Sorgen um Trinkwasser

NEUMARKT. Der Schutzwald an der Kerschensteiner Straße darf nach Meinung von Naturschützern nicht der Bionorica-Erweiterung geopfert werden.

Die Stadträte sollten die Problematik sehr ernst nehmen und beim Neumarkter Trinkwasser "keine Kompromisse mehr" eingehen, heißt es in einer Stellungnahme des Bundes naturschutz vom Dienstag.

Denn der Phytopharmaka-Marktführer Bionorica plane nicht nur auf seinem bestehenden Gelände zu erweitern, sondern auch jenseits der Kerschensteiner Strasse. Dort befinde sich aber ein Schutzwald mit Kiefern und Eichen.


Im Werksenat wurde hierzu jüngst eine Studie der Stadtwerke vorgestellt, in der darauf hingewiesen wird, dass der Bau neuer Produktions- und Lagerstätten im Bereich der Kerschensteiner Strasse sehr kritisch gesehen werde. Konkret: Neue Gewerbeansiedlungen hätten einen negativen Einfluss auf das Trinkwasser. Denn bei bestimmten Situationen oder Ständen des Grundwassers würde das Einzugsgebiet der „Miss“-Brunnen auch bis dort reichen.

Der Bund Naturschutz nahm nun diese Studie der Stadtwerke zum Anlass, sich in die Diskussion einzumischen. Neumarkts Stadträte sollten "diesen veränderten, diesen besorgten Ton" der Stadtwerke ernst nehmen und zusammen mit der Verwaltung und der Bionorica-Spitze nach einer neuen Lösung suchen, hieß es.

Eine kürzlich durchgeführte Begehung des Areals durch den BN habe deutlich gemacht, dass es fatal wäre, in diesem Bereich weiter den Baumbestand zu reduzieren.

Wegen der nicht mehr unbedenklichen Gesamtsituation hinsichtlich des Neumarkter Trinkwassereinzugsbereichs müsse sofort Schluss sein mit der jahrzehntelangen "a bisserl was geht schon noch-Salamitaktik". Durch den sinkenden Trinkwasserzufluss sei ein Schutz über das eigentliche Trinkwasserschutzgebiet hinaus anzustreben und es werde nötig, auch im Umgriff keine Baumaßnahmen mehr zuzulassen. Der Bund Naturschutz bedauert in diesem Zusammenhang auch die massiven Abholzungen im Bereich der Weißmarterkurve. Für das Regenrückhaltebecken wäre eine grundwasserverträglichere Lösung nötig gewesen.

„Wir schlagen eindringlich vor, zwei Alternativen zu prüfen, bevor der Schutzwald an der Bahnlinie unwiderbringlich dem Bauvorhaben zum Opfer fällt“, mahnt Alfons Greiner als Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Neumarkt an.

neumarktonline veröffenlticht die zwei Vorschläge der Naturschützer im Wortlaut:

Alternative 1:
Für die Erweiterung von Bionorica steht im Osten der Firma genügend Fläche zur Verfügung. Warum dieses Gelände für die Firma Bionorica uninteressant geworden ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Die Stadt sollte alles daran setzen, diese Variante wieder zu beleben. Der Trinkwasserschutz muss bei allen Überlegungen höchste Priorität haben. Hinzu kommt, dass die Beseitigung des Schutzwaldes an der DB-Strecke Nürnberg-Regensburg eine städteplanerische Todsünde wäre. Neben den vielfachen Schutzfunktionen würde auch das Ventil nach Südosten praktisch völlig aufgegeben. Spaziergängern und Joggern würde nur noch ein wenige Meter breiter „Alibistreifen“ direkt an der Bahnlinie bleiben . Die Frischluftschneise würde amputiert. Der Wald, der hier auf dem Spiel steht, kann zwar nicht als hochwertig bezeichnet werden. Er erfüllt aber eine Reihe von Funktionen, die durch Technik nicht ersetzt werden können, wie zum Beispiel Filtration des Regenwassers, Lärmschutz, Naherholungsraum...

Alternative 2:
Vor längerer Zeit hatte sich der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe schriftlich an den Bionorica-Chef gewandt und folgende Überlegung ins Spiel gebracht: Was ist, wenn auch das Erweiterungsgrundstück aufgrund der zu wünschenden positiven Entwicklung der Firma zu klein geworden ist? Deshalb wäre es das Beste, wenn jeder weitere Zubau in Zusammenarbeit mit der Stadt Neumarkt von vornherein an einer anderen Stelle realisiert würde. Der Stadt sollte es wohl gelingen, ein Gelände zu finden, das die Anforderungen an Nachhaltigkeit und städtebaulichen Zukunftsperspektiven erfüllt und gleichzeitig den Ansprüchen der Firma Bionorica als Anbieter nachhaltig produzierter Naturheilmittel gerecht wird . Dies würde dem Unternehmen auf lange Sicht Planungssicherheit geben und der Stadt ihrerseits Gewerbesteuereinnahmen garantieren. Professor Dr. Popp könnte einmal mehr sein Verständnis für einen schonenden Umgang mit der Natur direkt vor der eigenen Tür in die Tat umsetzen. Neue Erkenntnisse erfordern neue Lösungswege. Hier will der Bund Naturschutz das Gespräch suchen.

23.06.15
Neumarkt: Sorgen um Trinkwasser
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