Der "große Frauentag"

Von Dekan Richard Distler

Am 15. August begeht die Hofkirche in Neumarkt mit einer Reihe von anderen Marienkirchen im Landkreis ihren Namenstag "Mariä Himmelfahrt". Dieser hohe Festtag hat auch eine historische Bewandtnis: Als im Jahre 14o7 Pfalzgraph Johann von Neumarkt Katharina von Pommern heiratete, bat sich diese als Hochzeitstag den 15. August aus mit dem Versprechen des Johann , er werde dann,wenn beide die Neumarkter Herrschaft übernehmen, eine Hofkapelle bauen zu Ehren Mariens.

Johann hielt sein Eheversprechen und ließ mit dem stattlichen Heiratsgut der Katharina von 1414 bis 1418 die Hofkirche erbauen. Gleichzeitig war auch die Johanneskirche im Bau,eine ernorme Leistung der damaligen Neumarkter. Um 1700 erfuhr die Hofkirche dann eine Erweiterung durch zwei Seitenschiffe. Im Jahr 2003 fand die letzte Renovierung statt mit einer deutlichen Verbesserung des Altarraums und der Anbringung einer großen Glocke und eines neuen Glockenstuhls. Derzeit steht ab dem 15. September noch die Renovierung der Orgel an.

Wenn die Glocken der Hofkirche am 15. August das Hochfest Mariä Himmelfahrt einläuten, dann ist dieser hohe Feiertag, der auch der "große Frauentag" genannt wird, nicht unbedeutend für den Glauben.

Die Kirche lenkt an diesem Tag, der schon im 4.Jahrhundert als "Tag der Gottesmutter" bezeugt ist, ihren Blick auf Maria in ihrer Herrlichkeit und Vollendung bei Gott. Sie sieht in ihr, ähnlich der Geheimen Offenbarung des Johannes, "die Frau am Himmel", von der Sonne umkleidet und den Mond zu ihren Füßen". Es geht aber bei diesem Fest nicht allein nur um die Verherrlichung Mariens, es geht vielmehr um die ganze Kirche und um jeden Menschen.

Frühschoppen im Pfarrgarten

NEUMARKT. Die Hofpfarrei feiert am Samstag ihre "Kirchweihe" zum Hochfest Mariä Himmelfahrt auch mit einem Weißwurst-Frühschoppen.

Nach dem Festgottesdienst um 9 Uhr, den der Kirchenchor mit einer deutschen Messe und Marienliedern gestaltet und der Messe um 10.30 Uhr, die vom Offenen Frauentreff zum Thema "Maria,die erfüllte Frau" und von einer kleinen Rhythmus-Band gestaltet wird, findet im Pfarrgarten ein Weißwurst-Frühschoppen im Pfarrgarten statt.

Die gesamte Bevölkerung ist willkommen. Um 17 Uhr wird eine feierliche Marienvesper gesungen.
Denn das Dogma vom 15. August besagt: Alles, was wir, ähnlich wie Maria, mit Leib und Seele, mit Herz und Verstand und mit Liebe und Hingabe für Gott und die Menschen tun: Nichts davon geht verloren, nichts davon ist sinnlos: Alles hat Ewigkeitswert und alles wird aufgehoben im Himmel. Maria ist deshalb so etwas wie der Archetyp und das Urbild der Kirche. Sie ist ein Zeichen der Hoffnung für jeden Menschen.

Warum ein Zeichen der Hoffnung? Papst Pius XII. hat dieses Dogma vom 15. August von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel im Jahr 1950 erlassen, also ein paar Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Im Blick auf diesen fürchterliche Krieg mit seinen etwa 55 Millionen Toten, wo anscheinend ein Menschenleben nichts mehr wert war, besagt nun das Dogma: Jeder Mensch hat Ewigkeitswert. Kein Mensch darf sinnlos verheizt werden wie zum Beispiel in der Maschinerie eines Krieges. Jeder Mensch hat eine ewige Würde, jeder ist einmalig und kostbar in den Augen Gottes. Jeder Mensch hat eine unsterbliche Seele und diese ist reserviert für die Vollendung bei Gott.

Diesen Gedanken verfolgt auch Pius XII., wenn er am Schluß des Dogmas sagt, es sei erlassen zur Verherrlichung der Gottesmutter und zur Freude des ganzen Menschengeschlechts. Gewiß wurde dieser Glaubenssatz erst 1950 offiziell ausgesprochen, aber über 1500 Jahre hat die Kirche an diesem Geheimnis Mariens als Zeichen der Hoffnung für die ganze Menschheit schon zuvor festgehalten.

Die Dogmen des Glaubens sind keine starren oder gar menschfeindlichen Sätze, wie manchmal behauptet wird, Sätze, an die angeblich der moderne Mensch nicht mehr glauben könne. Im Gegenteil. Die Dogmen stehen in einer lebendigen Glaubensentwicklung, in die die Lebenserfahrungen vieler Menschen und die Glaubenserfahrungen der ganzen Kirche eingeschlossen werden, bis sie dann eines Tages, auch durch einen zeitgeschichtlichen Anstoß "spruchreif" werden wie eben im Jahr 1950. Gerade die großartige Perspektive: Hoffnung auf das, was dem Menschen über den Tod hinaus blüht, kann auch für den heutigen Menschen ein Grund großer Freude und Zuversicht sein.

Deshalb lädt die Kirche jeden ein, diesen Festtag bewußt mitzufeiern, weil er letztlich jeden persönlich angeht und allen gehört.
13.08.09
Neumarkt: Der "große Frauentag"
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