Das Opfer war zuvor ein Mann


Opfer und Nebenklägerin Nefertiri S. zusammen mit ihrem
Rechtsbeistand Dr. Alois Kölbl vor dem Sitzungssaal des Land-
gerichts.
Foto: Erich Zwick
NEUMARKT. Er (43) war bei einer christlichen Hilfseinrichtung in Neumarkt als Hilfsarbeiter beschäftigt - dort lernte er "Sie" oder besser "Ihn" (27) kennen, der bzw. die ihn wegen Vergewaltigung in drei tatmehrheitlichen Fällen und anderen körperlicher Misshandlungen sowie unerlaubten Führens einer Schusswaffe auf die Anklagebank brachte. "Sie" war nämlich bis zu Operationen im Juni/September 2006 ein Mann mit dem Vornamen Thomas - jetzt ist sie eine Frau und nennt sich Nefertiri.

Zunächst hatte alles als "gute Bekanntschaft" begonnen. Der angeklagte Heribert und Nefertiri freundeten sich an, und sie überließ ihm Schlüssel zu dem von ihr bewohnten Appartement in Neumarkt, wo es auch zu "einvernehmlichen Sexualkontakten" kam.

Mitte Oktober 2006 muss der Angeklagte ausgerastet sein. Er drückte seiner Bekannten mit dem Daumen derart stark in den Kehlkopf, dass diese keine Luft mehr bekam. Dazu erzählte er ihr, dass er als 16-Jähriger einer jungen tschechischen oder polnischen Prostituierten die Kehle durchschnitt.

Einen Monat, nachdem Nefertiri die Todesängste weggesteckt hatte, soll es zu noch brutaleren Übergriffen gekommen sein, die mit mehrfachen Vergewaltigungen endeten. Am 2. Dezember 2006 - so wird dem Angeklagten zur Last gelegt - soll es mittags und abends erneut gegen den Willen der Geschädigten zu Intimitäten gekommen sein: einmal hielt er sie mit den Händen fest, damit sie ihm nicht entkommen konnte; das zweite Mal biss er sie in den Hals, wobei sie ein acht mal sechs Zentimeter großes Hämatom an der Halsvorderseite erlitt, und fügte ihr weitere Verletzungen im Intimbereich zu.

Bei seiner Festnahme am Tag darauf vor der Wohnung seines Opfers hatte der Angeklagte eine Schreckschusspistole bei sich, für die er keinen Waffenschein besitzt.

Der Beschuldigte, der zuletzt im Neumarkter Süden wohnte, räumte ein, nur einmal gegen den Willen seines Opfers dieses sich gefügig gemacht zu haben. Für die Verletzungen komme er nicht in Frage - diese hätte sich seine Bekannte bei ihrer Arbeit als Prostituierte in einschlägigen Nürnberger Clubs zugezogen.

Um seinen Mandanten, der sich als Analphabet ausgibt, zu entlasten, hat dessen Pflichtverteidiger Lothar Schmauß eine Reihe von Zeugen aufgeboten, die beim nächsten Termin, am 29. August, gehört werden sollen.

Im Jahre 1986 wurde der damals 22-Jährige wegen eines gemeinschaftlich begangen Verbrechens der versuchten Vergewaltigung schon einmal zu zwei Jahren und neun Monaten Freiheitsentzug verurteilt.
Erich Zwick
21.08.07
Neumarkt: Das Opfer war zuvor ein Mann
Telefon Redaktion


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