"Ausbeutung pur"

NEUMARKT. Als "Ausbeutung pur" wird in "Report Mainz" die Beschäftigung ziviler Arbeitnehmer bei Übungseinsätzen in Hohenfels bezeichnet.

Die Sendung am Dienstagabend um 21.45 Uhr in der ARD zitiert dabei den anerkannten Frankfurter Arbeitsrechtler Prof. Peter Wedde. Der Direktor der Europäischen Akademie der Arbeit kommt aufgrund der ihm von "Report Mainz" vorgelegten "Arbeitsverträge, sonstigen Unterlagen und etlichen Schilderungen von Betroffenen" zu dieser kritischen Einschätzung heißt es in einer Vorab-Meldung der ARD.

Bevor US-Streitkräfte Deutschland in Richtung Einsatz- oder Kriegsgebiet verlassen, proben sie den Ernstfall auf dem 16.000 Hektar großen Truppenübungsplatz in Hohenfels, hieß es. Dabei werden auch zivile deutsche Arbeitnehmer beschäftigt. Sie spielen zum Beispiel die widerspenstige irakische oder afghanische Zivilbevölkerung, um die US-Soldaten zu trainieren. Überwiegend drei, manchmal aber auch sechs Wochen dauert der Einsatz der so genannten COBs – Civilians on the Battlefield, also der Zivilisten auf dem Schlachtfeld.

Während der gesamten Zeit sind die Teilnehmer auf dem Truppenübungsgelände kaserniert, dürfen dieses nicht verlassen. Sie unterschreiben kurz vor Beginn ihres Einsatzes, dass für sie täglich "eine 24-Stunden-Bereitschaft" besteht. Folglich sind die COBs im Dauereinsatz rund um die Uhr. Mehrere zehntausend hiesige Arbeitskräfte, so die Recherchen von "Report Mainz", waren in den vergangenen zehn Jahren bei solchen Übungen dabei.

Einige COBs beschreiben im Interview mit "Report Mainz" ihre Einsätze. Diese seien "eine Mischung aus Knast und Bundeswehr" und "echt menschenverachtend" gewesen. "Das Schlimmste waren einfach die Arbeits- und Lebensbedingungen und die Hygiene", erzählte zum Beispiel eine weibliche Teilnehmerin. Ein anderer Teilnehmer bezeichnete den Einsatz als "Sklaventätigkeit" und kritisierte grundsätzlich "eine unmenschliche Behandlung".

Für ihren 24 Stunden Dauereinsatz erhalten die Teilnehmer nach den "Report Mainz" vorliegenden Unterlagen durchschnittlich einen Lohn von 90 Euro am Tag. Auf die Stunde umgerechnet sind das weniger als vier Euro brutto. Diese Entlohnung stuft Arbeitsrechtler Prof. Wedde als sittenwidrig ein.

Die US-Regierung ist der Auftraggeber für das Trainingsprogramm der US-Streitkräfte in Deutschland. Die Streitkräfte wiederum vergeben den Auftrag zur Rekrutierung und Beschäftigung der COBs an eine deutsche GmbH.
02.04.13
Neumarkt: "Ausbeutung pur"
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