"Ausbeutung pur!"

Zum Thema " Verkaufsoffene Sonntage"

Es ist schon erstaunlich mit welchen sogenannten Argumenten den Menschen wieder einmal eine völlig überflüssige Verschlechterung ihrer Lebensqualität angepriesen wird. Dabei erstaunt es mich immer wieder zu welchen Einsichten und Erkenntnissen sich da manche unserer Mitmenschen hinreißen lassen.

Sehr wohl habe ich Verständnis für Änderungen von Gewohnheiten und auch für unumgängliche Änderungen bei Arbeitszeit und Entlohnung, bei Einschnitten im sozialen Netz, wenn es denn gar nicht anders mehr geht. Völlig an den Realitäten vorbei jedoch gehen die Bestrebungen, hier zu Lande einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag einzuführen, bzw. den völligen Wegfall von Ladenöffnungszeiten zu propagieren, wie dies der FDP-Kreisvorsitzende, Herr Kriegeskorte tut.

Wo, bitte, leben sie denn, Herr Kriegeskorte? Es sind doch nur ganz wenige, denen die 4-Tage-Woche möglich ist. Es sind jedoch viel mehr, denen die 7-Tage-Woche in Form von Freizeit, weil arbeitslos, aufgezwungen wird! Es gibt nicht mehr so viele Menschen, die so viel verdienen, dass sie in den bisher bekannten Ladenöffnungszeiten nicht ihr Geld unter die Leute bringen können. Hinzu kommt, dass diejenigen, die das entsprechende Einkommen haben, meist auch das alles ihr Eigen nennen können, was sie brauchen. Sie konsumieren also nicht mehr, weil unnötig, sie sparen ihr Geld lieber.

Den Funktionärsfamilien, wie viele davon gibt es eigentlich in den Reihen der ArbeitnehmerInnen, sind wohl öfter in den Reihen der Arbeitgeber zu finden, zumindest nimmt man sie in dieser vermuteten Häufigkeit in der Öffentlichkeit wahr. Wenn sie an die Sonn- und Feiertagszuschläge erinnern, die von den Gewerkschaften, Gott sei es gedankt, für die ArbeitnehmerInnen einst erkämpft wurden, als Hilfsargument in die Diskussion einbringen, stellt sich mir die Frage: Wissen sie eigentlich, was eine Einzelhandelsfrau oder -mann denn verdienen?

Bei solch bescheidenen Einkommen auch noch die Mehrbelastungen für zusätzliche Fahrten von und zur Arbeit zu erbringen grenzt allein schon an Ausbeutung. Nicht zu vergessen: Wo bleiben denn bitte die hehren Worte von der Familie, die Sonntagsreden pro Kinder usw. Sie bleiben wie gewohnt auf der Schlachtbank des brutalst möglichen Kapitalismus liegen. Solch einem Wahnsinn, der im übrigen erst vor etwa 10 Jahren vom Einzelhandel selbst zurückgestutzt wurde, weil unrentabel, das Wort zu reden, zeugt von völliger Unkenntnis der wirklichen Lage oder aber von purem Opportunismus, von dem ja die meisten FDP-Funktionäre mehr als genug haben.

Mir jedenfalls sind nur ganz wenige Leute bekannt, die es für notwendig erachten, die Läden noch länger als dies schon der Fall ist, offen zu halten. Nur unter den Geschäftsleuten sind einige immer noch so unvernünftig und dem Irrglauben verfallen, dass längere Öffnungszeiten auch mehr Umsatz bedeuten.

Woher soll denn dies alles kommen, bei sinkenden Einkommen, bei immer mehr Belastungen der normalen Verdienste durch höhere Renten-, Krankenkassen-, Pflegeversicherungsbeiträgen, höheren Steuern, Abgaben und Gebühren? Mir bleibt nur zu hoffen, dass die Vernunft siegt, denn mehr verkaufsoffene Sonntage machen weder Sinn noch bringen sie irgend jemandem mehr Umsatz und Gewinn, allein die Kosten steigen weiter.

Auch den völligen Wegfall der Ladenöffnungszeiten muss jeder vernünftig denkende Mensch ablehnen. Öffnungszeiten von Montag bis Samstag durchgehend von 8.00 Uhr bis 20.00 Uhr sind unerträglich und auch unsozial. Die Betroffenen müssen nur öfters zu ganz bestimmten, umsatzstarken Zeiten arbeiten, auf die Familien und Kinder nimmt dabei leider niemand Rücksicht.

Selbst wenn der Wunsch von Herrn Kriegeskorte, die Nichtbeachtung von Mitgliedern der SPD und meiner Gewerkschaft VERDI durch die Beschäftigten und den Kunden Wirklichkeit würde, ändert dies nichts daran: Das grenzt an Sklaverei und ist Ausbeutung pur!

Wir, das sind die Mitglieder von VERDI und auch größtenteils der SPD, werden immer für die Interessen der kleinen Leute kämpfen, dazu zählen eben auch die Bediensteten im Einzelhandel. Sie, Herr Kriegeskorte, stehen wie auch ihre FDP auf der Seite derer, denen das Wohlergehen der übergroßen Mehrheit der Menschen in unserem Lande völlig am Arsch vorbei geht. Sie sehen nur ihre eigenen Interessen und derer, denen sie sich als FDP verbunden fühlen.
31.03.06
Karl-Heinz Brandenburger
Neumarkt
Neumarkt: "Ausbeutung pur!"
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