Die Zahl der Erkältungen steigt zum Ende des Winters an. Aber viele Krankentage gehen auch auf
das Konto von Stress und hoher Belastung im Job, so die IG Bau
NEUMARKT. Grippe zum Winterende, Rückenbeschwerden, Unfall am Arbeitsplatz: Im Landkreis Neumarkt waren Beschäftigte im vorletzten Jahr durchschnittlich 16 Tage lang krankgeschrieben.
Das geht nach Angaben der Bau-Gewerkschaft aus der Statistik der
Betriebskrankenkassen (BKK) hervor. Der Krankenstand – also der
durchschnittliche Anteil der Krankgeschriebenen pro Tag – lag hier zuletzt bei
4,3 Prozent. Damit liegt der Landkreis unter dem bundesweiten Schnitt von
4,9 Prozent.
Nach Einschätzung der IG Bau geht ein wachsender Teil der Krankmeldungen auf
eine höhere Arbeitsbelastung zurück. „Die gute Konjunktur und fehlende Fachkräfte
sorgen dafür, dass Überstunden immer häufiger zum Normalfall werden. Doch
Termindruck und Stress machen auf Dauer krank“, sagt Christian Lang von der IG
Bau Oberpfalz. Wer ohnehin am Limit arbeite, der sei auch anfälliger etwa für eine
Erkältung.
Gerade im Baugewerbe sei die Arbeitsbelastung wegen der vielen Aufträge derzeit
enorm. Und in der Reinigungsbranche sei es gang und gäbe, dass Beschäftigte
regelrecht „im Wettkampf gegen die Uhr putzen müssen“, sagte Lang.
Hinzu komme:
Dort, wo der Arbeitsdruck hoch ist, gehen nach Beobachtung der Gewerkschaft viele
Beschäftigte auch dann zur Arbeit, wenn sie krank sind. In einer aktuellen
Untersuchung des DGB gaben bundesweit zwei Drittel der Befragten an, trotz
Krankheit gearbeitet zu haben.
Mit Sorge beobachtet die IG Bau außerdem die Zunahme von Fehltagen wegen
psychischer Erkrankungen. „Wer etwa unter Depressionen oder Alkoholsucht leidet,
der fällt oft gleich für mehrere Wochen aus“, sagte Lang. Um solche Krankheiten zu
erkennen, sei ein offenes und kollegiales Miteinander im Betrieb unverzichtbar.
Dies
dürfe nicht dem Arbeitsdruck geopfert werden. Wichtig sei hier insbesondere die
Arbeit der Betriebsräte. „In Unternehmen, die eine Arbeitnehmervertretung haben,
sind die Beschäftigten zufriedener und seltener krank“, so Lang.
Nach BKK-Angaben fehlten Beschäftigte in Bayern 2017 durchschnittlich an
15,9 Tagen wegen Krankheit im Job. Vier Jahre zuvor waren es noch 14,5 Tage.
Bundesweit lag die Arbeitsunfähigkeit im Schnitt bei zuletzt 17,7 Tagen pro Jahr.