Gedanken zum Osterfest

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Unsere heutige Welt träumt gerne davon, dass alles machbar sei. Aber ist heutzutage nicht gerade technisch, medizinisch und elektronisch unendlich viel machbar? Sehen wir nicht überall Fortschritte? Das tut uns gut. Leben wir nicht fast schon in einer „schönen neuen Welt“, wie sie einst Aldous Huxley beschrieben hat? Mit den neuesten Medien ist totale Kommunikation möglich. Die moderne Medizin konnte so manche Krankheit eindämmen. Alles scheint machbar geworden zu sein, sogar die Zeugung neuen Lebens im Reagenzglas. Aber gibt es nicht auch noch genügend Dinge, wo anscheinend nichts mehr zu machen ist?

Über den Stop von Atomprogrammen muss mühsam verhandelt werden. Seit Jahren schon Krieg im Irak, in Syrien oder in Afghanistan. Wer gebietet Einhalt? Seit Jahren schon Appelle für den Schutz der Umwelt. Aber hat sich schon Wesentliches geändert? Wo aber absolut nichts mehr zu machen ist, das ist vor allem der Tod. Oft können sie nur noch kapitulieren: Die Ärzte, die Pflegekräfte, die Angehörigen und auch wir Seelsorger. Am Tod prallen unsere Machbarkeitsträume ab wie an einer Mauer.


Ist da auch Gott am Ende? Unser christlichr Glaube sagt: Nein. Aber wieso? Es sterben doch uendlich viele Menschen oder kommen brutal ums Leben, wie erst bei diesem Flugzeugabsturz in den Südalpen. Und dennoch: Gott hat den Zweikampf gegen unseren größten Feind gewagt. Aber wie denn? Er tat es in Jesus, dem Gottessohn und Menschensohn. Da hat er mit der Auferweckung Jesu eine Bresche in die Mauer des Todes geschlagen. Da fiel endlich Licht auf das ewig dunkle Kapitel des Todes. Da sandte Gott einen Strahl unglaublicher Hoffnung in unsere dem Tod verfallene Welt. Aber schon vor dem Ostermorgen in Jerusalem hat Gott in Jesus endgültig den Kampf mit dem Tod aufgenommen. Da hat Jesus deutliche Zeichen gesetzt mit der Auferweckung des Lazarus, des jungen Mannes aus Naim und der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus. Auch mit dem sogenannten „sozialen Tod“ hat Jesus den Kampf aufgenommen: Er holte die Aussätzigen, die Blinden, die Gelähmten, die Zöllner, die Ausgestoßenen, die Verlorenen, die kultisch Unreinen und die Sünder heraus aus ihrer hoffnungslosen Lage. Er führte sie ins Leben, in die Gemeinschaft und in die Freundschaft mit Gott und den Menschen.

Heißt es nicht schon im Alten Testament: „Gott ist ein Freund des Lebens, den Tod hat er nicht gemacht?“ Aber warum hat er dann nicht einmal Jesus heruntergeholt vom Kreuz? Mit dem Sterben des Gottessohnes Jesus wollte Gott das Zeichen totaler Solidarität und totalen Mitleidens mit allen Leidenden, Geschundenen und Sterbenden dieser Erde setzen. Denn mit dem Tod Jesu war die Welt endgültig an ihrem Nullpunkt, an ihrem toten Punkt angelangt.

Aber dann hat Gott Ostern gemacht. Es war wie der Tag einer neuen Schöpfung und wie der Tag der Erneueurng der alten Welt. Da ist endgültig die ganz andere, die neue Welt Gottes, die Herrschaft und das Reich Gottes angebrochen. Der Mensch muss zwar immer noch vor der Mauer des Todes kapitulieren, aber nicht endgültig und in totaler Verzweiflung. Die Mauer ist geöffnet, das Tor zum Leben, ja sogar zum ewigen Leben steht offen. Der Garant dafür ist Christus selbst.

„Er ist der Erstling der neuen Schöpfung, der Erstgeborene von den Toten und dann folgen alle, die zu ihm gehören“, so sinniert der hl. Paulus über das Osterereignis. Ostern hat aber auch Konsequenzen für unser diesseitiges Leben. Seitdem der Keim der Auferstehung in unsere Welt und in unsere Herzen gesenkt wurde, gibt Gott uns die Kraft, auch in hoffnungslosen Situationen nicht zu kapitulieren. Er gibt jedem die Kraft, das eigene Leben niemals wegzuwerfen und alles zu tun, was dem Leben dient.

Ostern hat also eine unbändige Dynamik für unsere Welt und für unser Leben in sich. Es ist die Dynamik des Himmelreiches und des Reiches Gottes, die uns sagt: Gott gibt die Welt und keinen von uns auf. Er will gerade unserer Welt, die immer neu gezeichnet ist von Angst, Terror, Krieg, Gewalt, Hunger, Ungerechtigkeit und Hoffnunsglosgkeit ein neues Gesicht geben. Es ist das österliche Gesicht, das Gesicht neuen Lebens, neuer Hoffnung und neuer Zukunft.
05.04.15
Neumarkt: Gedanken zum Osterfest
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