"Leiharbeit boomt"

NEUMARKT. Leiharbeit droht nach Befürchtung des DGB immer mehr reguläre Beschäftigung in Neumarkt zu verdrängen.

720 Menschen waren Mitte letzten Jahres nach einer aktuellen Auswertung des DGB in Neumarkt als Leiharbeiter beschäftigt. Damit ist allein in der Zeit von Juni 2003 bis Juni 2007 die Zahl der als Leiharbeiter beschäftigten Menschen um rund 400 oder 124 Prozent gestiegen.

Die Leiharbeit ist auch im Konjunkturaufschwung rasant gestiegen und ersetzt in vielen Fällen reguläre Beschäftigung. Während die Leiharbeit sich verdoppelt ist die sozialversicherte Beschäftigung nur um 2,7 Prozent gestiegen. In immer mehr Einsatzbetrieben stellen Leiharbeitskräfte Sechstel bis ein Viertel der Beschäftigten. "Die Unternehmen wälzen damit die Risiken zunehmend auf die Beschäftigten und auf die Sozialversicherung ab", sagte DGB-Regionsvorsitzender Willi Dürr.

Leiharbeit werde zunehmend missbraucht, um Menschen zu Niedriglöhnen deutlich unterhalb der Entgelte der Stammbelegschaften der Einsatzbetriebe zu beschäftigen. Jeder achte Leiharbeiter ist auf ergänzende Leistungen nach Hartz IV angewiesen. "Leiharbeiter leben oftmals in Angst vor Kündigung und müssen sich ständig auf neue Anforderungen in wechselnden Unternehmen einstellen; die gesundheitlichen Belastungen sind hoch, deswegen wird die niedrige Bezahlung erst recht als ungerecht angesehen", sagte Willi Dürr. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Betrieben dürfe es aber nicht geben.

Arbeitnehmerüberlassung ist nur selten eine "Brücke" in den ersten Arbeitsmarkt. Nach einer Studie des Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit werden nur etwa 15 Prozent der verliehenen Arbeitskräfte in den Entleihbetrieben übernommen. Häufig werden die Arbeitskräfte nach Auslaufen der Überlassungszeit wieder entlassen und müssen sich erneut arbeitslos melden. Mehr als 50 Prozent der Arbeitsverhältnisse von Leiharbeitern sind kürzer als drei Monate.

Dürr kritisierte auch die örtliche Arbeitsagentur, die Arbeitslose zunehmend und bevorzugt in Leiharbeitsverhältnisse vermittele. Dies sei jedoch häufig kurzsichtig. Wegen der Kürze der Beschäftigung habe man doppelte Arbeit. Auch die Agentur Regensburg behandele Verleiher als "Premiumkunden" und zahle an sie häufiger Lohnkostenzuschüsse als an andere reguläre Unternehmen.

Nach Beobachtungen des DGB ist der Anstieg von Leiharbeit vor allem im produzierenden Gewerbe festzustellen, während die Arbeitnehmerüberlassung im Dienstleistungsbereich relativ selten ist. Die tatsächliche Bedeutung der Leiharbeit sei jedoch weit höher, weil sich wegen der meistens kurzen Beschäftigungsverhältnisse die Beschäftigtenzahl in diesem Sektor innerhalb eines Jahres nahezu zweimal umschlägt.
06.03.08
Neumarkt: "Leiharbeit boomt"
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