Pillen statt Wadenwickel


Hausmittel werden immer seltener genutzt.
Foto: Techniker Krankenkasse
NEUMARKT. Das Wissen um Hausmittel geht im Landkreis nach und nach verloren, heißt es von den Apothekern aus dem Raum Neumarkt.

Bei einer Erkältung ihres Kindes wenden in Bayern zum Beispiel nur 19 Prozent der Eltern ein Hausmittel wie Wadenwickel an, aber 26 Prozent greifen zu einem Medikament. Je jünger die Eltern, desto seltener nutzen sie Hausmittel. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen infas-Umfrage bei 478 Eltern in Bayern im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

"Bei unkomplizierten Erkrankungen wie einer beginnenden Erkältung oder leichten Kopfschmerzen sollte man nicht vorschnell zur Tablette greifen, sondern zuerst die Selbstheilungskräfte des Körpers stärken", rät daher Apotheker Michael Popp, Pressesprecher der Apotheker im Landkreis Neumarkt.

"Ein Heilpflanzentee, ein Vollbad mit einem passenden Zusatz oder ein Wickel sollten daher öfter das Mittel der ersten Wahl sein", hieß es.

Bei Erkältungen hilft beispielsweise das Gurgeln mit Salbeitee, der vorher zehn Minuten gezogen hat. Das Trinken von Lindenblütentee mildert den Hustenreiz bei Erkrankungen der Atemwege. Eine Schwitzkur mit Lindenblütentee dagegen ist empfehlenswert, wenn die Erkältung gerade akut ist: Kombiniert mit Holunderblüten und Mädesüßblüten lässt der Tee das Fieber einfach ausschwitzen. Wichtig dabei ist aber, dass der Tee abends vor dem Schlafengehen möglichst heiß getrunken wird.

Gegen Halsentzündungen und Schnupfnasen helfen Aufgüsse mit Thymian oder Fenchel. Bewährtes Hausmittel bei Schnupfen ist auch die Nasendusche mit einer Kochsalzlösung.

"Gerade während einer Schwangerschaft sollten Arzneimittel nur angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist", sagt Apotheker Popp. "Auch in diesem Fall können die Apotheker zu Hausmitteln viele Tipps geben. Bei Kopfschmerzen kann ein Spaziergang an der frischen Luft vielleicht das Schmerzmittel ersetzen, leichtere Fälle von Verstopfung können mit ballaststoffreicher Ernährung angegangen werden."

Hausmittel sind aber nicht immer harmlos und auch bei Heilpflanzen gibt es einiges zu beachten: "Die meisten Heilpflanzen sind gut verträglich und haben kaum Nebenwirkungen. Aber es gibt Ausnahmen. Wer sich selbst behandeln möchte, sollte sich daher vorher immer in der Apotheke informieren", so Pressesprecher Popp.

Honig soll zum Beispiel gegen nächtlichen Hustenreiz helfen, ist aber für Babys auch in kleinen Mengen nicht geeignet. Bei der Verarbeitung von Bienenhonig können Bakterien in den Honig gelangen, die ein für Säuglinge gefährliches Gift bilden.

Auch sind schleimlösende Eukalyptusöle für Kleinkinder und Säuglinge nur bedingt geeignet. Für sie gibt es spezielle Präparate.

Dauert ein Schnupfen oder Husten jedoch länger als eine Woche, steigt das Fieber hoch oder fühlt der Patient sich sehr schlecht, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei Kindern unter sechs Jahren ist ein Arztbesuch immer empfehlenswert.
17.02.10
Neumarkt: Pillen statt Wadenwickel
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang