Fachkräfte fehlen

NEUMARKT. Wie findet und bindet man Mitarbeiter? Rund 70 Handwerker aus dem Raum Neumarkt kamen zu einem Vortrag der Handwerkskammer.

Obwohl die meisten Auftragsbücher gefüllt sind, plagen die Handwerksbetriebe Sorgen: es fehlen vor allem die Fachkräfte.

Das sagte Andreas Keller, Bereichsleiter Beratung bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, im Rahmen der Vortragsreihe "Betriebsführung aktuell" in Neumarkt. Im Jahr 2030 würden in der Oberpfalz knapp 28 Prozent weniger Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren leben als heute.


Dem Handwerk fehlen Fachkräfte
Foto: Kadmy-Fotolia.com
"Die Entwicklung auf dem Markt für Fachkräfte ist für uns kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken" sagte der Vizepräsident der Handwerkskammer Franz Greipl.Die Handwerker würden pragmatisch und zuversichtlich an das Problem herangehen. Den Betriebsinhabern riet er, sich stets selbst zu überprüfen, ob sie attraktive Arbeitgeber seien. "Denn es ist immens wichtig, am Image seines Betriebs zu arbeiten", ergänzte Andreas Keller. Das Handwerk habe beispielsweise bei der Azubi-Suche harte Konkurrenz: die Industrie oder auch den Trend zur akademischen Laufbahn. Und entscheidend sei heute nicht mehr nur die Bezahlung. "Um Fachkräfte zu bekommen, braucht es mehr." Eine offene Informationspolitik, Familienfreundlichkeit, Weiterbildungen oder flexible Arbeitszeiten würden einen Arbeitgeber attraktiv machen.

"Wege, um neue Mitarbeiter zu finden, gibt es verschiedene", sagte Abteilungsleiter Christian Kaiser, der sich bei der Kammer um die Ausbildungsberatung kümmert. Unumstritten sei, "dass die eigene Ausbildungsleistung das wichtigste Mittel ist." Dabei gelte es, durch ein gezieltes Ausbildungsmarketing den Nachwuchs zu gewinnen und zu halten. "Begegnen Sie den Jugendlichen in ihrer Welt", riet Kaiser. Die Jugend informiere sich anders als noch viele Erwachsene, Kommunikation laufe hauptsächlich "online" ab. Gute Leistungen von Azubis könne man auch mal finanziell belohnen.

Kaiser empfahl bei der Akquise von Fachkräften auch "über den Tellerrand zu blicken". Dabei sprach er die Beschäftigung von ausländischen Mitarbeitern an und betonte die "Willkommenskultur": "Entscheidend ist neben der Integration im Betrieb auch die in der neuen Heimat." Das Ziel müsse eine langfristige Beschäftigung in Deutschland sein. Damit die Integration klappe, müssten "Sprachbarrieren" zügig abgebaut werden. Sein Vorschlag: Sprachkurse auf Initiative des Betriebs. Für die Einstellung von behinderten Menschen stellte Kaiser verschiedene Förderprogramme vor. "Die Leistungen müssen auf die Bedürfnisse des Betriebs, aber auch des Behinderten zugeschnitten sein."

"Ist der Mitarbeiter erstmal eingestellt, gilt es ihn zu halten", begann Josef Vogl, Betriebsberater bei der Handwerkskammer, seinen Vortrag. "Generell ist das Gespräch zwischen Arbeitnehmer und -geber ein unerlässliches Instrument der Unternehmensführung." Unzufriedenheit müsste rasch geklärt werden – egal auf welcher Seite sie herrscht.

Er riet den Zuhörern, Weiterbildungen anzubieten, eine strukturierte und offene Personalpolitik zu leben sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu garantieren. Auch das Thema betriebliches Gesundheitsmanagement könne für viele Betriebe interessant sein, gerade weil dies auch schon für kleine Betriebe leicht umsetzbar sei. "Das kann beginnen bei Gesundheits-Checks durch die Krankenkassen im Betrieb bis hin zum Angebot einer betrieblichen Krankenversicherung als Zusatz zur normalen Absicherung."


Was kann ein Handwerksbetrieb tun, wenn ihm die Fachkräfte fehlen? Darüber informierten in Neumarkt (v.l.) Abteilungsleiter Christian Kaiser, Betriebsberater Josef Vogl, Bereichsleiter Andreas Keller, Hauptgeschäftsführer Toni Hinterdobler und Vizepräsident Franz Greipl
Foto: HWK
24.02.14
Neumarkt: Fachkräfte fehlen
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