bayerischen Geburten werden von Beleghebammen betreut. Das sei ein anerkanntes System, das sich auch am Klinikum Neumarkt seit über zehn Jahren bewährt habe.


Nun fordert der GKV-Spitzenverband eine Veränderung der Organisationsstruktur bei den freiberuflichen Beleghebammen. Zum einen sollen Beleghebammen, die im Rahmen eines Schichtdienstes in der Klinik tätig sind, nur mehr maximal zwei Frauen gleichzeitig betreuen dürfen. Dies hätte zur Folge, dass eine dritte Frau, unabhängig davon, ob es sich um eine bevorstehende Geburt handelt oder nur um Beschwerden in der Schwangerschaft, zwar betreut werden kann, die Leistungen jedoch nicht mit der Krankenkasse abgerechnet werden dürfen.

Zum anderen sollen Beleghebammen, die nicht im Schichtdienst arbeiten und stattdessen mit ihren Frauen zur Geburt in die Klinik kommen, ihre geburtshilflichen Leistungen in Zukunft nur mit den Kassen abrechnen können, wenn sie die Gebärende bereits einen gewissen Zeitraum im Vorfeld der Geburt betreut haben. Daraus resultierend wäre eine Vertretung oder kurzfristige Übernahme durch eine andere Hebamme, beispielsweise bei überlanger Geburtsdauer oder Erkrankung der Hebamme nicht mehr möglich und auch nicht abrechenbar.

Der GKV-Spitzenverband begründet seine Forderungen mit einer Verbesserung der Betreuungsqualität. Die Hebammen sind sich einig, wie erstrebenswert es für eine bessere Versorgung der Gebärenden wäre, nicht mehr als zwei Frauen gleichzeitig zu betreuen. Nur lasse sich dieses Modell durch den bestehenden Hebammenmangel leider nicht umsetzen.

"Wer betreut, den Forderungen des GKV-Spitzenverbandes entsprechend die dritte Frau, die vor der Kreißsaaltür steht, wenn es keine Kollegin mehr gibt, die dafür zusätzlich in den Dienst eingeteilt werden könnte?", fragte die Sprecherin der Beleghebammen am Klinikum Neumarkt, Kerstin Hartmann. Diese Frauen müßten dann womöglich eine andere Klinik aufsuchen, die unter Umständen auch keine Aufnahmekapazität mehr habe. "Oder müssen die Kliniken ihre freiberuflichen Hebammen wieder anstellen, was wegen gesundheitsökonomischer Aspekte für viele Kliniken gar nicht mehr möglich ist?", so Hartmann Durch veränderte Dienstmodelle im Angestelltenverhältnis würden dafür auch mehr Hebammen benötigt, die es aber auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gibt.
05.05.17
Neumarkt: Kritik an Neuorganisation
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