Gedanken zum Osterfest

von Pfarrer Peter Loos

Der schönste Gottesdienst im Jahr ist für mich die Feier der Osternacht. In der Frühe des Ostermorgens, wenn es noch finster ist, ziehen wir mit der brennenden Osterkerze in die dunkle Kirche ein und singen: "Christus ist das Licht - Gott sei ewig Dank". Von der Osterkerze werden dann die vielen Kerzen angezündet, welche die Gemeindeglieder vor sich haben. Das Licht vertreibt die Finsternis - Gott hat Jesus Christus aus dem Machtbereich des Todes herausgeholt und er wird uns dadurch auch nicht im Dunkel des Todes lassen. Die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens wird dadurch sichtbar.

Freilich muß das erst in unseren Alltag mit seinen ganz anderen Erfahrungen hineinbuchstabiert werden.

Auch in diesen Tagen geht der Streit darüber weiter, ob der Einsatz deutscher Tornados am Hindukusch als völkerrechtswidrig eingestuft werden muß oder nicht. Die Debatte über den Abwehrschirm der Regierung Bush schürt die Angst um einen neuen Rüstungswettlauf. Viele fragen sich: Dürfen wir denen noch Glauben schenken, die vorgeben, daß sie den Frieden sichern.

Christen sind Protestleute gegen den Tod, so hat es der evangelische Theologe J.Chr. Blumhardt einmal formuliert. Wenn wir auch oft genug machtlos sind, wo das Wettrüsten aus wirtschaftlichem Kalkül die Todesmaschinerie anheizt, so können wir doch in unserer Umgebung sehr viel gegen den Tod protestieren. Protestleute gegen den Tod sind wir, wenn wir nicht bequem wegschauen, wo Kinder mißhandelt werden, wo Familien durch immer mehr Sonntagsarbeit zerstört werden, wo im Bereich der Pflege behinderter und alter Menschen immer mehr gekürzt und damit die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird.

Frohe Ostern, das haben wir in den letzten Tagen schon öfter gehört und werden es sicher noch ein paar Mal hören. Wenn wir uns nur ein paar schöne Feiertage wünschen, dann können wir das Wort Ostern getrost weglassen. Ostern hat nichts mit Frühlingserwachen, Eiern und Schokoladehasen zu tun. Christen feiern Ostern, weil Gott durch die Auferweckung Jesu unserem Leben eine große Hoffnung gegeben hat. Diese Hoffnung nimmt meinem Leben die Angst, zu kurz zu kommen. Diese Hoffnung befähigt mich dort gegen den Tod zu protestieren, wo andere wegschauen oder einfach in Masse mitschwimmen.

Ich wünsche ihnen, daß die revolutionäre Wende, die an Ostern geschehen ist, auch in die Dunkelheiten ihres Lebens hineinleuchtet und sie dadurch neue Hoffnung bekommen.
07.04.07
Neumarkt: Gedanken zum Osterfest
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