"Fenster" für die Lerchen


Vor der "Blühfläche": BBV-Geschäftsführer Thomas Bayerl, stellvertretender Kreisobmann Michael Gruber, Dr. Grohmann vom LBV, Landwirt Karl Pröll und BBV-Kreisobmann Martin Schmid (v.l.)

NEUMARKT. Im Landkreis Neumarkt haben Landwirte insgesamt rund 913 Hektar Ackerfläche in das KULAP-Programm eingebracht - zur Freude von Biene und Distel.

Zum Beispiel der Landwirt Karl Pröll aus Batzhausen: "Er schafft Lebens- und Rückzugsräume für die Tier- und Pflanzenwelt, erhöht das Nahrungsangebot für Insekten, schafft ökologisch bedeutsame Übergangsbereiche zwischen landwirtschaftlichen Flächen und naturnahen Lebensräumen und steigert nicht zuletzt die Attraktivität der Landschaft auch für die Spaziergänger", sagt der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Martin Schmid.

Pröll nimmt an der Maßnahme "Agrarökologische Ackernutzung" des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) teil, bei der freiwillig Ackerflächen fünf Jahre aus der Produktion genommen werden, "um Artenvielfalt zu produzieren", wie es Schmid nennt.

Und Landwirt Pröll ist nicht der Einzige. Im Landkreis Neumarkt haben Landwirte insgesamt rund 913 Hektar Ackerfläche in das Programm eingebracht. Bayernweit erstrecken sich die Blühflächen mittlerweile auf 20.000 Hektar, weiß Kreisobmann Schmid. Mehr als 95 Prozent der angelegten Blühflächen wurden von konventionellen Landwirten angelegt.

Im Rahmen der agrarökologischen Ackernutzung wird für jede Fläche ein eigenes Konzept erstellt, in dem die geeigneten Pflanzen oder Begrünung sowie die Pflege der Fläche festgelegt wird. "Auf Düngung und Pflanzenschutz muss gemäß dem Konzept verzichtet werden," erklärt stellvertretender Kreisobmann Michael Gruber.

Auch die Imker profitieren von den Blühflächen. "Die gesamte Vegetationsperiode hinweg blühen Pflanzen, die gerade in der trachtenarmen Zeit, wenn Kulturpflanzen bereits verblüht sind, den Bienen als Futterquelle dienen," so Gruber. Die Bienen zu fördern sei ganz im Sinne der Landwirte, ergänzt Karl Pröll, "denn die Bienen geben diesen Einsatz durch ihre Bestäubungsleistung bei Kulturpflanzen mehrfach zurück".

Bei einer Untersuchung einer agrarökologisch stillgelegten Fläche in Unterfranken wurden in fünf Jahren 164 Pflanzenarten und 50 Vogelarten – darunter mehrere Arten der Roten Liste – festgestellt. Auch für das Wild stellen die agrarökologischen Flächen einen wichtigen Rückzugsraum dar. Insbesondere wenn Felder und Wiesen abgeerntet sind, finden Wildtiere in den Blühflächen Deckung und Äsung.

Beim Bauernverband hofft man, dass die Bayerische Staatsregierung weiterhin auf das Konzept der "Freiwilligkeit vor dem Ordnungsrecht" setzt, hieß es. "Wenn wir als Partner etwas für die Artenvielfalt tun können, werden sich immer wieder Landwirte finden, die mitmachen", sagt Geschäftsführer Thomas Bayerl.

Zusätzlich zu seinen Blühflächen hat Karl Pröll noch sogenannte "Lerchenfenster" angelegt. Sie bestechen durch ihre Einfachheit: Der Landwirt hebt bei der Getreidesaat die Sämaschine für einige Meter aus, so dass nicht eingesäte "Lücken" von je etwa 20 Quadratmetern entstehen.

Danach kümmert er sich nicht weiter um diese künstlichen Fehlstellen und behandelt sie wie den restlichen Schlag. Die Feldlerche sucht auf den Fenstern nach Nahrung und nutzt sie als Landebahn, um von dort im dichten Bestand zu brüten. Dieser aktive Beitrag zum Vogelschutz wurde auch von Dr. Grohmann vom LBV anerkennend bewertet.
06.08.10
Neumarkt: "Fenster" für die Lerchen
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