"Er wäre stolz..."

Von MdL Albert Füracker


Otto Schedl
Foto:Archiv
Als im Jahr 1957 der vormalige Landrat des Landkreises Neumarkt, der am 10. Dezember 1912 geborene Dr. Otto Schedl, zum Bayerischen Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr ernannt wurde, war der Freistaat laut seiner eigenen Aussage "energiewirtschaftlich in einer Sackgasse". Ohne eigene Kohle und Öl musste Bayern diese für seine Menschen und seine Wirtschaft lebenswichtigen Energieträger importieren. "Wir haben kaum eigene Kohle. Die kam aus Nordrhein-Westfalen. Und keine Häfen für Öl. Das kam schon verarbeitet, aus dem Norden; über Schiene, Straße und Wasser. Das hat viel Geld gekostet. Heute beziehen wir relativ billiges Rohöl aus zwei Pipelines", hat er einmal in einem Interview gesagt.

Während seiner 13jährigen Amtszeit als bayerischer Wirtschaftsminister schaffte es Otto Schedl aber nicht nur, Bayern mit günstiger Energie zu versorgen. Er war auch maßgeblich am "bayerischen Wirtschaftswunder" der späten 50er und 60er Jahre beteiligt, als sich der Freistaat vom Agrar- zum Industrieland wandelte – die Voraussetzung für den Wohlstand, den wir alle heute genießen und für den Bayern in Deutschland, Europa und auf der Welt steht.

Dabei war ihm, dem promovierten Philosophen, Literaturgeschichtler und Journalisten, als Bauernsohn die Beschäftigung mit Wirtschafts- und Finanzpolitik – von 1969 bis 1972 war er auch bayerischer Finanzminister und stellvertretender Ministerpräsident – keineswegs in die Wiege gelegt. Aber nach dem Krieg hieß es "Ärmel hochkrempeln und anpacken", und darin war Otto Schedl unschlagbar. So war er auch maßgeblich am Aufbau der neu gegründeten Jungen Union sowie der CSU in Regensburg, der Oberpfalz und in Niederbayern beteiligt, war dort Geschäftsführer und schließlich kurzzeitig auch in München CSU-Generalsekretär. 1948, im Jahr der Währungsreform, die den Menschen endlich wieder Kaufkraft in die Hand gab, wurde er Landrat des Landkreises Neumarkt und gestaltete hier bei uns die Wirtschaftswunderjahre.

Am 10. Dezember wäre Otto Schedl 100 Jahre alt geworden. Ich bin sicher: Wenn er, der am 8. Juni 1995 verstorben ist, noch heute leben würde, wäre er stolz darauf, wie gut Bayern und der Landkreis Neumarkt dastehen. Aber er würde sich auch intensiv darüber Gedanken machen, wie unsere Energieversorgung der Zukunft aussehen muss. Diese zentrale Frage müssen wir heute Lebenden beantworten.
10.12.12
Neumarkt: "Er wäre stolz..."
Telefon Redaktion


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