Die barocke Münsterkrippe zeigt eine sehr seltene Szene
Foto: Josef Wittmann
NEUMARKT. Die barocke Münsterkrippe von St. Johannes in Neumarkt zeigt ab sofort eine Szene, die in Jahreskrippen sehr selten vorkommt.
Sie ist im aktuellen Lesejahr am 25.Juli am Gedenktag des Apostels Jakobus zu hören.
Die dargestellte Bibelszene aus dem Matthäusevangelium war den Jüngern Jesu im Nachhinein vielleicht ein wenig peinlich...
Es geht um das „Herrschen und Dienen“.
Der Evangelist schreibt: In jener Zeit kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen (Anmerkung: den Aposteln Jakobus und Johannes) zu Jesus und fiel vor ihm nieder, um ihn um etwas zu bitten... "Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen“. Jesus antwortete, dass das nicht er, sondern sein Vater im Himmel zu entscheiden habe. Die übrigen Jünger Jesu ärgern sich über das Ansinnen der beiden und ihrer Mutter. Aber auch sie hatten untereinander schon besprochen, wer der Größte über ihnen sei.
Deshalb weist Jesus die Neidischen mit seiner Rede über das „Herrschen und Dienen“ zurecht: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll eurer Sklave sein“.
Das klingt nur vordergründig nach einer populistischen Parole, denn Jesus fordert nicht „America first“ sondern die Nächstenliebe, gewiss auch für Flüchtlinge. Die Vorstellung steht aber auch deshalb auf dem Juli-Spielplan, weil seit dem 8 Jahrhundert am 25. Juli der Jakobustag gefeiert wird.
Wer um die Ecke der Krippe schaut, sieht dort im Hintergrund übrigens die Gottesmutter die Krippenbühne betreten. Sie wurde in den letzten Wochen vom Schneiderteam um Elisbeth Herbert mit einem neuen Mantel und einem schönen Schleier herausgeputzt. Und das Tüpfelchen auf dem „i“ ist die von Katja Herbert von Hand fein geklöppelte Metallspitze an ihrem Mantel. Die wird man in den Krippenszenen der nächsten Monate dann aus der Nähe bewundern können.
Damit entspricht Marias Outfit nun noch mehr den barocken Vorstellungen, denn als Gottesmutter war der beste Fürstinnenornat für die Gottesmutter gerade gut genug. Er stand ihr zu - ungeachtet der Armut im Stall von Bethlehem.
Die barocke Münsterkrippe von St. Johannes geht auf die frühen Jahre der jesuitischen Gegenreformation im Neumarkt des 17. Jahrhunderts zurück. Bemerkenswert ist, dass die wiederhergestellten Figruen im vorderen Bereich des Neumarkter Münsters Szenen wie diese zeigen. Das komme der Intention der Jesuiten nahe, die Krippen in die Verkündigung einbezogen, um das heilige Geschehen mit allen Sinnen hören, sehen und miterleben zu können, hieß es.