"Maria ohne Erbsünde"

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Vorweg gesagt: Mancher tut sich heute schwer, dieses Hochfest zu verstehen und fragt sich: Was ist Erbsünde und warum ist Maria davon frei und rein?

Ein einfacher Vergleich führt uns vielleicht weiter. Da entlädt jemand am Waldrand seinen Müll. Der nächste, der vorbeikommt, denkt sich: Da könnte ich doch auch meinen Abfall schnell und kostenlos beseitigen. Wenn dann auch noch andere so handeln, dann entsteht im Lauf der Zeit eine wilde Müllkippe. Keiner aber denkt mehr an den Schaden für Wald, Flur und Umwelt. Ähnlich ist es auch mit der Erbsünde. Man könnte sie als die Innenweltverschmutzung des Menschen beschreiben. Durch die Kette von Gedanken- und Lieblosigkeiten, von Lüge, Hass und Gewalt hat sich in der Menschheit Böses angehäuft. Die Herzen wurden verändert und verblendet.

Wo aber war da ein Ausweg und ein Durchbruch in dieser Kette des Elends, so dass der Mensch wieder fähig wurde, das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Diesen Durchbruch hat Gott in Maria begonnen und mit ihr in Jesus, dem Erlöser des Menschengeschlechts endgültig vollzogen. Aber warum hat das Gott mit Maria angefangen? Der Grund ist: Sie war ganz offen für die Pläne Gottes und war bereit, die Mutter Christi, die Mutter des sündelosen Jesus zu werden. Deshalb hat er sie schon vom ersten Augenblick ihres Daseins an von jeglicher Verstrickung in das Böse und von der Erbsünde bewahrt.


Aber gibt es für diese besondere Berufung und Erwählung auch Hinweise in der heiligen Schrift? Ein deutlicher Hinweis findet sich im ersten Kapitel des Lukasevangeliums. Da grüßt der Engel Gabriel Maria mit den bekannten Worten:“Sei gegrüßt, Maria, du bist schon voll der Gnade, der Herr ist mit dir!“ Gnade und volle göttliche Zuneigung kann aber ein Mensch nur dann erfahren, wenn er sich dafür frei öffnet. Maria hat sich dafür ganz aufgetan, indem sie diesem Vorhaben Gottes voll zustimmte, als sie sprach: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort!“ Das ist der erste Grund für ihre besondere Erwählung.

Der zweite ist, dass die Kirche in Maria nicht bloß eine Privatperson sieht und eine stille Genießerin göttlicher Privilegien. Bereits die Kirche des Ostens nennt Maria die „Mutter des Zeichens“ und für die Kirche des Westens ist sie das „große Zeichen“. Aber Zeichen wofür? Maria ist Zeichen dafür, dass jeder Mensch und die ganze Kirche dazu berufen sind, Gott in die Welt, Gott in ihr Herz und in ihr Leben einzulassen. Wo aber Gott jetzt im Advent bei uns anklopft und eingelassen wird, da ist kein Platz und kein Raum mehr für die Sünde. Sünde, Hass und Streit gebären aber immer neues Elend. Wo der Mensch aber Gott ankommen lässt, da bekommt er die Kraft, die Kette des Elends, die Kette aller Gottwidrigkeiten, die Kette von Hass, Gewalt, Rache und Vergeltung zu durchbrechen.

Da ist die Gnade stärker als die Sünde und alles Böse. Diese Gnade, diese innere göttliche Widerstandskraft empfangen wir schon in der Taufe, bei der der Sünde und der Erbsünde „gleichsam der Stachel gezogen wurde“, wie der heilige Paulus sagt. So wird die „Innenweltverschmutzung Erbsünde“ immer chancen- und kraftloser und die Gnade wird mächtig. Zeichen dafür ist Maria, die Vollbegnadete, die „Immaculata“, wie sie in der Kirche des Westens oder die „Reine Gottesbraut“, wie sie in der Kirche des Ostens, in der Orthodoxie genannt wird.
07.12.15
Neumarkt: "Maria ohne Erbsünde"
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