Neue Ziele


Die Pfleiderer-Firmenzentrale in Neumarkt.
Foto: Pfleiderer AG
NEUMARKT. Nach einer Umsatz- und Ergebniswarnung Ende Juli (wir berichteten) strebt die Pfleiderer AG jetzt einen Umsatz von 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro an.

Das Neumarkter Unternehmen steigerte den Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2008 um 3,5 Prozent auf 916,9 Millionen Euro (H1/2007: 886). Wachstumstreiber waren die Regionen Westeuropa und Osteuropa, Nordamerika musste insbesondere durch die Werksstilllegung La Baie in Kanada sowie Wechselkurse eine rückläufige Entwicklung hinnehmen. Aufgrund dieser beiden Effekte wurden im Konzern Umsatzeinbußen von insgesamt 33,5 Millionen Euro verzeichnet. Insgesamt legte der Auslandsanteil am Umsatz im Pfleiderer-Konzern von 70,4 Prozent auf 71,9 Prozent zu.

"Auch der Pfleiderer-Konzern konnte sich den zunehmend schwierigeren konjunkturellen Rahmenbedingungen und den Belastungen aus dem schwachen US-Dollar nicht entziehen. Die von uns eingeleiteten und umfassenden Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz haben jedoch zum Beispiel in Osteuropa bereits Früchte getragen. Schritt für Schritt arbeiten wir unsere Hausaufgaben ab, wir sind überzeugt, aus dieser schwierigen Marktphase gestärkt hervorzugehen", kommentiert Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, die aktuelle Geschäftsentwicklung.

Das Konzernergebnis vor Zinsen, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte mit 119,5 Millionen Euro annähernd das Vorjahresniveau (H1/2007: 121,0 Millionen Euro). Die EBITDA-Marge liegt bei weiterhin guten 13,0 Prozent (Vorjahresperiode: 13,7 Prozent). Steigende Rohstoffpreise und zum Teil eingeschränkte Spielräume für Preisanpassungen belasteten dabei das Ergebnis. Im EBIT wirken außerdem Aufwendungen für die Stilllegung des MDFWerkes von La Baie in Kanada in Höhe von 9,8 Millionen Euro (wir berichteten). Wechselkurse hatten zudem einen Negativeffekt von 1,5 Millionen Euro. Insgesamt erreichte das EBIT daher nur 54,8 Millionen Euro nach 70,5 Millionen Euro im Vorjahr.

Das Finanzergebnis beläuft sich auf -31,8 Millionen Euro im aktuellen Berichtshalbjahr nach -22,5 Millionen Euro in der Vorperiode. Ausschlaggebend waren hierfür im Wesentlichen stichtagsbezogene Bewertungen von Fremdwährungspositionen und Devisentermingeschäften mit insgesamt -5,6 Millionen Euro sowie Zinssicherungsgeschäften mit -2,4 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn aus den fortzuführenden Aktivitäten sank im Berichtszeitraum von 48,1 Millionen Euro auf 22,9 Millionen Euro. Nach Ergebnisanteilen anderer Gesellschafter und der Hybridkapitalgeber verblieb den Pfleiderer-Aktionären ein Ergebnisanteil von 5,3 Millionen Euro. Das ergibt ein Ergebnis je Aktie von 10 Eurocent gegenüber 43 Eurocent im Vorjahreszeitraum. Ohne die Werksverlagerung La Baie hätte das Ergebnis je Aktie bei 24 Eurocent gelegen.

In Westeuropa wurde in einem rauer werdenden Marktumfeld der Umsatz um 5,0 Prozent auf 516,0 Millionen Euro verbessert. Ein Teil dieses Wachstums entfiel auf die erstmalige Einbeziehung des zum 1. März 2007 erworbenen Laminatfußboden-Herstellers Pergo im vollständigen Halbjahr. Im Verlauf des Berichtszeitraums wurde es bei Rohspan- und MDFPlatten schwierig, Preisanpassungen durchzuführen. Bei beschichteten Produkten wurden jedoch selektiv Preise angehoben. Aufgrund kontinuierlicher Fertigungsoptimierung konnte die Kostensituation weiter verbessert werden.

Das EBITDA wurde daher um 19,5 Prozent auf 89,0 Millionen Euro erhöht, die EBITDA-Marge stieg um zwei Prozentpunkte auf 17,2 Prozent. Die konjunkturelle Abkühlung in Europa wird die Möglichkeit, Preise nach oben anzupassen, weiter einengen. Trotzdem geht die Pfleiderer AG für den westeuropäischen Raum aufgrund des Produktprogramms, der kontinuierlichen Fertigungsoptimierung und des straffen Kostenmanagements von einer sehr stabilen Ertragslage für den Rest des Jahres aus.

In Osteuropa konnte der Halbjahresumsatz um 11,2 Prozent auf 206,0 Millionen Euro gesteigert werden. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem das neue MDF-Werk in Grajewo, Wechselkurseffekte sowie der sehr gute Spanplattenabsatz in Russland. Belastend haben sich dagegen erneut die schlechte Nachfrage unserer Kunden in Polen und der starke Zloty ausgewirkt. Die Preise für Span- und MDF-Platten sind aufgrund gestiegener Kapazitäten in der Region unter Druck geraten. Dieser Faktor sowie stark gestiegene Rohstoffkosten führten dazu, dass das EBITDA in der Region gegenüber der Vergleichsperiode von 34,3 Millionen Euro auf 28,2 Millionen Euro zurückging. Die EBITDA-Marge lag entsprechend bei 13,7 Prozent, nach zuvor 18,5 Prozent. Die EBITDA-Marge hat sich in der Region allerdings aufgrund des im ersten Quartal eingeleiteten Kostensenkungsprogramms im 2. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozentpunkte verbessert.

Für Polen kann auch für die verbleibenden Monate des Jahres von einer intensiven Wettbewerbssituation ausgegangen werden, der die Pfleiderer AG durch zusätzliche Kostensenkungsmaßnahmen begegnet. In Russland dürfte dagegen die gute Nachfragesituation anhalten. Gleichzeitig wird hier die Margenqualität durch einen steigenden Anteil höherwertiger Produkte weiter verbessert. Dazu wird auch die Inbetriebnahme der dritten Beschichtungspresse in Russland im August 2008 beitragen.

Die Finanzmarktkrise hat das Pfleiderer-Geschäft in Nordamerika negativ beeinflusst. Der Umsatz in der Region ging im ersten Halbjahr um 4,8 Prozent auf 210,4 Millionen Euro zurück. Zum einen wirkten sich negative Wechselkurseffekte im Dollar auf den Umsatz in einem Umfang von 22,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr aus. Zum anderen fehlten durch die Werksschließung La Baie 19,9 Millionen Euro Umsatz.

Positiv hat die Unternehmenstochter Pergo beigetragen. In lokaler Währung, bereinigt um die Effekte La Baie und Pergo, ist der Umsatz um 5,5 Prozent gestiegen. Damit konnten die Marktanteile in allen Bereichen deutlich ausgebaut werden. Die Ertragsseite des Nordamerikageschäftes ist derzeit unbefriedigend. Die in 2007 eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen wurden erfolgreich umgesetzt, konnten jedoch die gestiegenen Rohstoffpreise und zum Teil fallende Verkaufspreise nicht vollständig kompensieren. Das EBITDA ging daher von 16,3 Millionen auf 10,0 Millionen Euro zurück. Darin sind 1,5 Millionen Euro Restrukturierungskosten für die Werksverlagerung La Baie enthalten. Auf EBIT-Ebene waren für die Verlagerung weitere 8,3 Millionen Euro an Abschreibungen auf das Anlagevermögen erforderlich.

Auf die schwierige Marktlage in Nordamerika reagiert die Pfleiderer AG mit der Werksverlagerung von La Baie an den neuen Produktionsstandort Moncure in North Carolina (USA). Mit deutlich niedrigeren Holzpreisen, erheblich geringeren Transportkosten und einer integrierten Fertigung von Spanplatten und HDF wird die Kostenführerschaft in der Region angestrebt, die die Profitabilität in Nordamerika deutlich steigern wird. Der Start der neuen Produktionslinie für HDF ist für das dritte Quartal 2009 geplant. Damit stehen diese Kapazitäten rechtzeitig für den allgemein zum Ende der zweiten Jahreshälfte 2009 erwarteten Marktumschwung zur Verfügung.

Die Bilanzsumme stieg aufgrund der Begebung eines Schuldscheines im Umfang von 165,0 Millionen Euro um 6,1 Prozent auf 2.037,8 Millionen Euro. Mit der Platzierung erreicht die Gesellschaft eine Optimierung der Struktur ihrer Finanzverbindlichkeiten durch eine Laufzeitverlängerung. Stichtagsbedingt konnte er jedoch nur teilweise zur Ablösung kurzfristiger Finanzverbindlichkeiten verwendet werden. Die Nettoverschuldung stieg um 56,3 Millionen Euro auf 674,5 Millionen Euro. Der Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) lag zum 30. Juni 2008 bei 87,3 Prozent nach 77,2 Prozent Ende 2007. Das Eigenkapital ging aufgrund von Dividendenzahlungen leicht zurück, was sich angesichts der gestiegenen Bilanzsumme in einer ebenfalls rückläufigen Eigenkapitalquote von 37,9 Prozent nach zuvor 41,7 Prozent niederschlug. Diese Entwicklung wird sich im nächsten Quartal wieder umkehren, da die liquiden Mittel aus dem Schuldschein zu einem weiteren Abbau der Verschuldung herangezogen werden und damit die Bilanz wieder verkürzt wird.

Für das zweite Halbjahr 2008 geht die Pfleiderer AG davon aus, dass die realwirtschaftlichen Folgen der anhaltenden Finanzmarktkrise das Geschäft beeinträchtigen könnten. Die Pfleiderer AG sieht daher zum heutigen Zeitpunkt nur noch eingeschränkt Chancen, die Rohstoffkostensteigerungen in notwendigem Umfang zeitnah weitergeben zu können. Die Erreichung der im Vorjahr gesteckten Ziele beim Umsatz von zwei Milliarden Euro und einer EBITDA-Marge von 15 Prozent wird operativ für das Jahr 2008 nicht vollumfänglich erreicht. Die Gesellschaft geht heute von einem Umsatz zwischen 1,8 und 1,9 Milliarden Euro aus. Aus heutiger Sicht wird damit gerechnet, das EBITDA des Jahres 2007 übertreffen zu können.
11.08.08
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