"Kurioses Theater"

NEUMARKT. Beim Thema Monstertrasse sieht Bergs SPD-Bürgermeister Himmler ein "kurioses Theater" seines Parteifreunds, des Bundeswirtschaftsministers.

"Von meinem Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel ist man ja durchaus einiges gewohnt" erklärte der Bürgermeister und stellvertretende Landrat Helmut Himmler am Donnerstag. Die nunmehr gezielt veröffentlichten Vorschläge hinsichtlich der sogenannten Süd-Ost-Gleichstrompassage könne man nur noch als "kurioses Theater" qualifizieren.


Eine bekannt gewordene Variante bedeute, dass die HGÜ von Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) zum Endpunkt Gundremmingen (Schwaben) unter Nutzung des Ostbayernrings durch das Nürnberger Land und den Landkreis Neumarkt führen könnte. Demnach sollen bestehende Leitungstrassen genutzt werden und ab Sittling im Landkreis Kelheim soll die Leitung verkabelt werden. Eine andere mögliche Trassenvariante könnte von Schwandorf nach Landshut zur vorhandenen Leitungsinfrastruktur des AKW Ohu führen und eventuell nach Gundremmingen verlängert werden.

Himmler geht davon aus, dass die Veröffentlichungen ein "gezieltes taktisches Manöver" im Vorfeld der Koalitionsrunde am 1. Juli sind, um erheblichen Druck auf den CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Seehofer aufzubauen und ihn zum Einlenken zu zwingen. Bei solchen taktischen Winkelzügen würden immer in einem ersten Schritt Maximalpositionen aufgebaut, um dann auf dem weiteren Verhandlungsweg Kompromisse zu suchen und zu finden.

Noch dazu nutzen nach Einschätzung Himmlers Bundesnetzagentur, die Netzbetreiber, die Stromwirtschaft und insbesondere die "Kapitalmaximierer aus der Banken- und Versicherungswirtschaft" ihren Einfluss, um Entscheidungen in ihrem Sinne herbeizuführen. Schließlich sei den Investoren in die neuen Höchstspannungsleitungen eine Kapitalrendite in Höhe von 9,05 Prozent garantiert worden – "ein tolles Geschenk also", so Himmler.

Es gehe bei den neuen Leitungen über Jahrzehnte hinweg um gigantische Geschäfte für die Finanzwirtschaft, die aber von den Stromkunden zu finanzieren seien. Daher werde auch mit sehr harten Bandagen erbittert gekämpft – meistens im Verborgenen.

Für die Bürgerinitiativen habe sich mit den „gezielt durchgestochenen Vorschlägen“ überhaupt nichts geändert. Die Bedarfsnotwendigkeit der Süd-Ost-Passage sei nach wie vor nicht belegt und der Verein „Kommunen gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost“ werde am 9. Juli in Pegnitz das beauftragte Gutachten zur behaupteten Bedarfsnotwendigkeit der HGÜ vorstellen.

Himmler bezeichnet die vorgesehene Verkabelung der Trasse ab Sittling im Landkreis Kelheim als „dreiste Unverschämtheit“. "Wie werden die Bürger in den betroffenen Gemeinden Berg, Altdorf, Winkelhaid, Postbauer-Heng und Mühlhausen das wohl bewerten", fragte Himmler, denn sie sollen allem Anschein nach mit den Monsterleitungen leben.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung lädt der Berger Bürgermeister zusammen mit den Bürgerinitiativen „Schwarzachtal“ und „Trassenwahn 17.01“ zur Informationsveranstaltung mit Professor Christian von Hirschhausen von der TU Berlin ein. Die Veranstaltung findet am Freitag, 3. Juli, um 19 Uhr in der Turnhalle des SC Oberölsbach in Unterölsbach statt.

Himmler geht davon aus, dass in der Koalitionsrunde am 1. Juli in Berlin keine endgültige Entscheidung fallen wird, sondern angesichts der heftigen Konflikte erst der Herbst die Entscheidung in der Stromtrassenfrage bringen werde.
25.06.15
Neumarkt: "Kurioses Theater"
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