"Unabhängig vom Markt"


Kartoffelernte im Raum Neumarkt
Fotos: Archiv

Minister Helmut Brunner (Mitte) im Gespräch mit Christina
Dietmayr und Timo Burger


Im frühen Herbst ist die Hauptanlieferungszeit.
NEUMARKT. Der Neumarkter Kartoffel-Verarbeiter "Burgis" distanziert sich von den verdächtigten Abpack-Betrieben und illegalen Preisabsprachen.

Das Unternehmen reagierte damit auf Presseberichte, nach denen bei führenden Abpack-Betrieben für Kartoffeln angeblich neun Unternehmen vom Bundeskartellamt durchsucht und gegen fünf weitere Betriebe schriftliche Bußgeldbescheide eingeleitet wurden. Laut Medienberichten sollen sich 80 bis 90 Prozent der großen Abpack-Betriebe auf Beträge verständigt haben, die sich in konstant hohen Preisen für Kartoffeln widergespiegelt haben, heißt es in der "Burgis"-Stellungnahme.

Leidtragende seien die Verbraucher, die den Berichten zufolge über zehn Jahre zu viel bezahlt hätten. Auch die Einkaufspreise für Kartoffeln sollen die betroffenen Unternehmen jahrelang bei den Landwirten künstlich gedrückt haben. Eine Zeitung schätzte den entstandenen Schaden auf rund eine Milliarde Euro.
Eigene Kartoffelläger und die langjährige Zusammenarbeit mit regionalen Vertragslandwirten ermöglichen "Burgis" Unabhängigkeit vom Markt und schaffen Preistransparenz für Verbraucher und Landwirte, heißt es von dem Neumarkter Unternehmen.

"Genau wegen der in den Medien geschilderten Situation haben wir uns bereits vor vielen Jahren unabhängig von anderen Marktteilnehmern gemacht und uns mit den Erzeugergemeinschaften Neumarkt und Stulln zusammengeschlossen. So bestimmen wir in jährlichen Vertragsverhandlungen mit den Landwirten transparente und faire Preise, mit denen sowohl die Landwirte wie auch wir vernünftig arbeiten und eine sehr gute Qualität garantieren können", erklärte Geschäftsführer Timo Burger.

Außerdem habe man bereits vor 15 Jahren ein erstes eigenes Kartoffellager gebaut, um "ganzjährig mit heimischer Ware in der von uns gewünschten Qualität versorgt zu sein". Knapp fünf Jahre später habe man mit einem zweiten Kartoffellager die Kapazitäten erweitert und den Vertragslandwirten damit eine gute Möglichkeit geboten, ihre Kartoffeln bei "Burgis" unter optimalen Bedingungen zu lagern, sollten sie selber diese Investition nicht bewerkstelligen können.

"Wir verantwortungsbewusst arbeitenden kleinen und mittelständischen, meist inhabergeführten Betriebe sind die Opfer, keinesfalls die Täter", sagte Burger. "Leider wurde in der Berichterstattung oft von Kartoffelverarbeitungsbetrieben gesprochen, wobei die aktuelle Situation ausschließlich die Abpack-Betriebe betrifft".

Die "Burgis" GmbH bezieht ihre gesamten Kartoffeln ausschließlich von ihren regionalen Vertragslandwirten und arbeitet mit vielen von ihnen bereits in zweiter Generation zusammen. Jeweils zum Jahresbeginn schließt "Burgis" Jahresverträge mit den Landwirten ab, die Sicherheit für beide Seiten ermöglichen. Für 2013 einigten sie sich auf einen um 500 Euro höheren Preis pro Hektar Kartoffelanbaufläche als im vergangenen Jahr.

"Die Kartoffel steht in direkter Konkurrenz zum Getreide und vor allem zum Mais, der für die Bewirtschaftung der Biogasanlagen benötigt wird. Wir zahlen unseren Vertragslandwirten einen fairen Preis, damit sich auch in Zukunft der Kartoffelanbau für sie lohnt und wir zuverlässig mit regionaler Ware von bester Qualität beliefert werden", so Burger weiter.

Die Kartoffel unterliegt als Naturprodukt natürlichen Schwankungen, die sich eigentlich im Preis für die Verbraucher widerspiegeln. Die illegalen Preisabsprachen unter den Abpack-Betrieben sollen die Preise für Kartoffeln auf einem konstant hohen Niveau gehalten haben. "Unsere Kartoffelpreise setzen sich zu 50 Prozent aus dem Festpreis und zu 50 Prozent aus dem Tagespreis (AMI-Notierung) zusammen. Zusätzlich erhalten unsere Landwirte Zuschläge für das Erreichen unserer hohen Qualitätsvorgaben", legt Timo Burger die Preisgestaltung für die Rohware offen dar.

Und er ergänzt: "Der Lebensmittelmarkt in Deutschland ist hart umkämpft, der Druck auf die Hersteller wächst, vor allem durch den hohen Discountanteil, der die Preise bestimmt". Auch die Verbraucher seien sehr preissensitiv. Man habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass die Bereitschaft vorhanden sei, für Qualität und Sicherheit einen angemessenen Preis zu bezahlen. Das Qualitätssiegel "Geprüfte Qualität – Bayern" bestätigte "Burgis" Leitmotiv, nur regionale Kartoffelprodukte mit ausgezeichneter Qualität zu besten Kartoffelspezialitäten zu verarbeiten.

Benno Weiß, dessen Familie schon vor dem zweiten Weltkrieg einen Betrieb für die Konservierung von Waldfrüchten besaß, und sein Schwager Heinrich Burger gründeten 1971 "Burgis Feinkost" in Burggriesbach. Aus Begeisterung für das Kloßteigrezept ihrer Oma und um die Tradition der Lebensmittelherstellung fortzuführen, begannen sie dort mit der Produktion von Knödeln.

Knapp 15 Jahre später wurde das Familienunternehmen, das heute von Timo Burger und seiner Cousine Christina Dietmayr geführt wird, zum heutigen Standort Neumarkt verlegt. Um den kontrollierten Vertragsanbau der Rohware zu sichern, wurde 1989 in Mühlhausen ein modernes Kartoffellager erbaut und zwei Kartoffelerzeuger-Gemeinschaften gegründet, denen aktuell insgesamt 75 Landwirte angehören.

Derzeit beschäftigt das Unternehmen über 100 Angestellte in Produktion und Verwaltung.
13.05.13
Neumarkt: "Unabhängig vom Markt"
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