"Leben verändert"

NEUMARKT. Die Junge Union lud einen jungen Ägypter nach Neumarkt ein, der die Proteste in Ägyptens Hauptstadt hautnah miterlebte.

"Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist." Mit einer Großkundgebung am 25. Januar 2011 in Kairo nahm die Idee von Freiheit und Demokratie ihren Weg und spülte in wenigen Wochen den ägyptischen Präsident Mubarak aus dem Amt. Der Ägypter Mahmoud El-Refai war eine der treibenden Kräfte der "Revolution der jungen Generation". Derzeit arbeitet El-Refai für Siemens in Erlangen und wird im Januar wieder in seine Heimat zurückkehren.

Der Kreisverband der Jungen Union Neumarkt hatte El-Refai zu einem Vortrag nach Neumarkt eingeladen, um von seinen Erfahrungen und seiner Vision für Ägypten zu berichten. Man bewundere den Mut und den Einsatz der jungen Generation in Ägypten und anderen arabischen Ländern, für Freiheit und Demokratie einzustehen und zu kämpfen, heß es. Mahmoud El-Refai sei ein echtes Vorbild und ein Beispiel dafür, "dass die Freiheit und Gerechtigkeit stärker sind als Unterdrückung und Repressionen", sagte der JU-Kreisvorsitzende Maximilian Federhofer.

"Die Revolution in meiner Heimat riss mich aus meinem gewohnten Alltag und hat mein Leben nachhaltig verändert", sagte der Mahmoud El-Refai. Zur Beginn der Proteste befand sich der junge Ägypter auf einem Auslandsaufenthalt in den USA und erfuhr von Ereignissen in seiner Heimat aus dem Fernsehen. "Mir war sofort klar, dass hier etwas Außergewöhnliches passiert. Mit dem nächsten Flug bin ich zurück nach Kairo und habe noch am Flughafen versucht, die Proteste zu organisieren."

Die Tatsache, dass es gelungen sei, innerhalb weniger Wochen, Mubarak zu stürzen, führt der Ägypter vor allem auf eine Neuformierung der Protestbewegung und die zunehmende Schwäche des Regimes selbst zurück: "Die Bilder von Menschen, die von ihren eigenen Landsleuten mit Wasserwerfern und Knüppeln am Protest gehindert werden sollten, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im Internet. Plötzlich strömten immer mehr Menschen auf den Tahir-Platz und machten ihrem Ärger gegen das autoritäre politische System Luft." El-Refai und seine Mitstreiter richteten innerhalb weniger Tage auf dem zentralen Platz in der Mitte von Kairo einen "Staat im Staat" ein. "Ob Krankenstation, Kindergarten oder Verpflegungsstationen – jeder brachte seine Fähigkeiten ein und steuerte somit zum Gelingen der Aktion bei."

Das Regime reagierte mit Härte, erhöhte den Druck auf die immer größer werdende Menschenmasse, sperrte zeitweise das Internet und versuchte, die Proteste zu stoppen. "Ich spürte, wir lassen uns nicht mehr aufhalten und werden erst weichen, wenn wir unsere Ziele erreicht haben", beschrieb El-Refai die aufgeheizte Stimmung. Ein Ziel hatte die Protestbewegung bereits nach wenigen Wochen erreicht: Der seit 29 Jahren regierende Präsident Husni Mubarak musste sein Amt niederlegen und es schien, als wäre nun der Weg frei für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

"Wir waren jedoch zu naiv. Ein jahrelanges System aus Korruption und Verachtung gegenüber dem eigenen Volk kann man nicht nur mit dem Austausch eines Kopfes bewerkstelligen." Kurz nach dem Sturz des Präsidenten übernahm das Militär die Macht in Ägypten und es schien, als sollte die Demokratie noch lange warten müssen. "Doch wir sind wieder auf die Straße gegangen und haben mit den ersten freien und demokratischen Wahlen ein Etappenziel erreicht." Ägypten ist auch knapp zwei Jahre nach der Revolution noch nicht dort angekommen, wo es Mahmoud El-Refai sich wünscht. "Doch der Anfang ist gemacht und wir werden weiter für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit kämpfen."
18.11.12
Neumarkt: "Leben verändert"
Telefon Redaktion


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