Gedanken zu Heilig Drei König

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Fast jeder Mensch hat vermutlich in seinem Leben schon so etwas wie eine Sternstunde erlebt. Solch besondere Momente werden uns geschenkt, wenn uns ein äußerst liebenswerter Mensch begegnet, wenn wir eine besondere Aufgabe geschafft haben, wenn jemand wieder gesund geworden ist oder den Mann oder die Frau seines Lebens gefunden hat. Sternstunden fallen aber nicht vom Himmel.

Sie können uns auch dann geschenkt werden, wenn wir aufbrechen, unseren Horizont weiten und Sehnsucht haben nach etwas Neuem und Unerwartetem. Leute, die eine ganz besondere Sternstunde erleben durften, das waren die Weisen aus dem Morgenland. Wie aber kamen sie zu diesem aussergewöhnlichen Geschenk? Vermutlich haben sie schon Jahre lang den Lauf der Gestirne beobachtet. Das hat sie zu wissensdurstigen, offenherzigen und neugierigen Menschen gemacht. Dann aber verbanden sie eine sehr seltene Sternenkonstellation mit einer uralten, im ganzen vorderen Orient verbreiteteten Erzählung: Eines Tages werde im Land der Juden ein ganz besonderer König geboren. Mit ihm werde ein neues Zeitalter beginnen und er werde der Hoffnunsgsträger und Heilsbringer für die ganze Welt sein.


Auf dem Umweg über Jerusalem erfahren sie, dieses besondere Ereignis müsste nach Ansage der Propheten Israels in Bethlehem passieren. Dann aber finden sie, was sie suchen. Es war die Sternstunde ihres Lebens. Denn in diesem Moment wird ihnen eine völlig neue Erfahrung geschenkt. Ihr Stern ist kein kaltes Gestirn im All, das ihr Schicksal bestimmt, keine Glaskugel, keine durch Geistbeschwörung herbeigeführte Hexerei, kein Hokuspokus und kein magischer Zaubertrick. Nein, ihr Stern ist ein Du, ein Kind, eine Person, es ist der Gottmensch Jesus Christus. Ihre Antwort auf diese geschenkte Sternstunde können wieder nur Geschenke sein: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Die Begegnung mit dem Kind hat sie total verwandelt. Aus Wißbegierigen, aus Fragenden und Suchenden werden Sehende und Glaubende. Dies ist im Matthäusevangelium sehr treffend gedeutet, wenn es heißt: „Die Weisen kehrten auf einem anderen Weg heim in ihr Land“.Was sagt uns eigentlich diese berühmte biblische Erzählung, die heute noch viele Menschen berührt und die in unserer Zeit durch den Dienst der Sterninger eine besondere Aktualität gewonnen hat? Sie sagt Wichtiges über den Glauben. Denn Glaube ist mehr als nur ein Fürwahrhalten von Sätzen. Christlicher Glaube ist die Entscheidung für einen „neuen und anderen Weg“. Glaube hat mit Suchen und Fragen, mit einem Stück Neugierde auf Gott zu tun. Der Glaube ist ein Wagnis wie das der Weisen, er verlangt den Mut zum Aufbruch. So kann auch jedem von uns so etwas wie eine Sternstunde geschenkt werden.

Diese Erzählung sagt uns aber auch: Für Christen ist die Zukunft nicht von einem blinden Schicksal oder von irgendeinem Horoskop bestimmt. Unser Leben und unsere Zukunft stehen unter der Führung des „göttlichen Sterns“, der zur Weihnacht Kind und Mensch geworden ist. In ihm ist die ganze Fülle, Schönheit, Macht und Herrlichkeit Gottes auf Erden erschienen. Wer sich danach auf die Suche macht, dem wird wie den Weisen aus dem Morgenland eine besondere Sternstunde geschenkt und dessen Herz wird von eine ganz großen Freude erfüllt werden.
06.01.15
Neumarkt: Gedanken zu Heilig Drei König
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