"Naturdenkmal in Gefahr"


Die Sandgrasheide in Mühlhausen ist nach Angaben des Bundes Naturschutz ein durchaus schützenswerter Lebensraum

NEUMARKT. Die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz sorgt sich um das Naturdenkmal „Sandgrasheide Breitenloh“ in Mühlhausen und das Landschaftsschutzgebiet „Sulzbürg mit Schlüpfelberg“.

Für beide geschützten Areale sind Anträge von der Gemeinde Mühlhausen gestellt worden, um die Abgrenzungen zu verändern, hieß es. Dem Naturdenkmal soll eine Fläche entnommen werden, damit im direkten Anschluss ein Wohngebiet ausgewiesen werden kann. Um dieses Wohngebiet zu realisieren, müsste ein kleiner Wald am nördlichen Ortsausgang vollständig gerodet werden, und zehn wertvolle geschützte Waldameisenkolonien würden ihren Lebensraum verlieren.

Auf dem zukünftigen Baugebiet wurde außerdem ganz aktuell das Vorkommen des Aufrechten Fingerkrauts (Potentilla recta) festgestellt, heißt es in einer Stellungnahme des Bundes Naturschutz. Diese selten gewordene Pflanze gehört in Bayern zu den Rote Liste-Arten.


Als Ausgleich biete die Gemeinde einen Feldweg neben dem Naturdenkmal an, von dem die Humusschicht entfernt werden soll. Die Naturschützer lehnen dieses Vorhaben mit aller Entschiedenheit ab.

Die Sandgrasheiden gehören zu den in der FFH-Richtlinie aufgeführten Biotoptypen. Sie haben sich über Jahrhunderte entwickelt und sind Lebensraum für Silbergras oder Sandgrasnelke, Bergsandglöckchen oder Schaf-Schwingel, für zahlreiche seltene Moose und Flechten und auch für besondere Insekten und Schmetterlinge. Das Naturdenkmal habe einen direkten Bezug zum LDM-Kanal, weil einige Libellenarten ihre Eier im lockeren Sandboden ablegen.

Bei den vorhandenen Schwingelgräsern handele es sich um eine Kleinart des Schafschwingels (Festuca guestfalica). Nur im nördlichen und stärker besonnten Teil komme noch in wenigen Exemplaren auch der Raublättrige Schwingel (Festuca brevipila) vor. Beide Gräser seien Arten der Sandgrasheiden und würden auf einen noch recht guten Zustand des Naturdenkmals hinweisen.

Die überregionale Bedeutung sei auch daran zu ermessen, dass sogar im Planfeststellungsbeschluss zum Neubau der B 299 die neue Trasse so gewählt wurde, dass der Verkehr vom geschützten Areal „abgerückt“ wurde, um negative Beeinträchtigungen zukünftig auszuschließen, heißt es in der Stellungnahme. Für das Überleben "dieses in der Oberpfalz einmaligen Biotops" sei auch der Erhalt der Randvegetation entscheidend: Zwergstrauchgebüsche, Geißklee- und Ginsterbüsche sowie der Kiefernwald würden mit dem offenen Sandrasen eine enge syndynamische Verbindung bilden.

Im Landkreis Bamberg gebe es noch ein größeres Vorkommen der Sandgrasheide in Pettstadt, das nicht nur unter Naturschutz gestellt wurde, sondern auch bestens gepflegt und sogar touristisch genutzt werde. Es könne nicht nachvollzogen werden, warum derartige Kleinodien im Landkreis Neumarkt "offenbar nicht die Wertschätzung erhalten wie in anderen Landkreisen".

Das Landschaftsschutzgebiet „Sulzbürg mit Schlüpfelberg“ soll um zehn Prozent seiner Fläche, also um über 74 Hektar, reduziert werden. Dabei handelt es sich im geringeren Teil um bereits bebaute Flächen, der größere Teil soll offenbar zur Bebauung freigegeben werden. Besonders kritisch sieht der Bund Naturschutz dabei die Freigabe der Ortschaft Sulzbürg für weitere Bauvorhaben. Hier hat es 1982 einen dramatischen Hangrutsch gegeben. Der relativ instabile Sandstein ruhe auf einer Schicht von Opalinuston. Nach anhaltenden Regenfällen im Herbst 1981 geriet der Hang Richtung Körnersdorf ins Rutschen und verursachte Schäden an Gebäuden, die sogar in einigen Fällen zum Abriss führten. Um den Hang einigermaßen zu stabilisieren, mussten damals 2,5 Millionen DM ausgegeben werden. Als Ursache für den Abrutsch des Erdreichs wurde von der Landesgewerbeanstalt Nürnberg vor allem die Belastung durch die Bebauung festgestellt.

Die Zeugenberge, insbesondere der Sulzbürg, sind nach Angaben der Naturschützer in einer Gefahrenhinweiskarte vom Landesamt für Umwelt als stark gefährdet für Erdrutsche ausgewiesen. Deshalb sollte die Ortschaft Sulzbürg unbedingt im Landschaftsschutzgebiet verbleiben, weil damit eher eine behutsame zusätzliche Bebauung sichergestellt werden könne. Bei Bauvorhaben wird außerdem jeweils eine geologische Untersuchung empfohlen.
12.07.18
Neumarkt: "Naturdenkmal in Gefahr"
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